Süddeutsche Zeitung

Geretsrieder Politik:Für und wider die S-Bahn

Am CSU-Stammtisch in Gelting wird heiß diskutiert

Von Felicitas Amler, Geretsried

"Ein ausgesprochener Schmarrn" sei es, auf die S-Bahn nach Geretsried zu setzen, sagt ein Geltinger. Das ganze Konzept S-Bahn sei heutzutage falsch, es löse überhaupt keine Probleme. Der Mann hat sich am Stammtisch der Geretsrieder CSU zu Wort gemeldet, der am Sonntag im Geltinger Neuwirt stattgefunden hat. Nach fast einer Stunde einleitender Worte des CSU-Ortsvorsitzenden Ewald Kailberth und des Dritten Bürgermeisters Gerhard Meinl zur Lage von Nation, Kontinent und Kommune sah es zunächst so aus, als wolle keine rechte Diskussion zustandekommen. Aber das Thema S-Bahn ist in Geretsried immer für - auch emotionale - Wortwechsel gut.

Rund um Ernst Sauer, der die S-Bahn für einen Schmarrn hält, saßen einige, die nach all den Jahrzehnten des Planens, Verwerfens und Neuplanens nicht mehr daran glauben, dass die S 7 jemals bis Geretsried fahren wird. Sauer sagte, man brauche ohnedies andere Lösungen, sprach von alternativen Verkehrskonzepten und betonte: "Diese sauteure S-Bahn kann nicht besser sein als ein sehr flexibler Bus." Die Leute wollten heutzutage auf kurzem Weg abrufbare Verkehrsmittel.

Hans Schmid, früherer Bürgermeister von Geretsried, erinnerte daran, dass er schon 1994 den Vorschlag gemacht habe, eine Stadtbahn nach Karlsruher Vorbild zu schaffen. Dies habe der Stadtrat seinerzeit abgelehnt. Wie ein Blick ins Archiv der SZ zeigt, hatte Schmid damals erklärt, die Überlegung, eine Stadtbahn ins Auge zu fassen, gründe in der Erkenntnis, dass von allen Fahrgästen, die zwischen Wolfratshausen und Geretsried unterwegs seien, nur ein Drittel in Richtung München weiterfahre. Am CSU-Stammtisch sagte Schmid, damals habe der Stadtrat über die Idee gelacht. Heute aber wisse die Stadt Geretsried immer noch nicht, ob sie die S-Bahn je bekommen werde; daher halte er die Überlegung Stadtbahn "noch für statthaft".

Andere Stammtisch-Gäste warfen die von den offiziellen S-Bahn-Planern längst ad acta gelegte Frage wieder auf, warum nicht das alte Industriegleis zwischen Wolfratshausen und Geretsried für die S 7 genutzt werde. Auch einen S-Bahnhof Waldram sähe mancher lieber als einen in Gelting. Kailberth verwies drauf, dass all dies als nicht machbar verworfen worden sei.

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Quelle:
SZ vom 26.08.2019
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