In der Geretsrieder Stadtbibliothek kann man nun nicht nur Bücher ausleihen, sondern auch ein Stand-Up-Paddel, eine Nudelmaschine oder eine Backform für Kindergeburtstage. "Mit der Bibliothek der Dinge möchten wir unser Angebot erweitern", sagte Hannah Vogel, die Leiterin der Bibliothek, bei der Eröffnung am Samstag. Dass diese ausgerechnet am konsumkritischen "Kaufnixtag" stattfand, war kein Zufall: Der Nachhaltigkeitsgedanke spielt beim Projekt eine große Rolle. Denn auf diese Weise würden Gebrauchsgegenstände mehrfach genutzt, erklärte Bürgermeister Michael Müller (CSU), der auch darauf einging, dass Bibliotheken schon seit Jahrhunderten Dinge verleihen und mit dem neuen Angebot dem Zeitgeist folgten. Viele Alltags- und Gebrauchsgegenstände würden nur einmal im Jahr verwendet und lägen den Rest der Zeit nur nutzlos herum. "Man braucht das Loch in der Wand, nicht die Bohrmaschine", erklärte er. Möglich ist es nun auch, sich etwas auszuleihen, das man sich finanziell nicht leisten kann oder will. Oder das man für ein einmaliges Projekt braucht und dann nie wieder, wie etwa einen Diascanner. "Man kann etwas ausprobieren und schauen, ob es etwas für einen ist, bevor man es sich selber anschafft", erläuterte Vogel.
Insgesamt 40 Gegenstände wurden vorgestellt. Fast alles wurde bei Einzelhändlern vor Ort gekauft, darauf legt die Bibliotheksleiterin großen Wert. So gibt es im Bereich Haushalt verschiedene Backformen und Plätzchenausstecher, Popcornmaschine, Cocktailshaker, Nähmaschine, Lochzange, Nudelmaschine, Trolleykoffer. Im Bereich Freizeit und Hobby sind es Dinge wie Häkelnadeln, Holzschnitzwerkzeug, Schraubendreher- oder Scherenset, Faszienrolle, Ukulele, Flugdrachen, Ballpumpe, Mikroskop oder Balanceboard. Zum Bereich Technik zählen Dinge wie Minifotodrucker, Teleskop, Beamer oder Switch-Spielekonsole. Was es am Ende aber doch nicht in den Ausleihkatalog geschafft hat, ist die Bohrmaschine. Denn hochwertige Werkzeuge könne man sich auch im Baumarkt ausleihen, begründete Vogel die Entscheidung.
Das Bücherei-Team hat die Auswahl nicht nach eigenem Gutdünken getroffen, sondern sich an die Empfehlungsliste der bayerischen Landesfachstelle für Büchereien gehalten. 3000 Euro hat die Anschaffung gekostet, die von der Fachstelle zur Hälfte bezuschusst wurde. Was alles ausleihbar ist, steht im Online-Katalog der Stadtbibliothek. Die Gebrauchsgegenstände werden in einem Regal im Untergeschoss präsentiert und können mitgenommen werden, wertvolle Dinge kann man mit beschrifteten Plastikschildern an der Theke abholen. Die teureren Technikgeräte sind allerdings erst ab einem Mindestalter erhältlich. Die Ausleihfrist beträgt vier Wochen und kann zweimal verlängert werden. Das Ganze kostet nichts extra, wenn man einen regulären Büchereiausweis (Jahresgebühr 15 Euro) besitzt. Bleibt noch die Frage, wie es das Team handhabt, wenn Sachen kaputt gehen oder dreckig zurückgebracht werden. Es werde natürlich geprüft, ob die Beschädigung aus Mutwillen oder Verschleiß geschehen sei, erklärte Vogel. Aber grundsätzlich solle man sich deswegen nicht zu viele Sorgen machen. Gebe es Beanstandungen wegen der Sauberkeit, müssten die Nutzer eben nacharbeiten. Der Ausleihkatalog soll noch erweitert werden und in Zukunft auch auf Wünsche der Nutzer eingehen, kündigte Vogel an. Auch könnten Dinge mangels Nachfrage auch wieder rausfliegen, weshalb man dringend auf Rückmeldungen angewiesen sei. Die Geretsrieder Bibliothek der Dinge ist die erste ihrer Art im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. In der näheren Umgebung hat vor Kurzem in Penzberg ein weiteres solches Angebot eröffnet, auch in Starnberg wird man fündig.
