Geretsried:Schulzentrum kostet sogar bis zu 55 Millionen Euro

Geretsried: Geretsried ist das größte Schulzentrum im Landkreis: Die Sanierung der 25.000-Quadratmeter-Fläche wird viel teurer als geplant.

Geretsried ist das größte Schulzentrum im Landkreis: Die Sanierung der 25.000-Quadratmeter-Fläche wird viel teurer als geplant.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zur Sanierung für 39 Millionen - acht Millionen mehr als geplant - kommen weitere Ausgaben etwa für ein Nebengebäude. Der Kämmerer ist alarmiert.

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

Zweiter Landrat Thomas Holz (CSU) hatte nur ein Wort dafür: Dilemma. Es geht um die Generalsanierung des Schulzentrums Geretsried mit Realschule und Gymnasium. Der Landkreis investiert seit Jahren hohe Summen in den Schulkomplex mit fast 25 000 Quadratmetern. Im Schul- und Bauausschuss des Kreistags stellten Hauptamt und Planer die geschätzten Kosten für die nächsten zehn Jahre vor. Danach würde alleine die Generalsanierung mit etwa 39 Millionen Euro um circa acht Millionen Euro teurer als ursprünglich geschätzt. Mehrkosten, die sich der Kreis nicht leisten könne, sagte Kämmerer Ralf Zimmermann.

Doch das ist nicht alles: Mit dem Bau eines Interimsgebäudes, das während der Sanierung für die Auslagerung von Klassen gebraucht wird, einem neuen Heizwerk, der Sanierung der Pausen- und Parkplatzflächen, dem Neubau der Zweifach-DIN-Halle, neuen Außensportanlagen und der Sanierung der bestehenden Dreifach-Turnhalle muss der Landkreis insgesamt an die 55 Millionen in das Schulzentrum investieren.

Zur Abstimmung im Ausschuss stand indes allein die Generalsanierung, deren Kosten je nach Lüftungsanlage zwischen 41 und 37 Millionen lagen. Planer und Verwaltung favorisieren eine Variante mit zentraler Lüftung der Klassenzimmer und dezentraler Lüftung der Fachklassenbereiche - eben für knapp 39 Millionen Euro. In diese Summe sind die Nebenkosten bereits berücksichtigt, allerdings nicht die Verteuerung der Baukosten, mit der man rechnen müsse, wie Hauptamtsleiter René Beysel sagte.

Angesichts von acht Millionen mehr hinterfragten die Kreisräte mehr als einmal in der Sitzung, wie diese Steigerung zustande kommen könne. Sie kritisierten Beysel und Architekt Dieter Kubina, die mit einem viel zu niedrigen Ansatz in die Ausschreibung gegangen seien. Robert Lug (FW) fragte, ob bei der Sanierung "etwas geplant wird, das wir nicht brauchen, oder war das VOF-Verfahren falsch"? Dieses Verfahren ist vorgeschrieben bei Projekten von fünf Millionen Euro aufwärts für die Vergabe und Ausschreibung von freiberuflichen Leistungen. In diesem Fall für Architekten und Fachplaner.

Beysel rechtfertigte sich, dass man in das Verfahren immer nur mit einer groben Schätzung gehen könne. Irgendwann müsse man ja mal starten. Kubina erklärte, dass sich die Mehrkosten unter anderem aus neuen gesetzlichen Vorgaben ergeben. Er führte unter anderem die Arbeiten im Musenbau mit 1,39 Millionen, die neue Technikeinhausung mit 2,35 Millionen, die Außenanlagen mit 2,88 Millionen und weitere Technik mit gut einer Million an. All diese Maßnahmen seien nie Gegenstand des VOF-Verfahrens gewesen.

Diese Argumentation leuchtete den Kreisräten nicht ein. Aber keinen Beschluss zu fassen, sei auch nicht möglich, sagte Holz. Denn die Generalsanierung sei beschlossene Sache und von allen gewünscht: "Das ist das Dilemma, in dem wir stecken." Kämmerer Zimmermann betonte, dass der Kreis in den kommenden beiden Jahren finanziell ein großes Problem bekomme. Das Ziel, keine Nettoneuverschuldung, werde sich so nicht halten lassen, müsse er doch allein für das Jahr 2017 an die drei Millionen Euro mehr im Haushalt einplanen. "Das ist eine Belastung, die nicht vertretbar ist." Zimmermann regte an, die Gesamtmaßnahme "Schulzentrum" noch mal zu überdenken. Oder eine andere Schulbaumaßnahme zu verschieben. Das wiederum passte Beysel nicht, denn man habe jetzt einen Zeitplan abgesteckt, der sonst durcheinander käme.

Der Ausschuss stimmte mit Unbehagen der Generalsanierung mit geteilter Lüftungsanlage zu. Doch die 39 Millionen Euro Kosten wollen die Räte nochmals detailliert aufgeschlüsselt haben. Die Planer sollen Einsparungen erarbeiten.

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