Geretsrieder "Stadtrat auf Rädern":Hilferuf aus dem TUS-Vereinsheim

Geretsrieder "Stadtrat auf Rädern": Duschen und Massagebank sind nicht gerade einladend.

Duschen und Massagebank sind nicht gerade einladend.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Lokalpolitik macht sich ein Bild von der räumlichen Enge und hygienischen Mängeln an der Jahnstraße. Die Frage lautet nun: Sanierung oder Neubau?

Von Felicitas Amler

Noch sind die Geretsrieder Großbaustellen Hallenbad und Eisstadion nicht abgeschlossen, da zeichnet sich die nächste gewaltige Aufgabe ab: Das Vereinsheim des TUS mit seinen weit über 2000 Mitgliedern ist dringend sanierungsbedürftig. Es stellt sich sogar die Frage, ob das Gebäude an der Jahnstraße nicht abgerissen und neu gebaut werden müsste. Der Stadtrat hat sich am Samstag ein Bild von dem Vereinsheim gemacht, das in einem Bunker aus der NS-Zeit eingerichtet ist. Das Gremium fand dort eine räumlich extrem beengte und hygienisch zweifelhafte Situation vor.

Bernd Meier, Jugendleiter beim TUS, erklärte, die Fußballer hätten allein schon 22 eigene Mannschaften, dazu müssten die der Gäste und des griechischen Vereins Olympic Geretsried angemessen Platz finden. Dass dies mitnichten der Fall ist, erschloss sich den Stadträten auf Anhieb, als sie im engen Gang zwischen schmuddeligen Duschen und knapp bemessenen Kabinen saßen und sich eine Jugendmannschaft aus Murnau an ihnen vorbeizwängte. Es gebe nur vier Kabinen zum Umziehen, erläuterte Meier, und insbesondere die Schiedsrichterkabine sei "nicht mehr zeitgemäß". Da heute auch Schiedsrichterinnen im Einsatz seien, brauche es eine zweite. Und in die Dusche, die offen sei, müsste man "zumindest eine Tür einbauen". Allgemeine Zustimmung von den Stadträten.

Sportreferent Wolfgang Werner (SPD), auf dessen Initiative das TUS-Vereinsheim besichtigt wurde, schüttelte am Ende den Kopf und sagte, er halte es für unwahrscheinlich, dass eine Sanierung reiche. Da sei wohl ein Neubau fällig.

Stufenplan

Bürgermeister Michael Müller (CSU) sprach von einem Stufenplan. "Heute ist der Auftakt." Als nächstes stehe in der Sportausschuss-Sitzung am kommenden Mittwoch (17 Uhr, Rathaus) die Fortschreibung des Sportentwicklungsplans der Stadt auf der Tagesordnung. Er rechne damit, dass anschließende Planungsgespräche nicht vor Mitte 2020 abgeschlossen sein werden, sagte Müller. Und bis zu einer Lösung müsse man "schon drei, vier Jahre rechnen". Die Frage sei, ob übergangsweise ein Container aufgestellt werden sollte.

Solche Container- oder Modulbaulösungen werden jetzt allenthalben in der Geretsrieder Kinderbetreuung gewählt. Auch dies war am Samstag ein Thema. Die Lokalpolitik war an diesem Tag mit dem Bus zur jährlichen Tour "Stadtrat auf Rädern" unterwegs zwischen Gelting und der Johann-Sebastian-Bach-Straße. Beim Kindergarten Sankt Benedikt in Gelting steht eine Erweiterung mit Hilfe von Containermodulen zur Debatte. Dort sollen zwei neue Gruppen geschaffen werden.

Müller erläuterte an Ort und Stelle, wieso die Stadt einen so eklatanten Mangel an Betreuungsplätzen hat (es fehlen rund 30 in Krippen, 50 in Kindergärten, 25 in Hort und Mittagsbetreuung). Keine Kommune könne einfach anhand der Geburtenzahlen ausrechnen, wie viele Plätze benötigt werden, sagte er. Einerseits gebe es Unwägbarkeiten: Wie viele Eltern melden ihr Kind tatsächlich an, für wie viele Stunden; welche Kinder sind zu betreuen, gibt es Integrationsbedarf, der den Betreuungsschlüssel verändert? Dazu sei heuer die vom Kultusministerium bis Mai verlängerte Wahl- und Anmeldefrist für Eltern gekommen. Und die Vorstellung, eine Kommune könne vorsorglich Betreuungsplätze schaffen, sei absolut irrig, sagte Müller. "Baut's halt! funktioniert nicht." Denn es würden nur jene Plätze staatlich gefördert, deren aktueller Bedarf nachweislich sei.

Der Bürgermeister berichtete von weiteren bürokratischen Hemmnissen. So hätte die Stadt rein räumlich im Saal von Sankt Benedikt eine Gruppe unterbringen können. Das sei aber nicht zulässig, weil die Kinder dann nur über die Treppe in den ersten Stock auf die Toilette gehen könnten.

Außer in Gelting will die Stadt auch an der Kindertagesstätte "Bärenbande" der Arbeiterwohlfahrt (Robert-Schumann-Weg) und bei der "Blechkiste" der Caritas (Tattenkofener Straße) neue Plätze einrichten. An der Karl-Lederer-Grundschule und der Grundschule am Isardamm sind jeweils rund zwei Millionen Euro teure Modulbauten für die Mittagsbetreuung geplant. Im ersten Fall muss dafür der Hartplatz weichen und anderswo neu geschaffen werden; im zweiten wird direkt vor das Schulhaus gebaut. Beide Planungen waren Teil eines Maßnahmenpakets, das der Stadtrat vor der Sommerpause beschlossen hatte. Beide Architekten, die hier mit Entwürfen beauftragt wurden, betonten damals, dass bei der aktuell völlig überdrehten Baukonjunktur keine exakten Kalkulationen möglich seien; einer empfahl, gleich 20 Prozent Reserve einzustellen.

Der Stadtrat besichtigte auch die Großbaustellen Hallenbad und Eisstadion und erwog kurz, was aus dem alten Hallenbad an der Jahnstraße werden soll. "Wegräumen und neu bauen - alle Fragen sind offen", sagte Bürgermeister Müller. Er wies aber auch darauf hin, dass der Standort für die dritte Grundschule geeignet sei, deren Bedarf er seit längerem immer wieder erwähnt. Das wird dann das nächste städtische Großprojekt.

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Geretsrieder "Stadtrat auf Rädern": Mitfahrbankerl in Gelting: Nicht die Lösung der Verkehrsprobleme, meinen Bürgermeister Michael Müller und die Stadträte.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

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