Süddeutsche Zeitung

SOBY-Winterspiele:Besser sehen, besser hören

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In der Tölzer Sportjugendherberge können sich Sportlerinnen und Sportler der "Special Olympics" von Fachärzten und Fachpersonal testen lassen. Das Programm "Healthy Athletes" gehört zum Angebot der Winterspiele.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Steffi Scherer sitzt aufrecht auf dem Stuhl und lauscht in den Kopfhörer. Sie wirkt gelassen, nur einmal sagt sie ganz kurz: "Zu laut." Mit ihrem Hörvermögen scheint soweit alles in Ordnung zu sein. Für die junge Frau hat sich die Frage nicht gestellt, ob sie an dem Test in der Tölzer Sportjugendherberge teilnimmt oder nicht. Schließlich ist sie eine der Athletensprecherinnen bei den Winterspielen von "Special Olympics Bayern" (SOBY), die diese Woche in Bad Tölz stattfinden, da geht sie mit gutem Beispiel voran. Außerdem: "Ich bin noch nicht getestet, deshalb habe ich das wahrgenommen", sagt Steffi Scherer.

Zu den Winterspielen in Bad Tölz bietet das SOBY-Organisationsteam auch wieder das Gesundheitsprogramm "Healthy Athletes - Gesunde Athleten" an. Darauf sei er sehr stolz, gesteht SOBY-Präsident Erwin Horak: "Weil wir damit ein Alleinstellungsmerkmal haben." Warum dies so wichtig ist, veranschaulicht er am Beispiel eines gehandicapten Volleyballers, dessen Mitspieler im Sportverein eines Tages bemerkten, dass er immer erst im letzten Moment zum Ball ging. Der Grund: Er sah sehr schlecht. In Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung schauten die Betreuer zwar "auf alles insgesamt", aber nicht immer darauf, ob ihre Schützlinge gut sehen und gut hören können, so Horak. Deshalb hat SOBY ein Gesundheitsprogramm für die Athletinnen und Athleten der Winterspiele aufgelegt, das sieben Module umfasst. Zwei davon gibt es in Bad Tölz: "Besser sehen" und "Besser hören".

Der Hörtest finde "in kleinerem Rahmen" statt, sagt Professorin Maria Schuster, die eine HNO-Praxis in Nürnberg betreibt und einen Tag pro Woche an der Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) praktiziert. "Unser Auftrag ist ein Screening." Dabei schließe man aus, dass keine schlimmen Krankheiten vorliegen. Gebe es einen Verdacht, stehe vor der Tür der Sportjugendherberge noch das Hörmobil der Firma Seifert mit Georg Thaller für genauere Untersuchungen. Unterstützt wird Schuster von Absolventinnen und Absolventen der Logopädie-Berufsfachschule an der LMU. "Das sind exzellente Helfer", betont sie. Neue Hörgeräte gibt es am Ende nicht, wie Horak mitteilt: "Gegebenenfalls werden sie neu eingestellt oder bei kleineren Macken repariert."

Eine Menge Betrieb herrscht auch ein paar Räume weiter im ersten Stock der Jugendherberge. Dort erklärt Claudia Mühlbauer all die Stationen, die von den Athletinnen und Athleten der Winterspiele in dem abgeteilten Schulungsraum zu durchlaufen sind: Vermessung der Brillenstärke, Augenvermessung, Sehtest, Augeninnendruckmessung, Farbtest, Stereotest für binokulares Sehen (auf einem oder auf beiden Augen), Besuch beim Augenarzt. Am Ende des Parcours, den Augenärzte aus Tölz und der Region sowie Helfende vom Bildungszentrum für Augenoptik und Optometrie säumen, steht ein langer Tisch. Darauf liegen Skibrillen, Sonnenbrillen, Brillengestelle. Wer von den Teilnehmenden ein neues Gestell braucht, kann sich eines davon aussuchen. Das Ergebnis des Sehtests, der mittels LEA-Tafeln für Kinder vorgenommen wird, und die neue Brille werden ihnen nach Hause geschickt, noch während die Winterspiele in Tölz laufen. Wer nichts benötigt, kann sich eine Ski- oder Sonnenbrille aussuchen.

Neu im Healthy-Athletes-Programm ist das Modul "Frau und Gesundheit". Mit Hilfe ihres Tölzer Facharztkollegen Stephan Krone untersucht die Gynäkologin Katharina Schlammerl an diesem Mittwoch interessierte Athletinnen. Dabei gehe es um Themen wie Vorsorge, Zyklus oder Hormone, sagt Schlammerl. Eine Frau sei schließlich eine Frau, ob mit oder ohne Handicap. Karsten Bauer (CSU), Sportbeauftragter des Stadtrats und Vorsitzender des SOBY-Kuratoriums in Tölz, lobte das Gesundheitsprogramm und die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen: "Die Barriere zu verringern, dass sich die Leute untersuchen lassen, sich überhaupt trauen, zum Arzt zu gehen, ist ein unheimlich wichtiger Gedanke", sagt er.

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