Geretsrieder Geschichte:Historie am Wegesrand

Geretsrieder Geschichte: Zum Schutz vor Fliegerangriffen gab es bei den NS-Rüstungsbetrieben auch solche Einmannbunker.

Zum Schutz vor Fliegerangriffen gab es bei den NS-Rüstungsbetrieben auch solche Einmannbunker.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Geretsrieder Arbeitskreis will mit der Stadt einen "Einmannbunker" aus der NS-Zeit sichern

Von Felicitas Amler, Geretsried

Wer auf der Bundesstraße 11 von Wolfratshausen nach Geretsried fährt, kommt daran vorbei - und merkt es womöglich gar nicht: In einem Wiesenabschnitt nördlich der Böhmwiese lagert teils verschüttet ein sogenannter Einmannbunker, eines der wenigen Originalrelikte aus der Zeit der NS-Rüstungswerke im Wolfratshauser Forst, dem heutigen Geretsried. Der Arbeitskreis Historisches Geretsried (AHG) hat in Erfahrung gebracht, dass eine Bergung durch eine Spezialfirma aus Geretsried möglich sei. Für das weitere Vorgehen, wie die Stabilisierung der Schwachstellen, die Lagerung und das Aufstellen sind zwei Ehrenamtliche des AHG, Wolfgang Pintgen und Thomas Holzer, im Gespräch mit der Stadt.

Der Arbeitskreis hat im 16. Jahr seines Bestehens seine Arbeit an spezifischen Geretsrieder Themen fortgesetzt, berichtet Sprecher Wolfgang Pintgen. Der Schwerpunkt sei seit gut vier Jahren die Dokumentation über die zwei NS-Rüstungswerke im Wolfratshauser Forst, auf dem Boden des heutigen Geretsried. "In einer Serie von neun Heften mit je 80 bis 100 Seiten werden die Themen Finanzierung, Planung, Produktion, Arbeitsbedingungen bis zur Sprengung und Demontage nach dem Zweiten Weltkrieg behandelt", erklärt Pintgen. Nach den ersten vier Heften mit den Nummern 7.1, 7.2, 7.2a und 7.3 konnte vor genau einem Jahr das Heft 7.4 vorgestellt werden: "Wasser, Abwasser, Energieproduktion". "Unser leider viel zu früh verstorbener verdienstvoller Freund Martin Walter hatte das Heft noch überwiegend erstellt", so Pintgen. "Harald Zelfel vervollständigte das Thema und bearbeitete es für die Drucklegung."

Der AHG freut sich, dass seit 1. Dezember 2018 die neu eingestellte Stadtarchivarin Nadine Wickert tätig ist. "Wir waren froh, dass die lange Zeit verwaiste Stelle jetzt von der Stadt fachkundig als Vollstelle wieder besetzt war. Hierfür hatten wir uns mehrfach eingesetzt." Das AHG-eigene Archiv in der Jeschkenstraße, für das Gerhard Aumüller und Rosi Hartmann zuständig sind, werde weiterhin aufgebaut und mit Bildern, Schriften, Büchern und Urkunden bestückt. Alle Unterlagen werden im Findbuch aufgenommen.

Zu den Stadtjubiläen 2020 - 70 Jahre Gemeinde, 50 Jahre Stadt Geretsried - hat der Arbeitskreis drei Beiträge vorbereitet. Mit einer Sonderausgabe in der Reihe "Geretsrieder Hefte" wollen die ehrenamtlichen Geschichtsforscher darauf aufmerksam machen, "dass der Weiler Geretsried schon über 850 Jahre vor dem Bau der Rüstungswerke bestand"; der Titel lautet "Aus der Frühgeschichte von Geretsried - eine Chronik des Weilers Geretsried vom Jahr 1083 bis zum Beginn der Rüstungswerke" (Autor Walter Holzer, Gestaltung Gerhard Aumüller). Das zweite Projekt ist die Industrieausstellung der Produkte der frühen Geretsrieder Firmen (Werner Sebb, Gerrit Waßmann), das dritte ein Film mit dem Arbeitstitel "Siebenmal Geretsried in Zehn-Jahres-Schritten" (Gerhard Aumüller und Gerrit Waßmann zusammen mit dem Fotoclub Geretsried): Aus Filmaufnahmen, die Bürger zur Verfügung gestellt haben, werden in kurzen Szenen wichtige Episoden der Entwicklung Geretsrieds dargestellt.

In einem Ausblick auf 2020 erwähnt Wolfgang Pintgen neben den Jubiläumsaktivitäten die Neubearbeitung der Tafeln des Wegs der Geschichte und die Vorstellung des "Geretsrieder Hefts" 7.5: "Freiwillig, dienstverpflichtet und in Zwangsarbeit".

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