Gewerbeansiedlung:Penzberg setzt Marvel Fusion eine Frist

Marvel Fusion

Für die geplante Anlage im Penzberger Nonnenwald gibt es sogar schon eine Simulation. Ob Marvel Fusion sich tatsächlich dort niederlässt, ist allerdings immer noch offen.

(Foto: Marvel Fusion/oh)

Stadtrat fordert verbindliche Aussage von Energie-Start-up und verzettelt sich in Debatte um andere Kaufinteressenten

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Stadt Penzberg möchte endlich Klarheit. Es geht um das Münchner Energie-Start-up Marvel Fusion, das 2020 ankündigt hat, eine große Industriefläche im Nonnenwald kaufen zu wollen. Dort plante Marvel Fusion den ersten kommerziellen Fusionsreaktor der Welt. Der Stadtrat gab im Januar 2021 sein Placet - doch die Münchner halten sich seitdem bedeckt und prüfen andere Möglichkeiten. Das bewog Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) und seine Verwaltung dazu, vom Stadtrat am Dienstag eine Grundsatzentscheidung zu erbitten, wie man weiter verfahren solle. Das Ergebnis: Marvel Fusion muss nun bis zum 22. März ein verbindliches Kaufinteresse an der Industriefläche an der Robert-Koch-Straße formulieren, geschieht dies nicht, wird die Entscheidung des Stadtrates vom Januar tags darauf hinfällig.

Bürgermeister Korpan hatte am Montag versucht, eine verbindliche Aussage von den Verantwortlichen bei Marvel Fusion zu bekommen - ohne Erfolg. Noch Anfang des Jahres, als die kontroverse Debatte um das Kernfusionsprojekt ihren Höhepunkt erreichte, hatte Marvel Fusion von der Stadt schnellstmögliche Planungssicherheit eingefordert. Der Stadtrat kam diesem Wunsch in seiner Januar-Sitzung nach, in der mehrheitlich dem Verkauf der Fläche im Nonnenwald, die aus zwei Grundstücken besteht, zugestimmt wurde. Doch angesichts des großen öffentlichen Interesses an den Plänen des Start-ups lagen Marvel Fusion plötzlich auch andere Standortangebote vor - vor allem solche, die mit einer finanziellen Förderung lockten.

Aber auch in Penzberg brauchen die Verantwortlichen Planungssicherheit und möchten wissen, was nun Sache ist. Zumal es weitere Interessenten an Flächen im Nonnenwald gibt. Die Crux bei diesen Anfragen ist, dass es sich bei den interessierten Firmen nicht um Industrie handelt, sondern um Gewerbe. Es gibt einen Unterschied zwischen Gewerbe- und Industrieflächen. Auf Letzterer dürfte das ortsübliche Maß an Umweltbelastungen überschritten werden. Laut Baunutzungsverordnung dienen Industriegebiete ausschließlich der Unterbringung von Betrieben, die in anderen Baugebieten unzulässig sind. Das macht diese Grundstücke wertvoll, was sich auch im Kaufpreis niederschlägt.

Eigentlich sollte über die Grundsatzentscheidung, was man Marvel Fusion sagen wolle und wie man die beiden Grundstücke im Nonnenwald anderweitig vermarkten könnte, in nicht öffentlicher Sitzung diskutiert werden. Doch auf Antrag von Adrian Leinweber (SPD) und Markus Bocksberger (Penzberg Miteinander) sprach sich das Gremium einstimmig dafür aus, die Fragen in der öffentlichen Sitzung zu erörtern. Wobei der Penzberger Bürgermeister darauf hinwies, dass er öffentlich die Namen der Interessenten nicht nennen könne.

Die etwa 28 700 Quadratmeter große Fläche sei zu klein für "richtige Industrieunternehmen", sagte Kämmerer Johann Blank. Sie sei als Industriefläche angeboten worden, und das über mehrere Jahre. Es gebe aber mehr Interessenten für Gewerbeflächen. Marvel Fusion könne man eine Frist setzen, bis wann sich das Start-up erklären müsse.

Dem wollte die Stadtratsmehrheit nicht folgen. Es nutzte auch nichts, dass Korpan und Blank mehrmals erklärten, dass eine Grundsatzentscheidung über das weitere Vorgehen nicht gleichbedeutend sei mit einem konkreten Verkauf. Denn über die Veräußerung müsse immer der Stadtrat entscheiden, betonte Blank. Korpan schlug vor, dass er die Namen von Interessenten an Gewerbeflächen nicht öffentlich nachliefere. "Es geht allerdings heute nicht darum, wer zum Zug kommt."

Der Schlagabtausch gipfelte in der Wortmeldung von Katharina von Platen (Grüne). Sie mochte eine Entscheidung nicht treffen, weil man in öffentlicher Sitzung nicht Tacheles reden könne über die Marvel-Fusion-Konkurrenten. Worauf Rathaus-Geschäftsführer Roman Reis seine Contenance verlor, da der Stadtrat vorab einstimmig beschlossen hatte, das Thema öffentlich zu besprechen. Um die letztlich ergebnislose Diskussion abzukürzen, stellte Nick Lisson (CSU) den Antrag, das Thema wieder in die nicht öffentliche Sitzung zu schieben. Dafür sprach sich der Stadtrat mehrheitlich aus. SPD und PM waren dagegen.

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