"Hallenbad war nicht der Auslöser":Wolfratshauser Sportreferent tritt zurück

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Benedikt Brustmann hört als Stadtrat auf, weil er für seine Unternehmen zu oft im Ausland ist. Das habe nichts mit seinem Nein zum Bad und den Anfeindungen zu tun.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Benedikt Brustmann will als Stadtrat der Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) und Sportreferent zurücktreten. Das hat der 38-Jährige am Dienstag Bürgermeister Klaus Heilinglechner und allen Mitgliedern des Stadtrates schriftlich mitgeteilt. Brustmann begründet seinen Entschluss mit beruflicher Belastung: Als Geschäftsführer der Firma "Brumaba", die er mit seinen beiden Brüdern leitet, hat der Waldramer zum Jahresbeginn eine weitere Firma in der Schweiz übernommen.

Für seine Fraktion kommt das nicht überraschend. Brustmann habe sie bereits im Frühjahr bei Gesprächen angekündigt, erzählt der Fraktionssprecher der BVW, Josef Praller. Man habe ihn daraufhin gebeten, abzuwarten, wie sich die Situation entwickle. Schließlich sei Brustmann als junger Stadtrat und Sportreferent der Fraktion wichtig gewesen, man habe ihn unterstützt und etwa im Bauausschuss immer wieder von anderen Stadträten vertreten lassen. Die Situation aber, sagt Brustmann, habe sich nicht entspannt. Er sei seit Jahresanfang jede zweite Woche in Bern und zudem für sein Wolfratshauser Stammunternehmen etwa 15 Wochen im Jahr unterwegs, meistens im Ausland. "Jede der beiden Firmen erfordert meine volle Aufmerksamkeit. Ich kann mein Amt als Stadtrat mittel- und langfristig nicht mehr weiterführen."

Brustmann hatte sich im September mit seiner Fraktion gegen eine Beteiligung am interkommunalen Hallenbad ausgesprochen und ist dafür vor allem in sozialen Netzwerken zum Teil heftig kritisiert worden. Mit den Diskussionen ums Hallenbad aber habe sein Entschluss nichts zu tun, beteuert der Waldramer. "Natürlich ist es unschön, wenn über einen geschrieben wird und man in der Kritik steht", sagt Brustmann. Er bedauere, dass die Argumente zum Hallenbad in der öffentlichen Diskussion kaum vorkommen, sagt Brustmann. Schließlich habe man nicht das gemeinsame Bad, sondern die Beteiligung am Betriebskostendefizit abgelehnt. Er habe sich seine Meinung gebildet und seine Entscheidung getroffen. "Ich habe kein Problem damit, wenn jemand anderer Meinung ist", sagt der Noch-Sportreferent. Allerdings finde er es bedenklich, "dass teilweise mit Halbwissen geschossen wird und die Fakten nicht gelten, vor allem in den sozialen Medien."

In Bezug auf seinen Rücktritt betont Brustmann jedoch: "Das war kein Auslöser. Eher hätte dies zur Folge haben müssen, dass ich abwarte, bis sich das Ganze gelegt hat." Letztendlich aber gebe es keinen besseren oder schlechteren Zeitpunkt. Er habe eigentlich bis zum Jahresende warten wollen, sagt Brustmann. Allerdings sei er bei den letzten beiden Stadtratssitzungen verhindert: Im November sei er auf einer Messe in Düsseldorf, im Dezember im Iran. Daher habe er seinen Entschluss, den er sich lange überlegt habe, nun mitgeteilt. Seine Ämter aufzugeben, falle ihm schwer, sagt Brustmann. Schließlich habe ihm die Arbeit als Stadtrat "viel Spaß gemacht" - auch fraktionsübergreifend. "Es ist mir eigentlich immer gut gelungen, mit jedem vernünftig zu reden." Er habe sein Amt immer ernst genommen, sagt der Vater von zwei Kindern. "Aber dafür braucht man viel Zeit."

Seine Fraktion respektiert die Entscheidung mit Bedauern: "Es ist schade, dass der Benedikt geht", sagt Praller. Schließlich habe Brustmann in seinen drei Jahren im Stadtrat viel bewirkt, etwa mit viel Arbeit die neuen Kriterien für die Sportlerehrung festgelegt. Als Sportreferent habe sich der 38-Jährige auch mit den Vereinen sehr intensiv auseinandergesetzt, sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner. Dass er nun ausscheide, sei "sehr sehr schade und auch für die Stadt ein großer Verlust". Er respektiere mit seiner Fraktion jedoch die Entscheidung. Schließlich habe Brustmann auch noch ein Privatleben mit seiner Familie. Als Stadtrat habe er den 38-Jährigen geschätzt, sagt Heilinglechner. Brustmann habe sein Mandat stets ernst genommen und sei "eben keiner, der die Sachen nur halbherzig abnickt".

Brustmanns Antrag auf Rücktritt wird bereits in der kommenden Stadtratssitzung am Dienstag, 18. Oktober, behandelt. Stimmt das Gremium zu, rückt ein BVW-Kandidat nach. "Wir werden als Fraktion versuchen, die Lücke so schnell wie möglich zu schließen", sagt Heilinglechner. Auf der Liste der Gruppierung ist Maximilian Schwarz vorgesehen, mit dem laut Heilinglechner bereits erste Gespräche geführt wurden. Als Mitglied des DJK Waldram und aktiver Fußballer und Tennisspieler ist der 29-jährige Produktmanager prädestiniert für das Amt des Sportreferenten. Wie er zum Hallenbad-Beschluss seiner Gruppierung steht, ist nicht bekannt. Im Wahlkampf hatte Schwarz verkündet, er wolle sich vor allem für die interkommunale Zusammenarbeit einsetzen.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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