Günstig wohnen:Leben im Wagon

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Weil Wohnraum knapp und teuer wird, sind innovative Lösungen im Trend

Von Benjamin Engel

Auf etwa 30 Quadratmetern individuell und energieautark zu leben: Das macht Sägewerksbesitzer Josef Geisberger auf seinem Betriebsgelände in Lengenwies möglich. Auf halber Strecke zwischen Eurasburg und Beuerberg hat er einen sogenannten mobilen "Wohnwagon" aufstellen lassen.

Das Häuschen auf Rädern ist mit Bad, Küche und Schlafplatz komplett eingerichtet. Dank Fotovoltaikanlage auf dem Dach und Solar-Holz-Zentralheizung versorgt es sich selbst mit Wärme und Strom. Eine Pflanzenkläranlage reinigt das Abwasser. An diesem Wochenende, 20. und 21. Oktober, wird Geisberger den Wohnwagon mit einem Fest eröffnen.

Als Standort ist für den Sägewerksbesitzer sein Betriebsgelände ideal. Das mobile Heim bestehe aus demselben Rohstoff Holz, womit er selbst arbeite, sagt er. "Mit dem Projekt will ich ein Zeichen für moderne, umweltgerechte Wohnformen setzen." Wie es sich darin lebt, könnten die Gäste nun bei ihm ausprobieren.

In der Basisversion kostet ein "Wohnwagon" der gleichnamigen Firma aus Wien aber immerhin 54 000 Euro - mit 15 Quadratmeter Platz ohne Einrichtung und ohne energieautark zu sein. Wer in dieser Variante beides zusätzlich haben will, zahlt laut Unternehmenshomepage (www.wohnwagon.at) etwa 90 500 Euro, für die 33-Quadratmeter-Version circa 130 000 Euro.

Erst 2013 haben Theresa Steininger und Christian Frantal ihr Start-Up "Wohnwagon" in Wien gegründet. Für die umweltfreundlichen Häuschen auf Rädern verwenden sie Holz aus regionaler Herkunft. Mit Lehm und Schafwolle wird gedämmt. Jeder Wohnwagon wird in Holz aus regionaler Herkunft hergestellt.

Je nach Ausstattung kann solch ein Heim sogar Regenwasser auf dem Flachdach auffangen und in Tanks speichern. Damit lassen sich die Dusche und die Wasserhähne betreiben. Selbst in der Toilette entsteht aus den menschlichen Ausscheidungen Dünger.

Als innovatives Konzept für Gemeinschaftsprojekte, Leerstands- oder Zwischennutzungen beschreibt Steininger den "Wohnwagon". Damit ließen sich Grundstücke nutzen, auf denen klassische Bauprojekte nicht realisiert werden könnten. Viele Kunden ihres Unternehmens kämen aus dem Umkreis von München. In der Region könnten sich viele Wohnraum kaum noch finanziell leisten. "Neue Lösungen sind dort besonders dringend gesucht", sagt sie. Auf dem Gelände des Sägewerks wolle Geisberger ein Zentrum für Kultur und Austausch entwickeln. Veranstaltungen zu Zukunftsthemen sollten stattfinden. "Da passt die Zusammenarbeit mit Wohnwagon gut ins Konzept", sagt Steininger.

Die Geschäftsführerin wird zur Eröffnung am Samstag, 20. Oktober, nach Lengenwies kommen, Beginn ist um 14 Uhr. Steininger stellt ihr Unternehmen zu Beginn einer Kurzvortragsreihe von 16.30 Uhr an vor. Außerdem geht es um Holz und Kultur sowie Kompost-Toilette. Rundgänge und weitere Vorträge schließen sich an. Gegen 19 Uhr spricht Klaus Harald Wittig über das fahrende Künstlerdorf "Bauhütte ONE". Thomas von Wittern von der Wunderbau UG befasst sich mit dem Thema "Syntopie statt Dystopie". Am Sonntag, 21. Oktober, geht es von 10.30 Uhr bis 15 Uhr weiter.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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