Artistik im Kloster:Cirque du Soleil selbstgemacht

Artistik im Kloster: Die Schüler des Gymnasiums Schäftlarn führten allerlei akrobatische Kunststücke vor.

Die Schüler des Gymnasiums Schäftlarn führten allerlei akrobatische Kunststücke vor.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein P-Seminar und die Akrobatikgruppe des Schäftlarner Gymnasiums entführen die Zuschauer auf eine Reise zu Naturwundern dieser Welt.

Von Laura Geigenberger

So manchem Zuschauer entfährt ein entzücktes Seufzen, als das ungleiche Paar Hand in Hand die Bühne betritt. Behutsam hebt der Oberstufler das kleine Mädchen im weißen Gymnastikanzug hoch. Die Akrobatin streckt sich, bis sie waagrecht in der Luft liegt, breitet weit die Arme aus. Es scheint, als wären die Hände des ganz in Blau gekleideten Jungen ein Ozean. Und über ihn gleitet ein helles Segelschiff hinweg.

"Naturwunder" lautet das Thema der diesjährigen Akrobatikshow, die das P-Seminar "Bewegungskünste" unter der Leitung von Lehrerin Judith Tillmann mit der Akrobatikgruppe des Schäftlarner Gymnasiums am Montagabend erstmals präsentierte. Mit Kunststücken vor selbstgemalten Kulissen entführen die rund 100 Beteiligten ihr Publikum auf eine "FaszinaT(o)ur" - eine Reise rund um die Welt, in der sie verschiedene Kontinente und Kulturen besuchen.

In die Rolle der Reiseführerinnen auf dieser Expedition durch die Naturreiche der Erde - Gletscher, Dschungel, Ozeane und Wüsten - schlüpfen zwei Abenteurerinnen, Lea und Ella genannt. Sie haben ein großes Ziel: Sie wollen für ihren Blog Videos filmen - als Abwechslung zu ihren "Schmink-Tutorials". Während ihrer Drehversuche werden sie allerdings ständig unterbrochen - ein roter Faden, der sich unterhaltsam durch das spektakuläre Programm zieht, das immer wieder an den Cirque du Soleil erinnert.

Die erste Station der Freundinnen sind die Berge, über deren schnee- und eisbedeckte Gipfel der Wind fegt. Im Schwarzlicht lassen Tänzerinnen zunächst Bänder wirbeln, bevor Akrobatinnen durch Hebefiguren Bergketten und Felsformationen darstellen. Auf Gletscherhöhe verbiegen sich waghalsige Luftakrobatinnen an ihren Requisiten. Doch die besinnliche Ruhe währt nicht lange, denn plötzlich stürmen Skifahrer heran und verbreiten mit gewagten Salti, Backflips und Schrauben krachige Après-Ski-Stimmung.

So bunt und belebt wie der wimmelnde und wuselnde brasilianische Regenwald sind auch die Nummern im zweiten Teil der Reise. Schon zu Beginn ihres Video-Drehs müssen Ella und Lea kreischend vor Schlangen(-künstlerinnen) Reißaus nehmen. Das Publikum indes lässt sich von den Reptilienmustern auf den Hosen der Akteure ebenso wenig abschrecken wie von einer leichtfüßigen Spinne, die zusammen mit feingliedrigen Echsen einen Tanz aufs Parkett legt. Passend zur fröhlichen Feierkultur Brasiliens kommen nun auch erstmals Jonglage-Einlagen dazu, bei denen Diabolos und Leuchtpois unter dem anfeuernden Klatschen der Zuschauer um die Wette hüpfen. Natürlich darf auch King Louie aus dem Dschungelbuch nicht fehlen, der seine außer Rand und Band geratene Affenherde auf dem Trampolin umherscheucht - selbst aber mit seinen plumpen Sprüngen nur lautes Gelächter erntet.

Artistik im Kloster: Leuchtpoi-Jonglage mit Schwarzlicht.

Leuchtpoi-Jonglage mit Schwarzlicht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Nach kurzer Pause, in der die Anwesenden selbstbelegte "Gletschersemmeln" genießen, führt die Reise weiter an die Küste. Dort lässt eine große Gruppe Beachboys und -girls Ella zum dritten Mal nicht aussprechen, sondern unterbricht ihr Video kurzerhand mit einem Flashmob, einer überraschend aufgeführten Massenchoreografie, zu Klängen aus dem Film "High-School-Musical". Dass Strand und Tanz bestens zusammenpassen, findet auch das Publikum. Ob von den grazilen "Algentänzern", die sich im Wasser wiegen, oder Breakdance, Shuffle und Diabolos mit tollsten Neonlichteffekten - spätestens hier lässt es sich zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen. Auch viel Sand, diesmal allerdings ohne Meer, gibt es auf der letzten Etappe, die durch die Wüste führt. Passend zur Umgebung formen Artisten spektakuläre, mehrstöckige Menschenpyramiden und langgezogene Dünenlandschaften.

Anders als auf den vorherigen Stopps findet sich für Lea und Ella mit den Weiten der Wüste nun endlich ein geeigneter Ort, um ihr Video zu Ende zu filmen. Dafür ist es auch höchste Zeit, denn vor ihrer Rückkehr von der Welttour haben die beiden Abenteuerinnen ihren "Followern" noch eine wichtige Botschaft mitzuteilen: Die Welt sei voller Naturwunder, spricht Ella in die Handykamera, "doch wer weiß, wie lange es sie noch gibt, wenn wir nicht anfangen, auf unsere Umwelt zu achten".

Artistik im Kloster: Spektakel im Dschungel: Gekonnt präsentieren zwei Schülerinnen atemberaubende Luftakrobatik am Ring.

Spektakel im Dschungel: Gekonnt präsentieren zwei Schülerinnen atemberaubende Luftakrobatik am Ring.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ihre letzten Worte richtet Ella direkt an die Zuschauer: "Jeder kann zum Schutz der Natur beitragen. Jetzt ist es Zeit, etwas zu tun!" Das Publikum stimmt zu - mit donnerndem Applaus.

Eine letzte Aufführung im Kloster Schäftlarn (Turnhalle) gibt es am Freitag, 16. November, Beginn 19 Uhr

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