Theater am Gymnasium Geretsried:Entgleiste Thermomix-Party

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"Gemixte Gefühle", gespielt von Schülerinnen und Schülern des P-Seminars Theater der Q12. (Foto: Hartmut Pöstges)

Leiterin Andrea Mahlendorff ist stolz auf ihr P-Seminar: "Jedes Wort haben die Schüler selbst geschrieben."

Von Susanne Hauck, Geretsried

Mit "Gemixte Gefühle" haben die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Theater am Gymnasium Geretsried ordentlich etwas angerührt: Drinks, Thai Curry und Maulwurfdessert. Und wer da Appetit bekam - die Radieschen-Kresse-Häppchen gab es nicht nur auf der Bühne, sondern auch zur Verkostung in der Pause.

Aber hier ging es ja nicht um eine Kochvorführung, sondern um ein Theaterstück. Die Handlung: Der von seiner Ehe frustrierte brave Luc (Laurin Thoma) veranstaltet für seine befehlsgewohnte Frau, Yoga-Tante Elena (Lena Schubert), einen Thermomix-Abend, damit sie kochen lernt. Nach und nach schneien als Gäste herein: Elenas stockbayerische Eltern, Mama Maria (patente Hausfrau wie aus dem Bilderbuch und mit authentischem Dialekt: Nina Bäumler), Vater Hansi (mit Bierruhe: Quirin Raßhofer), die maulige Teenie-Tochter (kaugummi-dauerkauend und sehr überzeugend: Lilly Prokraka) mit zugedröhnten Freundinnen (Lina Grünert und Carina Totzauer), Gscheidhaferl und Physik-Professor Alex (Max Plato) mit seiner Frau Vroni (Elisa Schöfmann), der scotchtrinkende piekfeine Aufreißer Nick (Nandi Möss), Lucs blasierte Schwester Amelie (Emma Ramadani) mit ihrer instagramsüchtigen Russenfreundin Nastja (herrlich klischeehaft: Kalisa Jurladzija) und dazu noch eine gute Seele namens Sonja (Maria Weichlein). Ihre Maschine voll im Griff hat Laura Sauer als tüchtige Thermomix-Repräsentantin.

Schon bald wird klar, dass viele Konflikte schwelen, es gibt verletzte Gefühle und Unzufriedenheit bei den Paaren. Da hilft auch kein Thermomix-Drink mehr (der im Laufe des Abends reichlich serviert wird), sich die Beziehung schön zu trinken. Das alles wird aufgedeckt, als die Teenies (Achtung, Spoiler!) zum Spaß heimlich eine rauschhafte Substanz in den Brownie-Teig rühren. Durch die Droge enthemmt, flirtet der gefügige Luc mutig mit der lebenslustigen Russin, Vroni emanzipiert sich von ihrem überfürsorglichen Mann, ein anderes Paar findet wieder zueinander.

Es ist eine reife Leistung, was die Zwölftklässler in der zweistündigen Vorstellung auf die Bühne gebracht haben. "Jedes Wort haben die Schüler selbst geschrieben", sagte Seminarleiterin Andrea Mahlendorff hinterher stolz. Auch das Bühnenbild überzeugte. Die Protagonisten agierten in einer schicken Küche mit Bar, links und rechts davon gab es noch "Wohnzimmer" und "Terrasse", wohin die Darsteller aufgeräumt wurden, die gerade nicht im Rampenlicht standen. Ein kluger Regieeinfall. Ebenso lobenswert war die Rollenverteilung, fast alle 14 Darstellerinnen und Darsteller hatten in etwa gleichwertige Parts.

Vor allem im ersten Akt zeigt sich "Gemixte Gefühle" als Boulevardkomödie im besten Sinne, die mit lustigen Dialogen viele Lacher und großen Applaus erntete. Da meint Physiker Alex nach der Beschreibung der Thermomix-Wundermaschine staunend, "was die alles kann, das klingt ja wie aus Top Gun". Repräsentantin Sabine zieht streng ihr Kochprogramm durch, Öko-Tussi Elena wirft beim Teigrühren bald das Handtuch und Papa Hansi schafft es fast, das Ding zu schrotten ("Ich kenn mich mit dem Graffel nicht aus"). Amelie und Nastja sind böse Lästerschwestern und Teenie-Tochter Justine ist von ihrer Mutter so genervt, dass sie beschließt: "Die kriegt noch einen zweiten Brownie." Im zweiten Akt zeigen sich einige unnötige Längen, die aber dank witziger Einfälle (die Darsteller liefern sich ein Tanz-Battle und Elena saust mit einem E-Scooter durch die Schule) schnell vergessen waren.

Schön, dass die Theaterstücke des P-Seminars nach Corona endlich wieder live stattfinden und die 17- und 18-Jährigen zeigen können, was sie sich erarbeitet haben.

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