Geretsrieder Stadtentwicklung:800 Wohnungen und eine neue Ampel

Lorenz-Areal, Lorenz-Gelände

Zwischen Banater Straße (unten) und Elbestraße (oben) sollen sich mehr als 1500 Menschen ansiedeln.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Geretsrieder Stadtrat zeigt sich skeptisch über das Verkehrsgutachten für das geplante Baugebiet an der Banater Straße

Von Felicitas Amler

Die absehbaren Verkehrsprobleme sind nur auf dem Papier gelöst, viele Stadträte sind skeptisch, aber der Flächennutzungsplan ist so geändert, dass auf dem ehemaligen Lorenz-Areal in Geretsried ein beinahe 800 Wohnungen umfassendes Projekt realisiert werden kann. Aus der gut vier Hektar großen Sondergebietsfläche für großflächigen Einzelhandel zwischen Elbe- und Banater Straße ist formal ein Wohnbauareal geworden. Das ist das Ergebnis einer Sitzung des Entwicklungs- und Planungsausschusses am Dienstag. Das Gremium hat die eingegangenen Einwände behandelt, ein Verkehrsgutachten gehört und am Ende bei einer Gegenstimme - Dominik Irmer, Freie Wähler - für die Flächennutzungsplanänderung votiert.

Am intensivsten diskutierten die Stadträte über das Verkehrsgutachten. Dieses sei erst einmal nur nötig, um den Nachweis zu erbringen, "dieses Gebiet kann man machen", erklärte Stadtbaurat Rainer Goldstein. Wie, das legte Verkehrsplaner Martin Heinze vom Ingenieurbüro Schlothauer und Wauer dar. Er kommt zu dem Ergebnis, eine neue Ampel an der Kreuzung Blumen-/Elbestraße, die mit der vorhandenen Ampel an der Bundesstraße 11 koordiniert ist, könne die Situation ausreichend regeln. Und im Gegensatz zu einem Kreisverkehr würde sie auch vom Staatlichen Bauamt gebilligt.

Ein Boarding-House mit 140 Zimmern

Heinze hat eine Steigerung des Verkehrs um zehn Prozent zugrundegelegt, wovon sich allein neun Prozent statistisch aus dem prognostizierten Bevölkerungswachstum ergäben. Hinzu kommt das geplante Wohnquartier, welches das Wolfratshauser Familien-Bauunternehmen Krämmel zusammen mit der Baugenossenschaft Geretsried plant: nach neuestem Stand 783 Wohneinheiten, ein Boarding-House mit 140 Zimmern, eine Kindertagesstätte mit drei Krippen- und vier Kindergartengruppen. Das Vorhaben fällt unter die sozialgerechte Bodennutzung, da ein Drittel Sozialwohnungen sein sollen.

Nach Heinzes Darstellung ist die Verkehrssituation an der Blumen-/Elbestraße bereits extrem schlecht; ein Umbau wäre dort ohnehin erforderlich. Unter den fünf möglichen Qualitätsstufen des Verkehrsablaufs erhält die Kreuzung die schlechteste: ein F. Mit einer neuen Ampel würde sich dies, so das Gutachten, trotz des erwarteten Zuwachses auf die Note B verbessern. Genau dies hielt FW-Stadtrat Dominik Irmer für kaum nachvollziehbar. "Die Praxis schaut oft noch anders aus", warnte er.

Das taten auch Beate Paulerberg (Grüne) und Karin Schmid (CSU). Sie forderten eine umfassendere Betrachtung: Nicht nur der Knoten Blumen-/Elbestraße und Blumenstraße/B 11 sei zu betrachten. Es wäre wichtig, so Paulerberg, auch den Bereich stadteinwärts, Richtung Kirchplatz, wo der Verkehr aus der Graslitzer Straße einfließt, zu berücksichtigen. Sie selbst wohne an der Elbestraße: "Da staut sich's jetzt schon. Wir kommen aus unserer Einfahrt gar nicht mehr raus."

"Hinterher ist das Jammern groß"

Schmid bekräftigte die Einwände und bat, diese rechtzeitig zu beachten: "Hinterher ist das Jammern groß." Sie fragte außerdem, ob an der Kreuzung B 11/Blumenstraße nicht eine Lösung wie in Waldram - mit einer sogenannten Holländerrampe - sinnvoll wäre. Jedenfalls sei ihrer Ansicht nach jetzt die Gelegenheit, alles grundlegend zu verändern: "Eine bessere Chance kriegen wir nicht mehr." Franz Wirtensohn (CSU) stimmte den Kritikern zu: "Einfach Ampeln hinstellen, ist arg wenig", sagte er, man müsse sich über diese Verkehrssituation "viel mehr Gedanken machen".

Zweiter Bürgermeister Hans Hopfner (SPD), der die Sitzung leitete, meinte, die Dinge würden sich "im Lauf der Zeit einspielen". Erfahrungsgemäß suchten sich Verkehrsteilnehmer stets den günstigsten Weg, dies werde auch bei dem neuen Wohngebiet so kommen.

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