Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Stein ins Rollen gebracht

Im südlichsten Stadtteil beginnt der Prozess zur "Sozialen Stadt". Workshop-Teilnehmer wünschen sich Treff für Jung und Alt, Kreisverkehr und bessere Spielplätze

Von Felicitas Amler, Geretsried

Werner Sebb, Gründungsmitglied des Arbeitskreises Historisches Geretsried, lebt seit 1977 im Stadtteil Stein - und es fehle ihm dort rund um sein Einfamilienhaus nichts, sagt er. Die 16-jährige Rajana ist seit ihrer Kindheit da, sie lebt mit ihrer Familie in einer Mietwohnung - und sie vermisst ein umzäuntes Fußballfeld mit Licht. Beide haben am Wochenende in einem Initiativkreis mitgearbeitet, der den Prozess der Städtebauförderung "Soziale Stadt" begleiten soll. Sie haben an einem Modell im Maßstab 1:500 mitgebastelt, das die Stärken und Schwächen des südlichsten Geretsrieder Stadtteils greifbar macht. Da ist zum Beispiel die Haupterschließungsstraße, der Steiner Ring, die für heutige Verhältnisse viel zu breit angelegt ist und an der Sitzbänke fehlen. Da sind erstaunlich viele Spielplätze - die aber nach Ansicht der bastelnden Bürger deutlich besser ausgestattet und gestaltet werden müssten. Da ist ein gut angenommenes Jugendzentrum - das "EinStein" -, aber es gibt keinen öffentlichen Treff für alle Generationen.

Stadtplaner Rafael Stegen, dessen Büro Salm und Stegen von der Stadt Geretsried mit dem Vorhaben "Soziale Stadt" in Stein beauftragt ist, hat zu Beginn des Workshops im leer stehenden früheren Getränkemarkt am Steiner Ring erklärt, worum es geht: Der gemeinsame Modellbau sei für ihn Teil der Bestandserhebung. Das Projekt selbst sei ein langer Prozess, der sich andernorts durchaus über viele Jahre hinziehe. Ziel sei eine Aufwertung des Stadtteils - baulich wie im Image. Wichtig sei, dass von Anfang an Transparenz herrsche und die Bürger unmittelbar beteiligt würden.

Eine bekannte Ansprechpartnerin in Stein ist Dagmara Sosnowska, Mitarbeiterin des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit, bisher für "Integration Aktiv" zuständig und künftig die Quartiersmanagerin für die Soziale Stadt in Stein. Ihr Büro am Steiner Ring 24 steht auch jetzt schon allen offen, die mit Kritik, Anregungen und Vorschlägen mitwirken möchten.

Zu den wenigen konkreten Zielen, die im Prinzip schon feststehen, gehört ein Ort der Begegnung für jedermann. Der Workshop sammelte dazu Ideen. Demnach sollte der Treff für Jung und Alt geeignet sein und Raum für kulturelle Veranstaltungen ebenso bieten wie für private Feiern; die Lücke eines gemeinsamen "Wohnzimmers" im Stadtteil schließen; Proberaum, Kegelbahn und Teestube sein, außerdem Werk- und Gymnastikraum . . . Nicht nur in Bezug auf diese konkrete Einrichtung bat Stegen die Teilnehmer um "viel, viel Geduld". Auch der Kreisverkehr, den sie gemeinsam für die Eingangssituation Richard-Wagner-Straße/Steiner Ring entworfen hatten, müsse natürlich planerisch geprüft werden, sagte er. Ebenso sei der Spielplatz-Parcours, den sie als Wunsch skizziert hatten, "sehr weit in die Zukunft gedacht".

Der Stadtplaner will die Bürger damit nicht entmutigen, sondern dazu auffordern, auch kleinere Ideen nach und nach einzubringen, die womöglich schneller zu verwirklichen sind. "Man muss einen langen Atem haben, aber es lohnt sich auch", sagte er.

Die Initiativgruppe, an der über eineinhalb Tage verteilt etwa vierzig Personen beteiligt waren, soll sich nun noch einmal treffen. Der nächste offizielle Termin ist Samstag, 13. Mai: der bundesweite Tag der Städtebauförderung. Dazu werden sich alle Beteiligten und Interessenten wieder in Stein zusammenfinden. Und vielleicht schon neue Ideen entwickelt haben.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2017
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