Geretsrieder Bauprojekte:Planen für das Wohnen von morgen

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Die Baugenossenschaft Geretsried legt Rechenschaft ab und blickt nach vorne

Von Wolfgang Schäl, Geretsried

Viel geplant, gebaut, saniert und investiert hat die Baugenossenschaft Geretsried (BG) im Jahr 2018, über das der geschäftsführende Vorstand Wolfgang Selig und der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Schölderle nun vor der Vertreterversammlung im großen Ratsstubensaal Rechenschaft ablegten. Zu den großen Projekten zählt nach Seligs Worten der Neubaukomplex an der Siebenbürger Straße 29 und 31, in den derzeit die ersten Mieter einziehen. Entstanden sind dort 49 Sozialwohnungen für Bezieher dreier Einkommenskategorien, die Unterkünfte sind mithin nicht nur Geringverdienern vorbehalten. Selig zufolge konnte bei diesem Vorhaben die Kostenberechnung nicht ganz eingehalten werden, als Gründe dafür nannte der Geschäftsführer unter anderem die Entsorgung von relativ leicht belastetem Aushub, der mittlerweile bis nach Mittelfranken transportiert werden müsse.

Mit dem Projekt verfüge man nun aber endlich wieder über Sozialwohnungen im Blumenviertel, ebenso über die erste Tiefgarage, die angesichts der in diesem Quartier herrschenden Stellplatzknappheit von großem Vorteil sei. Weil die Parkflächen von den Mietern dieses Projektes überwiegend selbst gebraucht werden, habe man "etwas für uns Ungewöhnliches" gemacht: Man habe am Rosenweg ein dreigeschossiges Parkdeck mit 104 Abstellplätzen errichtet, das für die dringend benötigte Entlastung sorge. Ursprüngliche Bedenken, das im August 2019 eröffnete Bauwerk sei womöglich überdimensioniert, hätten sich nicht bewahrheitet.

Deutlich konkretisiert hat sich das Bauvorhaben an der Egerlandstraße 58 bis 74. Nach Umquartierung der bisherigen Mieter wurde nach Seligs Worten mittlerweile mit dem Abbruch der Gebäude begonnen, der Anfang 2020 abgeschlossen sein soll. Dies sei unter den Nachkriegs-Altbauten der BG "der letzte große Brocken, der nicht zu den sanierungsfähigen Häusern gehört". Für den geplanten Neubau benötige man zwei "Ankermieter", leistungsfähige Handwerker und hohe Darlehen. Bei den Gesprächen sei man zwar "auf der Zielgerade" angelangt, sagte Selig. Allerdings wolle er nicht verhehlen, dass es bei dem größten von der BG jemals in Angriff genommenen Bauvorhaben, das einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag verschlingen werde, "noch ein kleines Restrisiko" gebe. Erst wenn dieses beseitigt sei, werde man mit dem Bau beginnen.

Höchst unglücklich begann das Jahr 2018 am 1. Januar, als eine verirrte Silvesterrakete in der Sudetenstraße einen Großbrand auslöste. Man sei "um Haaresbreite um einen ganz schlimmen Personenschaden herumgekommen" - gefährdet war ein kleines Kind. Selig bedankte sich noch einmal ausdrücklich bei den fünf Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk, der Polizei, dem BRK, aber auch den Nachbarn, mit deren Hilfe die Katastrophe abgewendet wurde. Der finanzielle Schaden in Höhe von 900 000 Euro hielt sich für BG in Grenzen, weil die Gebäudeversicherung "ohne Murren" gezahlt habe. Sie kündigte dann allerdings den für die Genossenschaft günstigen Vertrag. Neben der Behebung des Brandschadens nahm die BG noch weitere Sanierungsprojekte in Angriff, so etwa am Marienburgweg und am Steiner Ring.

Die Finanz- und Vermögenslage bezeichneten Schölderle und Selig als solide, allen Zahlungsverpflichtungen habe man nachkommen können. Die Eigenkapitalquote sei von 36,7 auf 35,3 Prozent gesunken, was immer noch einen günstigen Wert darstelle. Sie werde allerdings wegen des Großprojekts an der Egerlandstraße und dem dafür nötigen großen Darlehen deutlich zurückgehen. Auch der Gewinn hat sich dem Bericht zufolge von 1,5 auf 0,5 Millionen Euro reduziert. Grund dafür seien unter anderem die deutlich gestiegenen Instandhaltungskosten.

Im Anschluss an die beiden Berichte entlasteten die 53 versammelten Mitglieder den Vorstand und den Aufsichtsrat einstimmig, drei Aufsichtsratsmitglieder - Barbara Henkel, Michael Müller und Kerstin Halba, die turnusmäßig ausgeschieden waren - wurden ohne Gegenstimme wiedergewählt.

Ein Thema, das die Genossenschaftsmitglieder derzeit besonders beschäftigt, ist die Elektromobilität. Im Raum stand die Frage, ob es möglich sei, in den Tiefgaragen Aufladestationen zu installieren. Allzu große Hoffnungen konnte Selig den sieben Gästen des Abends, die die Anschaffung eines Elektro-Pkws ins Auge fassen beziehungsweise ein solches Fahrzeug schon besitzen, nicht machen. Denn niemand könne jetzt schon sagen, ob sich das Elektroauto letztlich durchsetzen werde. Man wolle nicht "jetzt schon losgaloppieren, um dann eine Rolle rückwärts machen zu müssen", erklärte Selig, der auch auf die Gefahr durch explodierende Akkus hinwies. Es werde aber an einem Konzept gearbeitet, ergänzte Schölderle. Keine für alle geltende Patentlösung gibt es auch bei der Frage nach Abstellmöglichkeiten für Rollatoren. Dieses Problem könne nur jeweils im Einzelfall gelöst werden, sagte Selig.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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