Großaufnahme:Der Blick ins unendlich Kleine

Bienen größer als Menschen, Blümchen als Berge: Die Filmer Günter und Verena Peschke kommen mit ihren Makro-Aufnahmen ins Tölzer Marionettentheater. Über die Bühne drehen sie gerade einen Streifen in 3D.

Von Lea Utz

Das Innere eines Gänseblümchens erhebt sich als goldgelber Berg in den Raum, eilig bahnt sich eine Biene ihren Weg durch die Blüten. Jeder Pollen, der an den feinen Härchen ihrer Beine hängen bleibt, jede feine Linie, die ihre Flügel durchzieht, ist auf der Leinwand gestochen scharf zu sehen. Das Bildfeld in den Filmen der 3D-Experten Günter und Verena Peschke ist meist kaum größer als eine Streichholzschachtel. Darin eröffnen sich mikroskopisch kleine Welten, die dem menschlichen Auge sonst verborgen bleiben.

"Diese Aufnahmen sind weltweit einmalig", sagt Albert Maly-Motta, der in seiner Freizeit selbst 3D-Fotos macht und gemeinsam mit Karl-Heinz Bille das Tölzer Marionettentheater leitet. Wie die Peschkes gehören Maly-Motta und Bille der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie an. Mit den beiden renommierten 3D-Filmern aus Mering bei Augsburg verbindet die beiden eine lange Freundschaft, die nun in ein gemeinsames Projekt mündet: Am Freitag, 21. Oktober, werden im Marionettentheater mehrere 3D-Kurzfilme gezeigt.

Darunter ist auch der preisgekrönte Film "Das Leben ist (k)ein Honigschlecken", der mit atemberaubenden Makro-Aufnahmen unerwartete Einblicke in den Kosmos der Honigbienen eröffnet. Selbst Imker seien von dem Film begeistert, weil sie die Tiere so nah noch nie gesehen hätten, erzählt Günter Peschke.

"Die Nachfrage hält sich aber trotzdem eher in Grenzen", sagt der 75-Jährige - noch scheint es für diese speziellen Filmarbeiten in Deutschland keinen Markt zu geben. Dabei sind solch extreme Vergrößerungen filmisch nur sehr schwer umzusetzen: Jede Bewegung der Kamera muss mit Motoren gesteuert werden, denn schon das kleinste Zittern der Hände käme im Film einem Erdbeben gleich. Noch dazu haben die Tiere ihren eigenen Kopf und krabbeln oder fliegen häufig aus dem Blickfeld der Kamera. Man müsse schon geduldig sein, sagt Peschke.

Großaufnahme: Riesenbienen und Honigberge: Die Makro-Aufnahmen vergrößern die Fläche einer Streichholzschachtel auf Kino-Format.

Riesenbienen und Honigberge: Die Makro-Aufnahmen vergrößern die Fläche einer Streichholzschachtel auf Kino-Format.

(Foto: Günter Peschke/oh)

Das Ehepaar produziert aber auch Filme, die nicht aus Makro-Aufnahmen bestehen. Mit Maly-Motta und Bille setzten die Peschkes derzeit ein neues Projekt um: Ein Image-Film für das Tölzer Marionettentheater ist im Entstehen, der beim 3D-Abend in Ausschnitten vorgestellt wird. "Marionettentheater funktioniert zweidimensional nicht so gut", sagt Maly-Motta, "man muss die Tiefe einfach sehen." Der Film führt aber nicht nur vor und hinter die Kulissen des Theaters, sondern ist auch eine humorvolle Hommage an die Stadt Bad Tölz und die Region. Einmal steht der Zuschauer gefühlt mitten auf der sonnendurchfluteten Marktstraße, dann rauscht plötzlich die Isar mitten durch das Theater.

Wo der Film künftig gezeigt wird, ist noch offen. "Es wäre zum Beispiel denkbar, in der Tourist-Information einen 3D-Fernseher aufzustellen", sagt Maly-Motta. Darüber wolle man mit der Stadt sprechen. Bei einer Pressevorführung machte sich Susanne Frey-Allgaier von der Tourist-Information bereits ein Bild von den Aufnahmen. Eine weitere Möglichkeit sei es, die Aufnahmen als Vorfilm in 3D-Kinos zu zeigen. Die Dreharbeiten sollen im kommenden Jahr abgeschlossen sein.

Für die Vorführung im Marionettentheater hat Günter Peschke eigenhändig eine drei Meter breite und zwei Meter hohe Leinwand gebaut. Ein Spezialbelag und die 3D-Brillen ermöglichen es dem Zuschauer, die Aufnahmen räumlich zu sehen. Geht es nach Maly-Motta, dann wird der Filmabend nicht der letzte Ausflug in die Welt der 3D-Technik bleiben: Er kann sich vorstellen, in Bad Tölz einen 3D-Kongress zu veranstalten. Im Marionettentheater und im Planetarium gebe es genügend Platz.

Großaufnahme: Freuen sich auf 3D (v.l.): Susanne Frey-Allgaier, Albert Maly-Motta, die Filmer Verena und Günter Peschke sowie Karl-Heinz Bille.

Freuen sich auf 3D (v.l.): Susanne Frey-Allgaier, Albert Maly-Motta, die Filmer Verena und Günter Peschke sowie Karl-Heinz Bille.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

In Bad Tölz scheint das Interesse an den Filmen groß zu sein: Weil die Vorstellung bereits ausverkauft ist, haben die Leiter des Marionettentheaters für den frühen Abend eine Zusatzvorstellung angesetzt. Die Veranstalter bitten um rechtzeitige Vorbestellung, denn statt der üblichen 100 Plätze passen beim 3D-Abend nur 70 Besucher in den Zuschauerraum. "Die ersten beiden Reihen müssen leer bleiben", erklärt Maly-Motta - die 3D-Effekte lassen sich nur mit etwas Abstand bewundern.

3D-Filmabend im Tölzer Marionettentheater: Freitag, 21. Oktober, 17 und 19.30 Uhr. Nur für die erste Vorstellung sind noch Karten erhältlich. Vorverkauf in der Tourist-Info und im Stadtmuseum. Eintritt: 10 Euro, die 3D-Brillen werden gestellt.

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