Gute Noten für die Stadt:Wolfratshausen wird "fahrradfreundliche Kommune"

Fahrradfreundliche Kommune Wolfratshausen

Freude mit Helm: Sarah Guttenberger, Johannes Ziegler, Robert Burschik, Susanne Lender-Cassens, Klaus Heilinglechner und Susanne Leonhard (v.li.).

(Foto: Leonard Scharfenberg/oh)

Arbeitsgemeinschaft zieht nach einer Probefahrt ein positives Fazit und schlägt die Stadt für die Auszeichnung vor. Verliehen wird der Titel im Herbst

Von Leonard Scharfenberg

Eine seltene Prozession ist am Mittwoch durch die Wolfratshauser Straßen gerollt. Eineinhalb Stunden lang waren mehrere Stadträte zusammen mit Prüfern der "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen" (AGFK) und Vertretern des ADFC Bayern, des Verkehrsministeriums sowie von Polizei und Verkehrswacht mit dem Rad unterwegs. Durch diese sogenannte Hauptbereisung sollte festgestellt werden, ob Wolfratshausen den Titel "fahrradfreundliche Kommune in Bayern" verdient.

Wolfratshausen ist eines der 38 Gründungsmitglieder der AGFK, die sich seit 2012 für eine "feste organisatorische Verankerung der Radverkehrsförderung" einsetzt. Die Auszeichnung ist jedoch an strenge Auflagen gebunden. Bereits vor drei Jahren gab es eine erste "Vorbereisung", nun aber wurde es ernst. Am Donnerstag fand in der Flößerstadt die sogenannte "Hauptbereisung" statt. Mit positivem Ergebnis: "Mit Wolfratshausen kann eine weitere Kommune in Bayern offiziell als fahrradfreundlich ausgezeichnet werden", erklärt die AGFK nun auf ihrer Homepage.

Die Stadt habe das gut gemacht, sagte die stellvertretende Vorsitzende des AGFK und Zweite Bürgermeisterin von Erlangen Susanne Lender-Cassens (Grüne) am Donnerstag bei einem Abschlussgespräch im Rathaus. Seit der Vorbereisung 2015 sei "hier viel passiert". Es gebe "Ernsthaftigkeit und Interesse", sowie ein klares und stringentes Konzept für den Radverkehr. Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), der an der Radtour teilgenommen hatte, war sichtlich erleichtert, als Lender-Cassens diese Worte sprach. "Am Anfang habe ich gedacht: Wir scheitern schon am dritten Schild", scherzte er. Die Experten hätten einen ortsfremden Blick auf die Verkehrssituation in der Stadt gehabt. Das sei sehr vorteilhaft, da Ortskundigen viele Dinge nicht auffielen, so Heilinglechner.

Die Stadt muss laut AGFK jedoch noch einiges verbessern,etwa die Beschilderung

Die AGFK hat in ihrem Urteil allerdings noch einige "Hausaufgaben" für die Stadt formuliert: So sei zum Beispiel die Beschilderung der Radwege verbesserungswürdig, gab Lender-Cassens zu Bedenken. Zudem sei die Netzplanung für Radfahrer schwer nachvollziehbar. Auch die Straßenmarkierung müsse stellenweise überarbeitet werden, damit die Verkehrsführung für Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer leichter ersichtlich werde. Dabei biete es sich an, Piktogramme zu verwenden, damit auch Touristen und Radler, die kein Deutsch sprechen, sich im Straßenverkehr zurechtfinden. Schlussendlich merkte Lender-Cassens noch an, dass sich auf der Website der Stadt nur schwer ein Ansprechpartner für Radthemen finden lasse.

Heilinglechner versprach Verbesserungen in allen angesprochenen Punkten. Vor allem bei der Beschilderung sei ihm und der städtischen Radwegenetz-Beauftragten Susanne Leonhard während der Fahrt aufgefallen: "Da ist schon noch einiges zu machen." Wolfratshausen wolle aber weiterhin die "Fahrradbegeisterung nach vorne bringen", versicherte der Bürgermeister. So habe die Stadt alleine im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Euro für den Fuß- und Radverkehr ausgegeben. "Wir haben uns ins Zeug gelegt", sagte Heilinglechner.

Und das hat sich gelohnt: Der AGKV wird dem bayrischen Verkehrsministerium vorschlagen, Wolfratshausen als "fahrradfreundliche Kommune" auszuzeichnen, versprach Lender-Cassens. Verliehen wird der Titel allerdings erst bei einer zentralen Veranstaltung im Herbst. Die Stadt darf sich dann die kommenden sieben Jahre damit schmücken. Wolfratshausen erhalte so einen Vorteil gegenüber anderen Städten, sagte Heilinglechner. Das zeige sich nicht zuletzt daran, dass die Wolfratshauser beim jährlichen Stadtradeln den Nachbarn aus Geretsried meilenweit voraus seien.

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