Gymnasium Schäftlarn:"Fast eine Nummer zu groß"

Gymnasium Schäftlarn: Theatergruppenleiter Herbert Schmid (links) und Co-Regisseur Ruven Bircks bei den Proben für die russische Gesellschaftssatire "Der Selbstmörder" am Schäftlarner Gymnasium. Die beiden haben sich heuer für eine traditionelle Inszenierung entschieden. Am Freitag ist Premiere.

Theatergruppenleiter Herbert Schmid (links) und Co-Regisseur Ruven Bircks bei den Proben für die russische Gesellschaftssatire "Der Selbstmörder" am Schäftlarner Gymnasium. Die beiden haben sich heuer für eine traditionelle Inszenierung entschieden. Am Freitag ist Premiere.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Theatergruppe spielt die russische Komödie "Der Selbstmörder". Herbert Schmid und seine Schüler lieben die Herausforderung - und skurrilen Humor

Interview Von Stephanie Schwaderer

Leicht macht es sich die Theatergruppe des Schäftlarner Gymnasiums nicht. Nach "Macbeth" und "Peer Gynt" bringen die rund 40 Schüler heuer ein weitgehend unbekanntes Drama des russischen Autors Nikolai Robertowitsch Erdman aus dem Jahr 1926 auf die Bühne. Die Komödie "Der Selbstmörder oder: Die Liebe zur Leberwurst" spielt zur frühen Stalin-Zeit. Ausgesucht hat sie Herbert Schmid. Der promovierte Theologe und Absolvent der Münchner Kunstakademie unterrichtet am Gymnasium die Fächer Kunst und Religion. Die Leitung der Theatergruppe hat er 2013 übernommen.

SZ: Herr Schmid, was gefällt Schäftlarner Schülern an einer russischen Satire aus den frühen Zwanzigerjahren?

Herbert Schmid: Der skurrile Humor, das fast schon Absurde. Die Auswahl des Stücks hat sich diesmal tatsächlich länger hingezogen - wir haben einfach nichts Passendes gefunden. Dann ist mir im vergangenen Sommer irgendwann dieses Stück eingefallen, das mir vor einiger Zeit eine befreundete Regisseurin empfohlen hatte. Ich habe es meinen Co-Regisseuren zum Lesen gegeben, und sie waren sofort einverstanden.

Wer sind Ihre Co-Regisseure?

Ruven Bircks und Elias Emmert, beides ehemalige Schüler und Mitglieder unserer Theatergruppe. Ruven studiert mittlerweile Theaterwissenschaften an der Uni in München und Elias Regie an der Otto-Falckenberg-Schule.

Kam das Stück bei den Schülern dann auch so gut an?

Na ja, am Anfang gab es schon eine gewisse Ratlosigkeit. Man findet beim Lesen nicht so leicht hinein. Aber bald zieht einen die Komik in ihren Bann.

Wie passen Komik und Selbstmord zusammen?

Um Selbstmord geht es nicht wirklich. Der Protagonist, Semjon, der unter den politischen Verhältnissen leidet, gerät wegen eines Missverständnisses ins Gerede. Seine Nachbarn bringen das Gerücht in Umlauf, er wolle sich umbringen. Plötzlich tauchen verschiedenste Interessenvertreter - von der Partei bis zur orthodoxen Kirche - auf, die Profit aus seinem Selbstmord schlagen wollen. Das Ganze gipfelt in Semjons vermeintlicher Beerdigung, bei der er schließlich selbst eine leidenschaftliche Rede hält und erklärt, dass er für keinerlei Ideale zu sterben bereit ist - eine Kritik am Enthusiasmus der Revolutionäre. Das Stück ist eine historische Gesellschaftssatire, die Typen erinnern an Gogols "Revisor".

Klingt nach einer großen Herausforderung - selbst für Oberstufler.

Eigentlich ist das Stück fast eine Nummer zu groß für uns. Aber das waren "Macbeth" und "Peer Gynt" auch. Wir proben seit Schuljahresbeginn, haben sechs oder sieben Theaterwochenenden hinter uns und wahnsinnig viel über das Stück gesprochen. Natürlich muss man auch Abstriche machen. Die Tradition, schwierige Dramen aufzugreifen, haben meine Vorgänger begründet. Sie haben viel Sartre und Camus gespielt. Eine solche Überforderung ist gar nicht schlecht. Die Schüler strecken sich nach der Decke - und sie machen das toll! Wenn ich sehe, wie sich alle da reinhängen, das erstaunt mich immer wieder.

Gibt es im "Selbstmörder" genügend weibliche Rollen?

Leider nein, das ist häufig unser Problem und diesmal ganz besonders, weil wir derzeit deutlich mehr Mädchen als Jungen in der Theatergruppe haben. Semjons Frau und seine Schwiegermutter sind aber zum Beispiel zwei starke Frauenrollen. Darüber hinaus haben wir einige Männerrollen mit Frauen besetzt.

Ein Regie-Kniff wie die doppelte Besetzung der Hauptrollen bei "Macbeth"?

Nein, das nicht. Obwohl diese Idee damals auch der Not entsprungen war, nicht genügend Rollen für herausragende Spieler zu haben. Diesmal haben wir uns für eine traditionellere Inszenierung entschieden. Wir verzichten in diesem Jahr zum Beispiel auch auf Projektionen. Man muss immer schauen, was zum Stück passt.

Zieht es Sie selber auf die Bühne?

Nein. An der Akademie habe ich für eine Freundin, die in einem Laientheater spielte, das Bühnenbild gemalt. Irgendwie ist es dann passiert, dass ich plötzlich selber auf der Bühne stand. Deshalb kann ich mich gut in die Schüler hineinversetzen. Wenn ich sehe, wie sie auf die Premiere hinarbeiten, wie das Lampenfieber steigt, dann erinnere ich mich: Ja, genau so hat sich das angefühlt.

Premiere im Schäftlarner Gymnasium (Aula) ist am Freitag, 22. März; weitere Aufführungen am 23., 25., 27. und 29. März, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt frei

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