Protest gegen Bauvorhaben:Stadt im nicht ganz so Grünen

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Will Geretsried wirklich mehr als 1,33 Prozent des eigenen Waldbestands für ein privates Sportgymnasium aufgeben?

Kommentar von Felicitas Amler, Geretsried

Geretsried ist stolz auf seinen Baumbestand, nennt sich gern und zu Recht „Stadt im Grünen“. Denn mehr als zwei Drittel der gesamten Fläche der Stadt sind baumbestanden: 900 Hektar Tannen und Fichten, Buchen, Eichen, Ahorne, Ulmen, Weiden, Eiben. Im eigenen Besitz hat Geretsried davon 150 Hektar – mehr Wald besitzt in diesem Landkreis nur Bad Tölz.

Für das interkommunale Hallenbad in Geretsried mussten 800 Quadratmeter Wald gerodet werden. Nur 800, möchte man aus heutiger Sicht sagen. Denn für ein privates Sportgymnasium ist nun eine Fläche von 20 000 Quadratmetern im Gespräch – mehr als 1,33 Prozent dessen, was die Stadt ihren eigenen Wald nennt.

Kein Wunder, dass sich dagegen massiver Widerstand regt. Und absolut nachvollziehbar, dass die Interessengemeinschaft Wald nun ein Bürgerbegehren erwägt. Denn da kann man diskutieren, soviel man will: Nachdem das Bauleitverfahren einmal begonnen ist, wird es auch durchgezogen.

Natürlich hat Bürgermeister Michael Müller Recht, wenn er erklärt, Fragen wie jene nach dem Klimaschutz und einem möglichen Verkehrschaos würden allesamt im Bauleitverfahren erörtert. Aber man darf die Vorhersage wagen, dass dies zwar zu allerhand Verpflichtungen, Auflagen und Einschränkungen führen kann – doch sicher nicht zu einem kompletten Stopp des Vorhabens.

Dazu haben sich die Stadt ebenso wie die privaten Investoren schon allzu eindeutig festgelegt. Projektleiterin Ute Hennekes sagte am Sonntag auf Nachfrage, ihre München Süd Sportschule GmbH verfolge keinen einzigen anderen Standort mehr als den in Geretsried. Und Bürgermeister Michael Müller hatte das Projekt bereits auf einer Pressekonferenz im Mai hochgelobt und zu erkennen gegeben, wie stolz er darauf wäre, es in seiner Stadt verwirklicht zu sehen. Er hatte von einer „historischen Dimension“ für Geretsried gesprochen und den Standort als ideal bezeichnet. Dagegen kommt man ganz sicher nicht mit Workshops und Stadtgesprächen an. Und auch nicht mit einer noch so spektakulären Baumbesetzung.

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