Nach dem Bürgerentscheid:Kein Sportgymnasium in Geretsried – und kein Plan B

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"Ja zum Wald": Diesem Appell der Bürgerinitiative haben sich 6094 Personen angeschlossen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach dem klaren Votum zeigt sich die Schulinitiative entsetzt und spricht von „Kampagne“, „Populismus“ und „Falschinformationen“. Einen Alternativstandort gebe es bisher nicht.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Enttäuschung steht den drei anwesenden Vertretern der München Süd Sportschule GmbH ins Gesicht geschrieben, als am Montagvormittag im Geretsrieder Rathaussaal das Ergebnis des Bürgerentscheids öffentlich bekannt gegeben wird. Das von ihnen geplante private Sportgymnasium im Geretsrieder Stadtwald ist gescheitert. Die Geretsriederinnen und Geretsrieder haben bei einer Wahlbeteiligung von 47,7 Prozent für die Rettung des Stadtwalds und damit gegen die Schule gestimmt. Denn sowohl die Sportschul-Planer als auch die Stadt Geretsried hatten von jeher einen anderen Standort in Geretsried als jenen südlich des Hallenbads ausgeschlossen.

Der Abstimmungsausschuss unter Leitung von Bürgermeister Michael Müller (CSU) nennt die Zahlen: Für das von der Bürgerinitiative IG Wald initiierte Bürgerbegehren „Erhalt des Stadtwaldes zwischen Hallenbad und Ahornweg in Geretsried“ votierten 6094 Personen; für das Ratsbegehren mit dem Titel „Ja zu Bildung, ja zu Sport“ 2938. Bei der Stichfrage machten 2810 ihr Kreuz bei „Fortführung der Planungen zur Ansiedlung der Sportschule (des Sportgymnasiums) Geretsried“ und 6312 bei „Stopp der Planungen für den Neubau eines Sportgymnasiums“.

Matthias Pohlus, Ute Hennekes und Florian Kurrle wollten das Sportgymnasium nach Geretsried bringen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ute Hennekes, seit zwei Jahren als Projektleiterin der München Süd Sportschule engagiert, und ihre beiden Mitstreiter Florian Kurrle und Matthias Pohlus zeigen sich äußerst betroffen. Sie haben das klare Votum für die Erhaltung des Waldes offenkundig nicht erwartet. Hennekes formuliert es anders: „Dass Bürger eine gemeinnützige Schule kippen, damit haben wir nicht gerechnet.“ Es fallen Worte wie „Kampagne“, „Populismus“ und „Falschinformationen“. Auf Nachfrage, was damit gemeint sei, sagen die Schulinitiatoren, anfangs habe es geheißen, es müsse die ganze Grundstücksfläche von 22 000 Quadratmetern Wald gerodet werden. Dies stimmt nach den ersten Entwürfen der Initiatoren nicht; zuletzt war von 10 000 Quadratmetern die Rede, vorbehaltlich der weiteren Entwicklung des Bebauungsplans.

Im Übrigen seien sie mit allerlei Äußerungen konfrontiert worden, die nicht gestimmt hätten, etwa, dass monatlich tausend Euro Schulgeld erhoben werden sollten (Hennekes hatte bei der Vorstellung des Projekts im Mai 500 bis 600 Euro genannt). Pohlus spricht in diesem Zusammenhang von „Sozialneid“. Hennekes sagt, manche Leute hätten das Projekt als „elitär“ bezeichnet, jemand habe gesagt, man müsse mit „hundert SUVs aus Grünwald“ rechnen.

In jeder Hinsicht auf Geretsried und den Standort zugeschnitten

Einen Plan B, also einen möglichen Alternativstandort in einer anderen Kommune, gebe es nicht, sagt Pohlus auf Nachfrage. Er betont, die München Süd Sportschule habe sich seit einem Jahr auf den Standort in Geretsried konzentriert, alles andere wäre, wie er sagt, unfair gegenüber der Stadt gewesen. Hennekes spricht von einem sozialen und ökologischen „Leuchtturmprojekt“, das die Stadt Geretsried hätte bekommen können. Alle drei weisen darauf hin, dass sie auch „viel Zuspruch“ erfahren hätten; es sei nun eine Chance vertan. Die Schule sei aber in jeder Hinsicht nur auf Geretsried und den Standort zugeschnitten. Daher nennt Pohlus die Frage „hanebüchen“, ob der außergewöhnliche Architekturentwurf des Stararchitekten Daniel Libeskind nicht auch an einem anderen Ort zu verwirklichen wäre. Dennoch betonen Hennekes, Pohlus und Kurrle, dass sie das Abstimmungsergebnis akzeptierten. Pohlus kündigt an, sie würden jetzt tun, „was ein guter Sportler macht“: die Niederlage analysieren und daraus lernen.

Thomas Laumont, Sprecher der IG Wald, bleibt bei all dem wenig zu sagen. Schon am Sonntagabend hat er sich hochzufrieden mit dem Abstimmungsergebnis gezeigt. Seine Initiative habe ihr Ziel erreicht, den Stadtwald südlich des Hallenbads zu bewahren.

„Für alle olympischen und paralympischen Talente offen“

Das private Gymnasium für 700 sportambitionierte Schülerinnen und Schüler wurde im Mai als „hochmodern“ konzipiert vorgestellt, es sollte klimaneutral gebaut, barrierefrei und pädagogisch innovativ sein, „für alle olympischen und paralympischen Talente offenstehen“ und mit dem Schuljahr 2027 starten.

Der Geretsrieder Stadtrat hatte dazu im Mai bei zwei Gegenstimmen die Aufstellung eines Vorhaben- und Erschließungsplans beschlossen. In der Folge hatte sich wegen der absehbaren Rodung von Teilen des Stadtwalds eine Bürgerinitiative gebildet, die schließlich 4700 Unterschriften zur Rettung des Stadtwalds vorlegen konnte.

Auf Initiative des Bürgermeisters verabschiedete der Stadtrat im Oktober ein Ratsbegehren, welches das Sportgymnasium absichern sollte. Bürgermeister Müller sagte, ein Sportgymnasium entspreche dem Stadtleitbild genauso wie die Überdachung des Eisstadions, der Neubau des Hallenbads und die Zusammenlegung der Mittelschulen.

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Abstimmung in Geretsried
:Klares Nein zum Sportgymnasium

München Süd Sportschulen GmbH kann im Geretsrieder Stadtwald südlich des Hallenbads nicht bauen. 6094 Stimmen für die Rettung des Waldes.

Von Felicitas Amler

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