Süddeutsche Zeitung

Verkehrskontrolle in Greiling:Polizei entdeckt neun Geflüchtete in Transporter

Die Personen hatten zuvor die deutsch-österreichische Grenze überquert. Sie gehören mutmaßlich der kurdischen Minderheit in der Türkei an.

Von Yannik Achternbosch, Bad Tölz-Wolfratshausen

In der Nacht zum Montag hat die Polizei auf der Ladefläche eines Transporters auf der B 13 nahe Greiling neun Geflüchtete entdeckt. Polizisten kontrollierten den Transporter bei einer Routine-Verkehrskontrolle und fanden dabei drei Männer, drei Frauen sowie drei Kinder im Alter von sieben, neun und 13 Jahren, die auf der Ladefläche zwischen Baugeräten und Eimern saßen.

Laut Angaben der Bundespolizei waren die neun Geflüchteten zuvor von mutmaßlichen Schleusern über die deutsch-österreichische Grenze gebracht und dann zurückgelassen worden. Auf der Suche nach Hilfe wandten sie sich an zwei Bekannte, die sie mit dem später kontrollierten Transporter abholten.

Das eigentliche Ziel der Geflüchteten war Hannover. Dort wollten sie bei einem Verwandten unterkommen. Da sie nicht über gültige Aufenthaltspapiere für Deutschland verfügen, hat die Polizei sie jedoch an eine Erstaufnahmestelle und damit in die Zuständigkeit des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übergeben.

Gegen die zwei Personen, die die Geflüchteten mit dem Transporter abgeholt haben, ermittelt die Bundespolizei wegen des Verdachts der Beihilfe zum illegalen Aufenthalt.

Die Ereignisse sind nicht vollkommen ungewöhnlich, immer wieder enden Fluchten auf der deutschen Seite der Grenze auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Ungewöhnlich ist dabei auch nicht, dass organisierte Schlepper den Geflüchteten helfen, die Grenze zu überqueren. Die Bundespolizei berichtet, dass die neunköpfige Gruppe für ihre Flucht durch Bosnien, Italien und Österreich etwa 30 000 Euro an Schleuser bezahlt habe, einer der Männer habe dafür sein Haus in der Türkei verkauft.

Eher ungewöhnlich ist allerdings die Staatsangehörigkeit der Geflüchteten: Sie stammen nicht etwa aus Syrien oder Afghanistan, alle neun Menschen kommen aus der Türkei. Rainer Scharf, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Rosenheim, sagte auf Nachfrage, dass es sich bei den Geflüchteten mutmaßlich um Kurden aus der Türkei handle.

Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat ihren Kurs gegen Angehörige der Minderheit zuletzt wieder deutlich verschärft. Im vergangenen Jahr hat Erdoğans Armee zudem kurdische Gebiete in Syrien und dem Nordirak massiv aus der Luft und auf dem Boden angegriffen. Diese Gründe könnten nach Ansicht von Experten dazu führen, dass Kurdinnen und Kurden der Türkei den Rücken kehren und wie die neun Geflüchteten auf der Ladefläche des Transporters versuchen, Deutschland oder ein anderes Land zu erreichen.

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