Schick und edel soll es sein, wenn Marie Deger und ihre 47 Mitschülerinnen vom Lenggrieser Mädchengymnasium St. Ursula in Hohenburg am Freitagabend ihren Abiball feiern: Deshalb hat die 18-jährige Oberstufensprecherin gemeinsam mit der 19-jährigen Alina Buisson den Waitzinger Keller in Miesbach als Veranstaltungsort ausgesucht. Im Kulturzentrum mit Jugendstilsaal samt Galerie wird erst ein Drei-Gänge-Buffet serviert. Dann spielt eine Band. Später legt ein DJ auf. Ein Fotograf steht bereit, um die Abiturientinnen in Ballkleid oder Dirndl, Verwandte und Lehrer zur Erinnerung im Bild festzuhalten.
Pro Person kostet das Essen mehr als 30 Euro - 280 Gäste werden erwartet. Der Eintritt kostet 40 Euro. Hinzu kommen die Miete für den Ballsaal mit etwa 3000 Euro, Band, Fotograf und DJ müssen bezahlt werden. Im Gymnasium zu feiern wäre für Deger aber nicht in Frage gekommen: "In der Aula ist es nicht so edel - und in der Turnhalle haben wir unser Abi geschrieben. Es sollte schon ein schöner Saal sein mit einer edlen Tafel für das Essen." Um die Feier finanzieren zu können, haben die Abiturientinnen gespart - jede hat einen Euro pro Monat zurückgelegt - und durch Pausenverkäufe oder Schulpartys im Tölzer Pistolero Club Geld eingenommen. Von Firmen haben sie sogar Spenden eingenommen. "Die Unternehmen stehen auf der Rückseite der Eintrittskarten", sagt Deger.
Es ist die Zeit der Abibälle im Landkreis: Die Korken knallen heute nur noch selten zwischen Weichbodenmatratzen und Gerätewagen in den Turnhallen. Die Schüler feiern in langen Roben und feinem Zwirn oder Tracht in großen Veranstaltungshallen. Das lassen sie sich auch etwas kosten: Rund 40 000 Euro gibt das Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasium für den Abiball aus. Gefeiert wird in der Bachmair-Weissach-Arena des renommierten Hotels in Rottach-Egern am Tegernsee, an diesem Samstag, ein Tag nach der Verleihung der Abiturzeugnisse. "Das Hotel hat uns die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt", sagt der 18-jährige Dominik Ströbel. Gemeinsam mit dem gleichaltrigen Max Czerweny gehört er zu den Hauptorganisatoren des Balls.
Allein schon rund 20 000 Euro kostet das Catering - es übernimmt der Tegernseer Partyservice Blümer, der dort auch für die Schiffsgastronomie zuständig ist - für die erwarteten 520 Gäste. Es gibt ein Drei-Gänge-Menü. Die Kosten für die Bühne und die Dekoration in Cremeweiß und Hellgrün mussten die Schüler selbst tragen. "Die Halle ist komplett leer gewesen", sagt Ströbel. Pro Person kostet der Eintritt 60 Euro. Um Geld einzunehmen, organisierten die Schüler unter anderem Oberstufen-Partys. Was für die Feier noch finanziell zu Buche schlägt, sind der Sicherheitsdienst und die Band. Die Musiker von Pianissimo sollen zunächst eher ruhigere Tanzmusik spielen, ehe von Mitternacht bis drei Uhr morgens ein DJ auflegt.
Schon vor einem Jahr hat die Suche nach dem passenden Veranstaltungsort begonnen. Das sei auch erforderlich, sagt Czerweny. "Außer der Loisachhalle sind praktisch alle Örtlichkeiten im Landkreis für eine Feier zu klein." Denn mit 151 Schülern sei der diesjährige Abiturjahrgang sehr groß. Im Gymnasium gibt es keinen Platz für so viele Schüler. Von München bis nach Garmisch-Partenkirchen hätten sie nach Veranstaltungsorten gesucht.
Der Dresscode - Tracht zur Zeugnisverleihung am Freitag und Abendkleidung am Ball tags danach - hat am Gabriel-von-Seidl-Gymnasium schon Tradition. Ebenso ist Abendgarderobe für den Abiball des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums in Icking am Samstag Pflicht. Für ihr Kleid hat Isabell Mitschke, eine der Organisatorinnen an der Schule, rund 200 Euro ausgegeben, für die Schuhe noch 50 Euro obendrauf. "Das variiert natürlich, je nach Anspruch und Geldbeutel der Eltern."
Die Suche nach einer Halle für die Feier begann in den Herbstferien. In einer Abstimmung entschieden sich die Schüler für den Feringa-Saal in Unterföhring nordöstlich von München. "Wir wollten einen schönen Saal, in den die Leute auch gerne reingehen", sagt Mitschke. 40 Euro kostet die Karte für jeden Gast - Drei-Gänge-Menü und nicht-alkoholische Getränke inklusive. Anschließend wird ein DJ auflegen. Nach Mitternacht ist der offizielle Abend vorbei. Die Schüler wollen in Clubs in München weiterfeiern. Eine professionelle Eventagentur für den Abiball zu engagieren, wäre für Mitschke nicht in Frage gekommen: "Das kostet noch einmal viel Geld. Die Organisation geht auch so."
Wesentlicher intimer gehalten sind die Feiern im privaten Gymnasium und Internat der Reichersbeurer Max-Rill-Schule. Das liegt aber auch an den nur 15 Abiturienten im Jahrgang. "Der Ablauf ist bei uns ritualisiert", erklärt Schulleiterin Carmen Mendez. So brächten die Schüler der Q12 Ideen ein, die Elftklässler richteten alles her und übernähmen den Service im Team. Zur Zeugnisverleihung am Samstagvormittag kämen die Schüler in Tracht. Danach gebe es ein Weißwurstfrühstück im Schulhof.
Von 17.30 Uhr an geht es in Abendkleidung weiter. In diesem Jahr laufen die Abiturienten erstmals über einen roten Teppich. "Das haben sie sich gewünscht", sagt Mendez. Ein professioneller Fotograf - ein ehemaliger Schüler - macht Aufnahmen. Danach folgt ein Konzert im Preysing-Saal der Schule. Das Essen wird in der Aula serviert. Hussen schmücken die Stühle. Ein ehemaliger Schüler betätigt sich als DJ. "Für die Feier bitten wir um einen Unkostenbeitrag von 20 Euro", sagt Mendez. Normalerweise gingen die Abibälle bis etwa Mitternacht. Dann feierten manche Schüler nach Lust und Laune auch noch woanders weiter.
Auf einen gelungenen Abiball hoffen alle Schüler. Für Marie Deger vom Hohenburger Gymnasium Sankt Ursula sollte nur eines nicht passieren: "Ich hoffe, dass keine von uns das gleiche Kleid wie eine andere trägt."