Grundschule Icking:Umstrittener Versuch

Bei der "Flexiblen Grundschule" gehen die Meinungen auseinander. Rektor Höck betont die Vorteile des jahrgangsübergreifenden Lernens, die Elternbeiratsvorsitzende spricht hingegen von Sparmodell.

Isabel Meixner

Für die Zweitklässler, die die Kombi-Klasse in der Grundschule Icking besuchen, bringt das neue Schuljahr einige Neuheiten: Plötzlich sind sie die Großen, die mit den Erstklässlern zusammen im Unterricht sitzen, und plötzlich geht es für sie, zumindest vom zweiten Halbjahr an, um Noten. Und noch eine Änderung gibt es für die Schüler: Ihre Grundschule ist eine von 80 Schulen, die bayernweit am Modellversuch "Flexible Grundschule" teilnehmen. Dabei werden Kinder in den ersten beiden Jahren gemeinsam unterrichtet und rücken je nach Lernschnelligkeit nach einem, zwei oder drei Jahren vor.

Vor drei Jahren wurde in Icking die Kombi-Klasse eingeführt, nachdem zu wenige Kinder angemeldet worden waren, um zwei Klassen zu bilden. Seither gibt es jeweils eine jahrgangsreine erste und zweite Klasse sowie eine Kombi-Klasse, in der Erst- und Zweitklässler gemeinsam unterrichtet werden. Daran ändert sich durch die Teilnahme am Modellversuch "Flexible Grundschule" kaum etwas, sagt Rektor Anton Höck.

Ein rechtlicher Vorteil für die Schüler sei künftig, dass es nicht mehr als Sitzenbleiben gelte, wenn ein Kind, das Probleme mit dem Lernen habe, drei Jahre in der kombinierten Klasse bleibe. Über ihre Erfahrungen tauscht sich die Ickinger Schule mit den Modellschulen in Taufkirchen am Wald, Oberau und Tegernsee aus, wodurch man sich gegenseitig "pädagogisch bereichern" könne, sagt Höck.

Elternbeiratsvorsitzende Kelly Wright sieht in der flexiblen Grundschule hingegen ein Sparmodell und steht dem Versuch kritisch gegenüber: "Es ist beliebig, dass ausgerechnet die ersten beide Klassen kombiniert werden." Sie spricht von einem Systembruch: "Wenn das Modell so toll ist, kann man das doch flächendeckend für alle Jahrgangsstufen einführen." 23 Schüler besuchen derzeit die Kombi-Klasse, 15 davon im zweiten Jahr.

Vor den Anmeldungen war Rektor Höck mit Lehrerin Konstanze von Unold in die Kindergärten gegangen, um das Modell zu erläutern. "Vom Inhaltlichen her musste ich die Eltern nicht überzeugen", sagt er. Das Modell ermögliche Schülern ein individuelles Lernen, und erlaube es, weg vom Frontalunterricht zu kommen. Von den Erfahrungen, die die Lehrer in der kombinierten Klasse machten, könne der Unterricht an der ganzen Schule profitieren. Aufgabenstellungen seien so formuliert, dass sie sowohl Erst- als auch Zweitklässler bearbeiten könnten.

Der gemeinsame Unterricht in der Kombi-Klasse wird ergänzt durch vier Differenzierungsstunden. In dieser Zeit kommt ein zusätzlicher Lehrer in die Klasse und die Kinder werden je nach Leistungsstand in zwei Gruppen aufgeteilt, sagt Konstanze von Unold, die die Kombi-Klasse unterrichtet: "Jedes Kind soll auf seinem Niveau arbeiten können." Während des Differenzierungsunterrichts bleiben die Schüler im selben Raum. Lediglich in Werken/Textiles Gestalten und während einer Sportstunde sind die Schüler getrennt. "Die Kombi-Klassen werden als Sparmaßnahme verstanden, sind aber ein großer Gewinn", sagt Höck. Er kann sich vorstellen, dass der gemeinsame Unterricht fortgesetzt wird, auch wenn das die Schülerzahl nicht mehr erfordern sollte.

Kelly Wright betont jedoch, dass das Modell in Icking nur wegen der engagierten Lehrer funktioniert: "Das steht und fällt mit den Einzelpersonen." Ihr Sohn Ben besucht seit diesem Schuljahr die jahrgangsreine erste Klasse, nicht die neu geschaffene Kombi-Klasse: "Das kam für mich nicht in Frage."

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