Schmuckfoto:Harmlose Rüge

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Kaiser Karl vom Untersberg hat viel G'schichten g'hört von die Leit", heißt es einmal im Jahr in Benediktbeuern, wo sich die Haberer zum traditionellen Haberfeldtreiben auf dem Dorfplatz sammeln. 13 Handlanger von Karl dem Großen kamen so auch am vergangenen Dienstag zusammen, um eingepackt in dichte Bärte und alpenländischen Loden die Beirer und Beirerinnen für ihre Vergehen zu rügen. Ursprünglich handelte es sich beim Haberfeldtreiben um eine Art Laienpranger: Männergruppen zogen des Nachts lärmend zu den Häusern von Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen, die gegen gesellschaftliche Normen verstoßen hatte, und stellten diese öffentlich bl0ß. Die Opfer waren etwa Frauen mit unehelichen Kindern, aber auch Viehdiebe konnte es treffen, sowie Leute, denen Vergehen einfach angedichtet wurden. Weil es wiederholt zu Exzessen gekommen war, wurde der Brauch schließlich behördlich immer weiter zurückgedrängt. Nur wenige Orte in Oberbayern reinszenieren das Haberfeldtreiben heute noch. Wo Menschen früher aufs Derbste "zuagetrieben" wurden, wird heute aber eine harmlose Show veranstaltet, und liebevoll über die kleine Hoppalas der Mitmenschen gescherzt. So verlas der Haberfeldmeister Michael Wolff heuer, wie die verkaterte Anna beim Rühren des Kaiserschmarrns für den Christkindlmarkt die Eiermenge verpatzte, und dem Bene mit seinem E-Lastenbike der Strom ausging. Darüber konnten alle herzlich lachen. "Leit losst's die Sochn net bleiben/ mia woll'n nächstes Jahr wieder treiben", sagte der Haberfeldmeister zum Abschluss gütig.

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