Geretsried:Voll lustig: "Die Partei"

Geretsried: Rote Krawatte, gemusterte Bermudas, den Bart geflochten: Christian Lutz in seinem "Ich will Vorsitzender einer Spaßpartei werden"-Outfit.

Rote Krawatte, gemusterte Bermudas, den Bart geflochten: Christian Lutz in seinem "Ich will Vorsitzender einer Spaßpartei werden"-Outfit.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Kreisverband der Satire-Truppe strebt vor allem ein Ziel an - den Einzug in den Bundestag.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Zeitschrift Titanic ist satirisch und witzig. Ihr früherer Chefredakteur Martin Sonneborn ist satirisch und witzig. Sonneborn und andere Titanic-Leute haben aus satirischem Witz "Die Partei" gegründet. Da wird doch auch die Konstituierung eines Kreisverbands dieser "Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative" echt lustig sein. Nun ja. Die neun Gründungsmitglieder, die sich am Mittwoch im Gasthaus "Isarwinkel" versammelten, sahen sich trotz aller Bemühungen um ätzenden Ulk ("Es geht um Bier, Propagandamaterial und billigen Populismus") dann doch mehr mit der Bürokratie konfrontiert, die es zu einem solchen Zweck eben zu absolvieren gilt: förmliche Bekundung der Mitgliedschaft, Abstimmung über eine Satzung und Wahl eines Vorstands.

Diese Wahl wenigstens wollte Initiator Christian Lutz, 29, engagiert in Ickinger Trachten- und Burschenvereinen sowie bei der Feuerwehr, IT-Fachmann bei der Stadt München und bereits erfahrenes "Partei"-Mitglied, mit einer Extraportion Witz gestalten. Also rief er in die kleine Runde: "Wer hätte denn gern einen Posten?" Und bekam voll lustig zurück: "Na, dann nehm' ich auch einen."

Solchermaßen sich selbst nominierend wurde Lutz zum Vorsitzenden gewählt, Felix Wieland zu seinem Stellvertreter und Nadim Sartraz zum Schatzmeister. Alsdann ließ man sich, um die satirische Absicht zu unterstreichen, noch drei Vorstandsposten einfallen: Klaus Krämer gibt den "Beauftragten für Männerballett und Angriffskriege", Jakob Eisfelder den "Auslands-", Hubert Spangler den "Inlandskorrespondenten". Tätigkeitsnachweise müssen sie nie erbringen, denn, so Lutz: "Selbst als Vorsitzender hast du bei uns keine Verpflichtungen." Lutz fühlt sich ohnedies zu Höherem berufen: Lokalpolitik schere ihn wenig, sagte er der SZ, es gehe darum, "Die Partei" in den Bundestag zu bringen. Ein "Parteiprogramm des Kreisverbands" haben sich die witzigen Jungs dennoch ausgedacht, per E-Mails und Facebook wollen sie weiter daran herumspielen. "Volksküche statt Bürgerladen in WOR" ist eine Forderung, "Wolfratshausen in Edmund-Stoiber-Stadt umbenennen", "Süd-Nord-Gefälle der Isar stoppen"... . Ein Denkmal für Stoiber findet übrigens der Martin, wie Insider Lutz seinen Parteichef nennt, auch voll gut.

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