Großprojekt in Wolfratshausen:Startschuss fürs neue Quartier

Großprojekt in Wolfratshausen: Entwicklung am Bahnhof: Auf dem Kraft-Areal in Wolfratshausen wird derzeit eine große Baugrube ausgehoben.

Entwicklung am Bahnhof: Auf dem Kraft-Areal in Wolfratshausen wird derzeit eine große Baugrube ausgehoben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Nach erfolgter Baugenehmigung wird auf dem Kraft-Areal am Wolfratshauser Bahnhof eine riesige Baugrube ausgehoben. Dort sollen in zwei Jahren 117 Wohnungen und ein großer Supermarkt entstehen.

Von Konstantin Kaip

Die Scherbaum Unternehmensgruppe wurde in Wolfratshausen zuletzt fast ausschließlich mit einem zähen Bauprojekt in Verbindung gebracht: dem Neubau anstelle des Isar-Kaufhauses, den die zur Gruppe gehörende Untermarkt 7-11 GmbH plant. Dessen Rohbau könnte schon stehen, stattdessen aber hält sich an der Stelle seit bald eineinhalb Jahren hartnäckig die Ruine des halb abgerissenen Kaufhauses. Die Investoren können nun nach Einigung mit den Nachbarn den Abriss zwar wieder aufnehmen, allerdings nur in ganz langsamen Schritten. Unterdessen aber haben die Grünwalder mit ihrem zweiten, deutlich größeren Projekt in Wolfratshausen begonnen. Auf dem Kraft-Areal nördlich des Bahnhofs entsteht eine riesige Baugrube - für das größte Wohnprojekt in Wolfratshausen: 117 Wohnungen und ein großer Edeka-Markt sollen dort in etwa zwei Jahren Bauzeit errichtet werden.

Das rund 10 000 Quadratmeter große Grundstück, vormals ein Lager der Kraft Baustoffe GmbH, hat die Scherbaum-Gruppe von der Josef und Luise Kraft-Stiftung übernommen. Eingefädelt hat den Deal deren Vorsitzender, der Wolfratshauser Rechtsanwalt Harald Mosler, der auch das Isar-Kaufhaus an den Grünwalder Rainer Scherbaum vermitteln konnte. Zunächst sollte dort das "Loisachcenter" entstehen, ein Einkaufszentrum mit Lebensmittel-Vollsortimenter, Discounter, Elektrofachmarkt, einem Sport- und einem Textilmarkt sowie einer Bäckerei und einem Zeitungskiosk auf 6500 Quadratmetern Verkaufsfläche, 12,20 Meter hoch, zirka 30 Meter breit und bis zu 180 Meter lang. Im Norden des Areals war lediglich ein Wohnhaus mit 16 Wohnungen geplant. Im Februar 2019 hatte die Loisachquartier GmbH & Co. KG der Scherbaum-Gruppe dann überraschend ihre Pläne geändert: Aus dem Einkaufscenter wurde ein neues Quartier mit Supermarkt.

Großprojekt in Wolfratshausen: So soll das Gebäude mit Supermarkt und 47 darüberliegenden Wohnungen aussehen.

So soll das Gebäude mit Supermarkt und 47 darüberliegenden Wohnungen aussehen.

(Foto: Ehrl-Karpfer Architekten)

Entwicklungsflächen sind in einer der am dichtesten besiedelten Kommunen Bayerns Mangelware

Auf dem nördlichen Teil des Grundstücks sollen in einem knapp 100 Meter langen Gebäudeteil mit vier fingerartigen Querbauten, deren oberen Geschosse terrassenartig zurückversetzt werden, 70 Wohnungen entstehen. Im Süden wird ein Edeka-Markt mit Backshop und insgesamt circa 2200 Quadratmeter Verkaufsfläche errichtet, darüber sollen weitere 47 Wohnungen entstehen. Darunter ist eine zweigeschossige Tiefgarage mit 186 Stellplätzen vorgesehen, mit Verbindung zur 84 Stellplätze fassenden Tiefgarage der Wohnblocks. Der Stadtrat hat die Pläne mit großer Mehrheit befürwortet. Schließlich ist Wohnraum in Wolfratshausen ein knappes Gut, Entwicklungsflächen sind in einer der am dichtesten besiedelten Kommunen in Bayern Mangelware. Zudem sollen 29 der Wohnungen nach den Richtlinien der einkommensorientierten Förderung erstellt und vergünstigt vermietet werden. Zunächst wurde der Bebauungsplan geändert, aus dem bislang als "Sondergebiet" ausgewiesenen Areal wurde ein "Kerngebiet". Im März dieses Jahres stimmte der Stadtrat den Bauanträgen zu. Inzwischen ist die Baugenehmigung vom Landratsamt erteilt worden.

Bereits im Sommer, sagt der Projektleiter Frank Maiberger, seien die Gebäude auf dem Grundstück abgerissen worden, zu denen auch das Studio gehörte, in dem die Szenen auf der Polizeiwache der Serie "Hubert und Staller" gedreht wurden. Nun habe man mit dem Erdaushub für die Baugrube begonnen. Spätestens im Frühjahr, sagt Maiberger, solle dann mit dem Rohbau begonnen werden. "Wir gehen davon aus, dass die gesamte Bauzeit circa zwei Jahre dauern wird." Bis dahin soll auch ein Ausbau der Sauerlacher Straße erfolgen. Um das neue Wohnquartier besser zu erschließen, soll es eine Linksabbiegerspur zum Supermarkt und den Wohnhäusern geben. Der Ausbau beruht auch auf Optimierungsvorschlägen, die der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl 2017 im Auftrag der Stadt erarbeitet hat, damals noch in Hinblick auf das geplante Einkaufszentrum. Die Grünen hatten den Ausbau abgelehnt, da er für die modifizierte Planung mit vorwiegend Wohnungen und angesichts der Mobilitätswende nicht mehr nötig sei. Zudem sollen ihm sechs große Bäume, darunter alte Platanen, zum Opfer fallen. Dagegen gab es Protest von Anwohnern. Der Stadtrat entschied jedoch im Februar dieses Jahres, die Bäume für den Straßenausbau fällen zu lassen. Dafür soll es 24 Ersatzpflanzungen geben. Einen genauen Zeitplan für den Straßenausbau am Kraft-Areal gibt es laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) noch nicht. "Derzeit laufen noch die Abstimmungsgespräche mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim", erklärt er.

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