Grünen-Antrag zurückgestellt:Geburtshilfe in der Schwebe

Asklepios Stadtklinik Bad Tölz

Die Verhandlungen über den Fortbestand der Geburtshilfe in der Asklepios-Klinik laufen. Landrat Niedermaier hofft auf erste Ergebnisse im Februar.

(Foto: Manfred Neubauer)

In der Debatte über den Erhalt der Station in Bad Tölz sollen nun Experten die Kreisräte über die Gesetzeslage informieren.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Es gebe Gespräche und es werde an einer Lösung gearbeitet: Das sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) dem Kreisausschuss des Kreistags am Montag zum Erhalt der Geburtshilfe in der Tölzer Stadtklinik. Erste Ergebnisse hofft der Landrat den Kreisräten im Februar präsentieren zu können. Niedermaier sprach sich dafür aus, einen Experten einzuladen, der den Kommunalpolitikern darlegt, warum die Bundesgesetzgebung zentralen Geburtshilfe-Einrichtungen den Vorzug gibt. Ebenfalls eingeladen werden soll ein Vertreter des bayerischen Gesundheitsministeriums.

Die Grünen beharren darauf, Hebammen und Fachärzte anzuhören

Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte zur Sitzung den Antrag gestellt, im Gremium sollten die Hebammen und Ärzte aus dem Landkreis als Experten gehört werden. Wie Fraktionssprecherin Barbara Schwendner ausführte, möchte sie von den betroffenen Fachleuten hören, wie sich die Schließung der Geburtshilfe an des Asklepios-Stadtklinik auswirken werde. Ihrer Ansicht nach habe man in den Kreisgremien im "luftleeren Raum" über dieses Thema diskutiert. "Das war nicht unterfüttert mit Fachwissen", sagte Schwendner. Denn die Kreisräte hätten sich nur um Aspekte wie juristische und finanzielle Auswirkungen der Schließung gekümmert. "Wir möchten geklärt haben, ob der Verbleib einer Geburtshilfe in Bad Tölz den Frauen was bringt oder ob andere Strukturen für sie besser wären."

Mit den hiesigen Hebammen und Gynäkologen seien bereits Gespräche geführt worden, erwiderte Niedermaier. Zwei Treffen habe es gegeben. Was sie zu sagen hätten, sei klar: "Natürlich sind die alle für einen Erhalt der Geburtshilfe in Bad Tölz." Das Thema sei emotional, was verständlich sei, dies sei aber auf dem Weg zu einer Lösung nicht zielführend.

Der Landrat will das Gesundheitsministerium einbinden

Für ihn sei es daher viel wichtiger, jemanden einzuladen, der den Überblick über die bundesweiten Entwicklungen in der Geburtshilfe habe, sagte Niedermaier. Denn Studien darüber, ob eine zentrale oder dezentrale Versorgung richtig sei, fänden sich im Internet viele. "Was bundesweit im Gange ist, kann uns nur ein externer Fachmann sagen. Wir brauchen eine globale Sicht auf die Dinge." Der Landrat sprach sich dafür aus, auch das Gesundheitsministerium einzubinden. "Dort kann man uns sagen, was die bayerische Krankenhausplanung vorgibt." Martin Bachhuber, CSU-Kreisrat und Landtagsabgeordneter, versprach, in dieser Woche deswegen Gesundheitsministerin Melanie Huml anzusprechen.

Zum aktuellen Stand könne er sagen, dass Gespräche mit umliegenden Krankenhäusern geführt würden, sagte Niedermaier. Ziel sei es, gemeinsam eine Hauptabteilung Geburtshilfe zu schaffen. Ob dann ein Krankenhaus in einem der Nachbarlandkreise seine Ärzte nach Bad Tölz schicke oder neue eingestellt würden, sei offen. Eines indes sei sicher: "Die Summen, über die wir da reden, sind gewaltig. Es geht hauptsächlich um Personalkosten."

So ganz wollte Schwendner das nicht akzeptieren. Man könne doch zweigleisig fahren, sagte sie. Schützenhilfe erhielt sie von Günther Fuhrmann (Ausschussgemeinschaft), der gerne eine Statistik in Händen hätte, wie viele Frühgeburten, Geburten mit Komplikationen und Ähnliches es in der Tölzer Klinik im Durchschnitt gebe. Letztlich einigte man sich, den Antrag der Grünen zurückzustellen.

Die Geburtshilfe an der Tölzer Klinik steht vor dem Aus, weil nur zwei Belegärzte die knapp 600 Geburten jährlich begleiten - eine zu hohe Belastung für beide. Zudem verhindert das neue Antikorruptionsgesetz, dass die Belegärzte - wie bislang üblich - von der Klinik bei den hohen Zahlungen an eine Haftpflichtversicherung unterstützt werden. Bis Ende März läuft die Geburtshilfe noch. Der Landkreis plant, die Stadtklinik dauerhaft finanziell zu unterstützen, um die Geburtshilfeabteilung zu retten.

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