Geretsried:Viel Geld und gute Worte

Geretsried stellt für den Kulturherbst 2014 fast 300 000 Euro bereit. Es treten große Namen mit lokalen Bands auf.

Von Felicitas Amler

Nach dem Glückstaumel über den erfolgreichen Kulturherbst 2012 macht die Stadt Geretsried nun Ernst: Das zweite Festival unter städtischer Ägide wird mit 293 000 Euro ausgestattet. Vor zwei Jahren waren 176 300 Euro vorgesehen gewesen, und am Ende hatte ein Defizit von 82 000 Euro gestanden. Dank Festivalleiter Günter Wagner sei es nun "wesentlich strukturierter und besser organisiert", sagte Bürgermeisterin Cornelia Irmer bei der Programmvorstellung am Dienstag. Rückblickend lobte sie die Stadtverwaltung, die den Kulturherbst 2012 in einer "Riesenleistung" kurzfristig "gestemmt" habe. Der neben ihr sitzende Fachbereichsleiter für Kultur, Werner Rampfel, hob die Hand mit drei ausgestreckten Fingern und murmelte: "Drei Monate."

Diesmal ist der Vorlauf deutlich länger: Der Kulturherbst 2014 beginnt am 3. Oktober, und schon jetzt kann man Karten kaufen. Das Hauptprogramm steht. Mit Stolz trugen Irmer und Wagner die großen Namen vor: Dieter Hildebrandt und Konstantin Wecker an einem gemeinsamen Abend, Gerhard Polt mit den Well Buam, Martina Schwarzmann, Quadro Nuevo. Ein Zuckerl gibt es für jüngere Festival-Besucher und für Lokalpatrioten: die aus Geretsried stammende Elektro-Rock-/Synth Rock-Band A Life Divided ("Platz 1 der Amazon-Downloadcharts"). Und dann steht da noch ein großes Fragezeichen im Programmheft: Zum Auftakt des Festivals spielt eine Band, die aus vertraglichen Gründen erst im kommenden Juni bekanntgegeben werden dürfe, sagte Wagner. Dass ihm der in Bayern recht geläufige Name dennoch während der Pressekonferenz herausrutschte, brachte ihm einen neckischen Tadel der Bürgermeisterin ein. So viel kann man vielleicht verraten: Einen Skandal im Festivalbezirk wird die Gruppe vermutlich nicht auslösen.

Über die Zusage des Kabarettisten Hildebrandt und des Liedermachers Wecker zu einem gemeinsamen Auftritt im Geretsrieder Festzelt habe sie sich so gefreut, sagte Irmer - "das kann ich gar nicht in Worte fassen". Als "absolutes Highlight" sieht Wagner Gerhard Polt, um den er sich ebenfalls besonders bemüht hatte.

Und außer den klingenden Namen und zuverlässigen Kassenfüllern? Will das Festival nicht auch jungen Künstlern Chancen und Förderung geben? Wagner sagt, ja, man werde wieder versuchen, zu den einzelnen Auftritten Vorgruppen zu bekommen. Außerdem bestehe der Kulturherbst, der vom Geretsrieder Kulturforum mitgetragen wird, aus vielen kleineren Veranstaltungen, die aber noch nicht stünden: Kunstausstellungen, Lesungen, Märchen für Kinder; die Musikschule beteilige sich wieder, ebenso der Chor "Voices in Time".

Wagner selbst trägt, kompositorisch unterstützt von Konstantin Wecker, wieder eine Uraufführung bei. Sein neues Theaterstück befasst sich mit einem Geretsrieder Thema: "Flucht" ist der Titel. Wenn es Premiere hat (4. Oktober), wird in Geretsried schon die Sammelunterkunft für 80 Asylbewerber stehen. Wagner sagte, darauf angesprochen, solche zentralen Lösungen seien immer schlechter als dezentrale, bei denen "sich ganz anders um die Leute gekümmert wird".

www.kulturherbst-geretsried.de

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