Geretsrieder Kulturherbst:Waghalsiges Spiel

a.gon-Theater zeigt "Lehman Brothers"

Wenn man "Geretsrieder Kulturherbst" in Google eingibt, erzielt man 7690 Treffer; mit "Lehman Brothers" bringt man es auf 28 Millionen - beides zusammen müsste also ein Riesenerfolg sein. Den kann man Günter Wagner, dem Festivalleiter des Kulturherbsts, nur wünschen, denn das Theaterstück "The Lehman Brothers. Aufstieg und Fall einer Dynastie", das eine der spektakulärsten und folgenschwersten Pleiten der Geschichte thematisiert, ist ihm politisch-kulturell ein Herzensanliegen. Das Münchner a.gon-Theater bringt es an diesem Donnerstag auf die Bühne im Festzelt an der Jahnstraße.

Wagner freut sich über das Stück, das "wie ein moderner Brecht" sei. Lehman Brothers - der Name der amerikanischen Investment-Bank ist nach dem Crash vor zehn Jahren zur Chiffre für verheerenden Kapitalismus geworden. Die Krise, die am amerikanischen Immobilienmarkt begann, erfasste die gesamte amerikanische Wirtschaft, schließlich auch die europäischen Märkte und den Euro. In der Folge dieser globalen Finanzkrise fühlten sich heute viele Menschen abgehängt, sagt Wagner und warnt vor Missinterpretationen: "Dass die Schere zwischen Arm und Reich auseinandergeht, liegt nicht an ein paar Leuten, die mit dem Schlauchboot übers Meer kommen", sagt er, "es liegt an jenen Leuten, die wir gar nicht zu fassen kriegen."

Von diesen Finanzhaien handelt das Schauspiel "Lehman Brothers" von Stefano Massini. Es erzählt die 150-jährige Firmengeschichte von den Anfängen im Tuchwarenhandel über die Gründung der eigenen Bank bis an die Spitze der New Yorker Finanzwelt. "Hier wird erlebbar, wie in einem Spiel mit einfachen Regeln das Gewinnstreben Einzelner den Einsatz für alle erhöht", heißt es in der a.gon-Beschreibung. Die Zuschauer erführen, wie immer waghalsigere Geschäfte nicht nur das eigene Schicksal gefährdeten, sondern ein ganzes System ins Wanken brächten. "Ein spannender Abend, der die subjektive Sicht der Handelnden miterlebbar macht."

Das a.gon-Theater bespielt nach eigener Darstellung regelmäßig Gastspielhäuser in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien.

Festzelt, Jahnstraße, 20 Uhr, Einlass 18.30 Uhr, Karten zu 26/21 Euro

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