Großfeuer in ehemaliger Reitanlage:Zwei Tote nach Brand in Icking

Großfeuer in ehemaliger Reitanlage: Die ehemalige Ickinger Reithalle wurde ebenso von den Flammen zerstört wie die direkt angrenzenden Wohnräume der Sozialhilfeempfänger.

Die ehemalige Ickinger Reithalle wurde ebenso von den Flammen zerstört wie die direkt angrenzenden Wohnräume der Sozialhilfeempfänger.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bei einem Großbrand in Icking sind in der Nacht zum Montag zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Dritter erlitt schwere Brandverletzungen, ein Feuerwehrmann wurde leicht verletzt. Die frühere Reithalle war zu Wohnräumen umgebaut worden.

Von Claudia Koestler

Bei einem Großbrand in Icking in der Nacht zum Montag sind zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Dritter erlitt schwere Brandverletzungen und musste in eine Spezialklinik gebracht werden. Sechs weitere Bewohner sowie ein Feuerwehrmann wurden leicht verletzt. Das Feuer brach in dem ehemaligen Reiterhof am Isarweg aus, in dem sich seit Jahren Wohnräume für Sozialhilfeempfänger befinden. Derzeit können sich weder Einsatzkräfte noch Polizei zur Brandursache äußern. Brandfahnder der Kripo Weilheim und die Staatsanwaltschaft München II haben jedoch die Ermittlungen aufgenommen. Der Sachschaden beläuft sich ersten Schätzungen der Polizei zufolge auf mehrere 100 000 Euro.

Kreisbrandinspektor Christian Sydoriak spricht von einem "gewaltigen Feuer", Ickinger Anwohner beschreiben, "dass der ganze Himmel blutrot" gewesen sei, nachdem die Sirenen Alarm geschlagen hatten: Gegen 2.45 Uhr war bei der Integrierten Leitstelle Oberland die Meldung eingegangen, dass in dem ehemaligen Reitstall ein Feuer ausgebrochen war. "Zunächst hieß es noch, es handle sich um einen Zimmerbrand", erklärte Kreisbrandmeister Josef Limm, als er zusammen mit den Münsinger Kameraden und weiteren Feuerwehren aus der Region nach Icking zu Hilfe gerufen wurde. Neben den Ickingern und Münsingern waren auch die Feuerwehren Höhenrain, Gelting, Berg, Geretsried, Wolfratshausen, Ebenhausen, Hohenschäftlarn, Dorfen, Bad Tölz und Weidach ausgerückt, dazu kamen Rettungseinheiten aus Weilheim und Starnberg.

Zehn Personen sind laut Polizei in dem Gebäudekomplex als wohnhaft gemeldet, das dem Unternehmer Johann Abfalter gehört. "Als wir ankamen, liefen noch einige Bewohner aus dem Haus", sagt Limm. Doch drei Menschen galten zu dem Zeitpunkt bereits als vermisst. Deshalb konzentrierten sich die Einsatzkräfte zunächst auf die Rettung der vermissten Personen. Einen Mann konnten die Helfer noch schwer verletzt aus dem brennenden Gebäude bergen, der in eine Spezialklinik nach München gebracht wurde. "Aber es gab eine starke Rauchentwicklung, und dann ging es blitzschnell", sagt der Kreisbrandmeister. Das Feuer entwickelte sich rasant, breite sich massiv aus und griff auf weitere Gebäudeteile über, darunter die Reithalle, so dass die Einsatzkräfte zurückweichen mussten. Erst im Laufe des Vormittags gelang es den insgesamt rund 180 Rettern, den Großbrand unter Kontrolle zu bringen. Die B11, die mitten durch Icking führt, blieb aufgrund der Bergungs- und Rettungsmaßnahmen bis etwa 11.30 Uhr für den Verkehr gesperrt. Zwei Personen konnten die Retter allerdings schließlich nur noch tot in den Gebäudetrümmern finden. Ihre Identität war bis zum Redaktionsschluss ungeklärt, da sie nach Angaben eines Polizeisprechers "bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind."

Die Gemeinde stehe "unter Schock", es sei ein "Wahnsinn", was passiert sei, beschrieb Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI). Sie war noch in der Nacht über den Brand informiert worden und hatte am Ort des Geschehens unverzüglich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die nun obdachlosen Überlebenden der Brandkatastrophe betreut und versorgt werden. In der Gemeinde hätten sich viele spontan bereit erklärt, sie zumindest zeitweise unterzubringen. Menrad ist voll des Lobes für die Retter ob des schwierigen Einsatzes, aber auch für Ickinger Bürger: "Es gab sofort eine große Hilfsbereitschaft, Nachbarn etwa haben Kaffee gekocht für die Bewohner und die Helfer." Auch Landrat Josef Niedermaier habe angerufen und Hilfe signalisiert, sollten nicht alle Bewohner in der Gemeinde untergebracht werden können.

Erst vor knapp zwei Monaten hatte Johann Abfalter, seit etwa zwölf Jahren Eigentümer der Reitschule und des umliegenden Geländes am Rande eines Naturschutzgebietes, seine Ideen für eine Umnutzung im Gemeinderat vorgestellt. Statt des heruntergekommenen Gebäudekomplexes wollte der Unternehmer, der insbesondere mit der "Leonhardsquelle" als Marktführer für Bio-Mineralwasser bekannt ist, das Areal vielfältig neu nutzen. Nicht nur plante er dort anstelle des Reitstalls Wohnungen, Büros, Tiefgaragen, einen Kindergarten und einen Hör- und Konzertsaal. Auf dem Gelände will Abfalter zudem ein Quellwasser mit heilender Wirkung gefunden haben, das er dort mit einem Abfüllbetrieb zapfen und vertreiben wollte - um seine, wie Abfalter es nannte, "Wasserapotheke" zu erweitern. Die dort lebenden Sozialhilfeempfänger hätten zur Umsetzung der Pläne eine neue Bleibe finden müssen.

Ein weiteres Problem hatte in eben jener Sitzung der Gemeinderat und Notarzt Christoph Preuss angesprochen: Die Ickinger Reithalle war mit asbesthaltigen Eternitplatten bedeckt - die nun bei dem Brand gesundheitsschädliche Stoffe freigesetzt haben könnten. "Bei einem solchen Brand sind die Kollegen immer mit Atemschutz unterwegs", erklärt Limm dazu. Allerdings sagt der Kreisbrandmeister auch, "dass alle, die dabei waren, Brandrauch abbekommen haben". Er hofft nun "dass es keine Nachwirkungen gibt." Eine Spezialfirma werde ihm zufolge nun wohl den Abtransport der Trümmerteile übernehmen müssen.

Großfeuer in ehemaliger Reitanlage: Etwa 180 Retter, darunter Feuerwehrleute aus Icking und Umgebung, waren im Einsatz.

Etwa 180 Retter, darunter Feuerwehrleute aus Icking und Umgebung, waren im Einsatz.

(Foto: Hartmut Pöstges)
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