Geretsried:Überraschendes Finale

Geretsried: Vera Kraus (links) hat die Geschäftsführung der Musikschule vor bald neun Jahren von Ingrid Obser übernommen.

Vera Kraus (links) hat die Geschäftsführung der Musikschule vor bald neun Jahren von Ingrid Obser übernommen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Vera Kraus gibt zum Schuljahresende die Geschäftsführung der Geretsrieder Musikschule auf. Die 57-Jährige will sich noch einmal neu orientieren

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Musikschule Geretsried hat die Stelle ihrer Geschäftsführung neu ausgeschrieben. Vera Kraus, die das Institut an der Adalbert-Stifter-Straße seit 2007 leitet, hört überraschend zum Schuljahresende auf. Sie orientiere sich neu, sagt die 57-Jährige, mehr verrät sie aber noch nicht.

Die Musikschule Geretsried wird von einem Verein getragen. Sie besteht seit 1979, hat aktuell 770 Schüler und 30 Lehrerinnen und Lehrer. Sie ist öffentlich anerkannt und erhält Zuschüsse der Stadt (derzeit 275 000 Euro im Jahr, das entspricht 40 Prozent der Kosten) und des Landes. Die Leitung verteilt sich auf zwei Schultern: Das Geschäftliche leistet Vera Kraus, die Pädagogik Sabine Beyer. Kraus hat eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete früher längere Zeit selbständig im Bereich EDV. Sie spielt Zither, Hackbrett, Gitarre und Akkordeon. Ursprünglich war sie als Mutter in Kontakt zur Musikschule Geretsried gekommen und hatte dort den Elternbeirat aufgebaut. "Für mich gehört Musik zum Leben dazu", sagt sie.

Mit der inzwischen gestorbenen Ingrid Obser, die die Musikschule Geretsried aufgebaut und 30 Jahre lang geleitet hatte, verband Kraus eine persönliche Freundschaft. Als Obser schwer krank wurde, übernahm Kraus im Oktober 2007 die Geschäftsführung zunächst kommissarisch; Anfang 2009 wurde sie ihr förmlich übertragen. Mitte 2009 erhielt Ingrid Obser, die damals noch Musikerin und Schatzmeisterin der Musikschule war, den Kulturpreis der Stadt Geretsried. Die Einrichtung hatte damals an die 1000 Schüler.

Vera Kraus blickt zufrieden zurück auf die Zeit ihrer Geschäftsleitung: "Es ist ganz toll, dass ich alles umsetzen konnte, was ich wollte", sagt sie. Ihr sei es wichtig, dass eine Musikschule immer auch nach außen wirkt. So seien in den vergangenen Jahren die Kooperationen mit Schulen ausgebaut worden: Am Gymnasium gebe es die Bläserklasse, an der Realschule Zupfer- und Akkordeonklasse und an der Karl-Lederer- und der Isardamm-Grundschule Chöre. Eine große Rolle hat die Musikschule nach Kraus' Ansicht nach der Abschaffung des neunstufigen Gymnasiums (G9) gespielt: "Wir konnten das so in der Waage halten." Denn durch das G8 wurde vielfach geklagt, der Druck auf die Gymnasiasten habe so zugenommen, dass für musische Aktivitäten nicht mehr genügend Spielraum blieb.

Kraus sieht die Musikschule auch innerhalb des öffentlichen Lebens als anerkannte Einrichtung an: Oft genug träten Ensembles bei öffentlichen Anlässen auf. Dazu zählten auch die Kontakte mit den Freundschafts- und Partnerstädten.

Die gebürtige Gröbenzellerin Vera Kraus lebt seit ihrem 16. Lebensjahr in Geretsried. Sie ist seit der Wahl 2014 Stadträtin der Freien Wähler und genauso lange deren Vorsitzende in Geretsried. Sie ist außerdem vielfältig ehrenamtlich engagiert, vom Mütterzentrum Geretsried über die Wasserwacht bis zum Kulturforum. "Geretsried ist einfach eine lebendige und interessante Stadt", sagt sie. Ob sie beruflich am Ort bleibe, dazu sagt sie nichts, aber hier leben und mitwirken werde sie auf jeden Fall weiterhin.

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