Gewerkschaft fordert:Mehr Personal für den Arbeitsschutz

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Von der richtigen Schutzkleidung in der Lebensmittelherstellung bis hin zur Arbeitszeiterfassung in der Gastronomie - die Aufsichtsbehörden sollen Unternehmen im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen häufiger daraufhin prüfen, ob Arbeitsschutzvorschriften eingehalten werden. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Allerdings fehle es den Ämtern häufig an Personal. Nach einem aktuellen Bericht der Bundesregierung waren in Bayern im Jahr 2020 insgesamt lediglich 159 Aufsichtsbeamtinnen und -beamte für Arbeitsschutz-Prüfungen zuständig. "Damit muss sich rein rechnerisch ein Kontrolleur landesweit um 2342 Betriebe kümmern. Mit dieser Quote ist effektiver Arbeitsschutz kaum möglich", kritisiert Manuel Halbmeier, Geschäftsführer der NGG-Region Rosenheim-Oberbayern. Der kritische Kontrollblick auf die Gefahren am Arbeitsplatz dürfe nicht länger eine "Rarität der Arbeitswelt" bleiben.

Nach Angaben der Arbeitsagentur gibt es allein im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aktuell 4160 Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Politik habe zwar den Arbeitsschutz per Gesetz gestärkt, doch das Personaldefizit bei den lokalen Aufsichtsbehörden sei weiterhin enorm, so Gewerkschafter Halbmeier. "Die Ämter waren lange vor der Pandemie massiv unterbesetzt. Das rächt sich jetzt. Ob es um Verstöße gegen Corona-Maßnahmen oder um fehlenden Unfallschutz geht - am Ende steht die Gesundheit der Beschäftigten auf dem Spiel." Dabei könne auch auf betrieblicher Ebene viel für einen besseren Gesundheitsschutz getan werden. Die NGG verweist auf die finanzielle Absicherung von Beschäftigten, die es nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter schaffen. "In der bayerischen Milchwirtschaft gilt ab April eine tarifliche Berufsunfähigkeitsversicherung - ein Meilenstein für die Branche", sagt Halbmeier. Dadurch bekämen Mitarbeitende einen günstigen Zugang in das System ohne die oft komplizierte Gesundheitsprüfung. "In der Basis-Versicherung ist eine Extra-Rente von bis zu 500 Euro pro Monat möglich", erklärt Halbmeier. Der Gewerkschafter spricht von einer "enormen Verbesserung" für die Beschäftigten. Denn wer allein auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente angewiesen sei, komme maximal auf 36 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. Im Jahr 2019 waren das im Durchschnitt lediglich 827 Euro pro Monat - "zu wenig, um davon gut leben zu können", so Halbmeier. Eine weitere Stellschraube für einen besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz sei die Mitbestimmung. "Betriebsräte kümmern sich täglich darum, das Risiko für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu minimieren. Mit Konzepten gegen Corona, die zum Unternehmen passen, leisten sie zugleich einen großen Beitrag gegen Infektionen am Arbeitsplatz", so die NGG.

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