Geretsried:Schutzpatron und Scherzkeks

Geretsried: Wie geht's weiter mit den Städten? Markus Söder im Geretsrieder Rathaus mit den Bürgermeistern Michael Müller und Klaus Heilinglechner.

Wie geht's weiter mit den Städten? Markus Söder im Geretsrieder Rathaus mit den Bürgermeistern Michael Müller und Klaus Heilinglechner.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Finanzminister Markus Söder flachst und hört sich die Nöte der Geretsrieder und Wolfratshauser Bürgermeister an

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Minister wundert sich: "Ja, will denn sonst niemand mit aufs Bild?", fragt Markus Söder in die kleine Runde von Lokalpolitikern, die sich am frühen Mittwochabend im Geretsrieder Rathaus versammelt haben. Nach einem halbstündigen Gespräch über die Entwicklung Bayerns im Allgemeinen und des Mittelzentrums Geretsried/Wolfratshausen im Besonderen trägt Söder (CSU) sich ins Goldene Buch der Stadt ein, und einzig Bürgermeister Michael Müller (CSU) steht mit kamerabewusstem Lächeln daneben. Sonst drängelten doch immer alle aufs Foto, flachst der Minister.

Söder hat außer leutseliger Laune auch etwas Handfestes nach Geretsried mitgebracht: den Bescheid für den ersten staatlichen Zuschuss in Höhe von 403 000 Euro zum geplanten interkommunalen Hallenbad in Geretsried. Insgesamt wird der Freistaat das 13,6 Millionen Euro teure Projekt mit 4,2 Millionen Euro fördern. Er finde diese Kooperation der Nord-Kommunen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen "so sensationell, weil sonst überall Bäder schließen", sagt der Minister. Und scherzt schon wieder: Er schwimme ja gern - "man muss ab und zu mal abtauchen".

Im ernsten Teil hat zuvor Bürgermeister Müller erklärt, seine Stadt stehe zwar gut da ("Sehr guter Wirtschaftsstandort, niedrige Arbeitslosenquote, 33,6 Millionen Euro Steuereinnahmen"), dennoch gebe es Herausforderungen. Die Verlegung der Bundesstraße 11 und der Ausbau der S 7 bis Geretsried würden sicher "dem Entwicklungspotenzial einen deutlichen Anschub geben; Geretsried baue ja auch in den kommenden zehn Jahren rund 1000 Wohnungen. Die Frage sei nur: "Wie weit kann dieses Wachstum noch gehen?"

Dem schloss sich sein Wolfratshauser Amtskollege Klaus Heilinglechner (BVW) an: Seine Stadt habe nicht einmal die Möglichkeit, so zu wachsen wie Geretsried. Sie sei auf der geografisch eng begrenzten Fläche dichter besiedelt als Augsburg, verzeichne aber "einen unwahrscheinlichen Zuzug" und "explodierende Grundstückspreise". Probleme, die man nach seiner Überzeugung nur gemeinsam mit anderen Kommunen lösen kann. Den Minister fragte er, wie die Landesregierung die Gemeinden unterstützen wolle.

Söder verwies zunächst auf den Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber (CSU), in dem die Kommunen einen "Schutzpatron" hätten, und auf das Finanzausgleichsgesetz zwischen Staat, Gemeinden und Gemeindeverbänden (FAG), das unter seiner Ägide "breiter aufgestellt" worden sei. Die Landesentwicklung klaffe in den verschiedenen Teilen Bayerns weit auseinander, und die Wachstumsregion München verursache mehr Probleme als gedacht. Dazu zählte er den Pendlerverkehr, den er just selbst erlebt hatte: Eine Stunde mit dem Auto von München nach Geretsried, aber davon allein 40 Minuten innerhalb der Stadt. Immer mehr Menschen wollten ja in den Süden Bayerns, erwarteten dort aber oft dieselbe Infrastruktur wie in der Großstadt. Ein Strukturgutachten sei in Arbeit; zudem wolle er Landräte und Bürgermeister zu einer Tagung einladen, um "kreative Ideen" zu finden. Als eigene Richtschnur der Landesentwicklung nannte Söder: "Mehr Beschleunigung im nordbayerischen Raum, Entschleunigung im Süden."

In einer Randbemerkung ging der Minister auf die Proteste Geretsrieder Bürger gegen die Umgestaltung des Karl-Lederer-Platzes ein. So was löse sich oft auf, wenn ein Bauvorhaben erst einmal stehe. Sein Amtschef habe die Elbphilharmonie immer heftig kritisiert. Jetzt sei er dort gewesen - und "mit leuchtenden Augen" zurückgekommen.

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