Süddeutsche Zeitung

Geschichte:Ein rettender Ratschlag

Die Sage vom Birgweiblein

Einst stand bei Baierbrunn eine Burg, die sogenannte Birg. Darin wohnte der Ritter Sachsenhäuser, ein Tyrann, der von der Burg herunter auf die Flößer schoss. Das erzürnte die Bevölkerung. Sie versuchten die Birg zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. So belagerten sie diese, bis eines Tages eine alte Frau aus Baierbrunn des Weges kam, die Holz für das Sonnwendfeuer sammelte. Sie gab den Belagerern folgenden Rat: "Nehmt ein Ross und gebt ihm drei Tage lang kein Wasser, dann wird es die Quelle finden." Die Belagerer taten, was die Alte ihnen aufgetragen hatte. Das durstige Pferd scharrte an einer Stelle. Dort fingen sie zu graben an und fanden die Quelle, die zur Birg führte. Sie gruben die Wasserzufuhr ab, so dass sich der Ritter bald ergeben musste. Der besiegte Sachsenhäuser zog sich ins Kloster Schäftlarn zurück. Die Alte, das Birgweiblein, erscheint der Sage nach Wanderern bis heute. Sie geht gebückt an einem Stock, hat einen Strohhut auf und einen Korb voll Holz auf dem Rücken. Geht sie von der Birg weg und begegnet ihr jemand, so fragt sie nach dem Weg nach Baierbrunn, geht sie aber in Richtung Birg, fragt sie nach dem Weg nach Schäftlarn. Doch die Wanderer sollten vorsichtig sein. Denn die Alte versucht, ihnen auf den Rücken zu springen. Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als sie eine Weile huckepack zu tragen. Sie kommt nie ganz nach Baierbrunn und nie ganz nach Schäftlarn. Denn sie ist in die Grenzen der Birg gebannt.

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Quelle:
SZ vom 30.12.2016 / anjb
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