Geretsried/Wolfratshausen:Einmalige Konstellation

Die Charmeoffensive von Landrat und Geretsrieds Bürgermeisterin droht zu verpuffen: Während in Eurasburg die Pläne für ein interkommunales Hallenbad freudig aufgenommen werden, regiert in Wolfratshausen weiter die Skepis. Der Bürgermeister verweist auf 17,3 Millionen Euro Schulden.

Thekla Krausseneck

Die von Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) und Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) am Mittwoch vorgestellte Kostenaufstellung für das interkommunale Hallenbad stimmt Wolfratshauser Stadträte unverändert skeptisch. Dass sich die Beteiligung nur in einer Höhe von 277 000 Euro bewegen soll, hält CSU-Fraktionschef Manfred Fleischer für unrealistisch. Er befürchtet, dass die Belastung deutlich höher ausfallen wird, als es die Aufstellung vermuten lässt. Fleischer möchte gewürdigt sehen, dass Wolfratshausen über die Kreisumlage so oder so beachtlich an den Kosten für das Großbad beteiligt wäre.

In welcher Höhe die Umlage ausfällt, beziffert sich nach der von Steuerdaten abhängigen Leistungsfähigkeit einer Gemeinde. Wolfratshausen trägt 17 Prozent der Umlage und wird daher auch dann zahlen müssen, wenn es sich nicht aktiv an der Finanzierung beteiligt. Investiert der Landkreis 1,14 Millionen Euro in das Hallenbad, fallen auf Wolfratshausen rund 193 000 Euro.

Dazu kommen die Betriebskosten, von denen der Landkreis knapp 244 000 Euro übernehmen will, was umgerechnet für Wolfratshausen einen jährlichen Aufwand von rund 41 000 Euro zur Folge hätte. Das ergibt in zehn Jahren eine Summe von etwa 600 000 Euro. Beteiligt sich Wolfratshausen an dem Bau, wird es im selben Zeitraum mehr als das Doppelte berappen müssen, betont Fleischer. In der CSU-Fraktion müsse darüber noch diskutieren werden, doch schon jetzt zeichnet ab, wohin die Meinungen gehen werden.

Die Überlegung, dass sich Wolfratshausen auf diesem Weg ohnehin an dem Hallenbad beteiligen werde, ist Kreiskämmerer Ralf Zimmermann zufolge aber nur teilweise richtig. Unterm Strich sei die Behauptung zwar korrekt: Wolfratshausen muss zahlen. Doch: Dass es sich damit auch wie alle anderen Gemeinden am Hallenbad beteiligte, stimme nicht. Denn über die Kreisumlage beteilige es sich nur an der Finanzierung der Sportkapazitäten für weiterführende Schulen, deren Sachaufwandsträger der Landkreis ist.

"Wir würden uns nicht daran beteiligen, wenn es nur um die Infrastruktur ginge", sagt Zimmermann. Im Mittelpunkt stehe die Förderung einer Sportstätte für die eigenen Schulen. Daher trüge Wolfratshausen zwar dazu bei, dass die staatliche Realschule das Bad für den Schwimmunterricht nutzen könnte. Für seine städtischen Schulen, auch wenn die von dem Bad möglicherweise profitieren, gilt das nicht. Denn für sie wird das Landratsamt nicht aufkommen - als Sachaufwandsträger muss sich Wolfratshausen selbst darum kümmern.

Der Bedarf nach einem schulisch nutzbaren Hallenbad hält sich in Wolfratshausen nach Einschätzung von Josef Praller, Fraktionschef der Bürgervereinigung, aber in Grenzen. Das Weidacher Lehrschwimmbecken werde von allen städtischen Schulen genutzt und solle erhalten werden. 500 000 Euro hat der Stadtrat im Finanzplan des Haushalts für das Weidacher Bad veranschlagt. Man müsse nun errechnen, ob sich das Hallenbad in Geretsried zusätzlich finanzieren lasse. Die Diskussion soll in der BVW am Montag auf einer Fraktionssitzung geführt werden.

Bürgermeister Helmut Forster hält es indessen für unwahrscheinlich, dass Wolfratshausen genug Geld für beide Bäder aufbringen kann. "Nicht, weil wir nicht wollen", sagt er, "sondern weil wir erst unseren eigenen Deckel richten müssen." Bei 17,3 Millionen Euro liege die Verschuldung der Stadt derzeit, landkreisweit verzeichne sie die höchste Pro-Kopf-Verschuldung. "Wir müssen uns nach unseren Möglichkeiten richten." Im November will der Stadtrat die neuen Zahlen eruieren.

Derweil bleibt den Nachbargemeinden nur zu hoffen. Auf seiner Gemeinderatssitzung am Mittwoch sprach sich der Eurasburger Gemeinderat einmütig für das interkommunale Bad aus. Überrascht und erfreut zeigten sich die Räte über die Kostenaufstellung und befürworteten die Pläne, sagte Bürgermeister Michael Bromberger.

Eine solche Konstellation wie die von Landrat Niedermaier und Bürgermeisterin Irmer am Dienstag vorgestellte werde es nie wieder geben. Bromberger appelliert daher stellvertretend für den Eurasburger Gemeinderat an die Räte von Wolfratshausen und Icking, "sich der Sache anzunehmen". Das Hallenbad sei nicht nur eine gemeinsame Sache, sondern auch eine Notwendigkeit, die sich "ökonomischer nicht realisieren" ließe. "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

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