Greiling:Geräuschlos am Himmel

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Peter Brickwedde hat beim Mobilitätstag die teilnehmenden Elektroautos mit seinem umweltfreundlichen und geräuscharmen Ultraleichtflieger eskortiert. (Foto: Neubauer)

Mit seinem Elektroflieger legt Peter Brickwedde keine weiten Strecken zurück, aber er punktet bei der Umweltfreundlichkeit

Von Pia Ratzesberger, Greiling

Wenn Peter Brickwede den Motor ausschaltet, trägt ihn nur noch der Wind. Dann hält er Ausschau nach den Raubvögeln, die ähnlich wie er am Himmel kreisen. Beobachtet die Mähdrescher am Boden, von deren Feldern warme Luft aufsteigt. Riecht das frisch gemähte Gras, selbst in Hunderten Metern Höhe. Nur er entscheidet, wo es langgeht. Keine Straßen, keine Schienen - keine Schaffner. Der Hobbysportler fliegt ein sogenanntes Elektro-Trike, das heißt eine Art Drachen mit drei Rollen unter dem Sitz. Der Elektromotor unterstützt beim Start, verhilft dem 49-Jährigen in die Lüfte, dann aber verlässt er sich ganz auf die Thermik - der Aufwind bringt ihn und sein Gefährt voran.

Am Samstagnachmittag sind Brickwede und zwei andere Kollegen der Luftsportvereinigung Greiling mit ihren Elektrofliegern abgehoben, um eine Handvoll Elektroautos zu eskortieren. Die Energiewende Oberland hatte zur Fahrt von Miesbach über den Flugplatz Greiling, nach Penzberg, Weilheim, Starnberg und Bad Tölz aufgerufen. In Weilheim traf man auf die Teilnehmer der "eRuda", einer dreitägigen Elektroauto-Tour rund um den Ammersee.

"Bis zum Ortsausgang Tölz sind wir mitgeflogen", erzählt Brickwede. Ausnahmsweise habe er die Strecke alleine mit dem Elektromotor bestritten, etwa eine Dreiviertelstunde kann er damit in der Luft bleiben. Zwar kommt der gelernte Ingenieur mit seinem Elektrodrachen lange nicht so weit wie mit einem motorisierten Flugzeug, doch das stört ihn nicht. Man sehe insgesamt vielleicht weniger, aber dafür sei befriedigender, was man sehe, sagt Brickwede.

Früher hat er oft eine Cessna geflogen. In der Vierpersonenmaschine habe er sich aber nicht viel anders gefühlt als im Auto, trotz der Höhe. Mit 150 bis 200 Kilometer pro Stunde zog die Umgebung an ihm vorbei, "keine Zeit für Details", sagt Brickwede. Jetzt aber, mit etwa einem Drittel der Geschwindigkeit, kann er genießen. Der Elektrodrachen bedeutet für ihn auch Entschleunigung.

Manchmal nimmt er die Batterie für seinen Drachen einfach mit in die Arbeit, schließt sie tagsüber an der Steckdose an und fährt abends direkt zum Flugplatz. Noch ein, zwei Stunden in die Lüfte nach dem Stress des Arbeitstages. Immer wieder hört Brickwede, dass Leute aus der Gegend vermuteten, dass am Flugplatz in Greiling nichts mehr los sei, weil "da hört man ja nichts". Dann muss er schmunzeln. Die Elektromotoren sind so leise, dass ihn in der Luft, schon 100 Meter über dem Boden, niemand mehr wahrnimmt, sagt er. Die größten Gegner der Hobbyflieger seien sonst oft die Anwohner, beim Elektromotor aber gebe es solche Probleme nicht. Auch Kollege Wolfgang Prause, der sich erst vor wenigen Monaten ein sogenanntes Ultraleichtflugzeug gekauft hat, schätzt, dass der Elektromotor kaum Lärm macht. "Und er stinkt natürlich auch nicht nach Benzin", sagt der 59-Jährige. Sein Fluggefährt sieht im Gegensatz zu dem von Brickwede aus wie ein gewöhnliches kleines Flugzeug, gerade einmal 120 Kilogramm wiegt dieser Motorsegler. Auch hier ist der Elektromotor nur Starthilfe - sobald die Thermik trägt, schaltet Prause ihn ab.

Als reine Fortbewegungsmittel eignen sich die Elektroflieger Brickwede zufolge aber noch nicht. Dazu legten sie noch nicht genügend lange Strecken zurück und der nächste Flugplatz könnte zu weit weg sein. "Mal kurz ein paar Orte weiter auf einen Kaffee", sagt Brickwede, das gehe aber schon.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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