Geretsrieder Nahverkehr:Störfaktor Stammstrecke

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Die S-Bahn würde jeden Werktag geschätzt gut 7000 Pendler einsammeln. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Wagner befürchtet, dass die Verzögerungen beim Tunnelbau in München sich auch auf die Verlängerung der S 7 auswirken. Er fordert deshalb einen Schnellbus nach München

Von Florian Zick, Geretsried

Mit den Verzögerungen beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München könnte sich auch die Verlängerung der S 7 nach Geretsried nach hinten verschieben. Das befürchtet der Bundestagsabgeordnete Andreas Wagner (Linke). Der 47-Jährige fordert deshalb für die Übergangszeit eine Schnellbuslinie von Geretsried in die Münchner Innenstadt. Aufgrund des starken Zuzugs in der Region und des damit verbundenen Verkehrsaufkommens könne man nicht darauf warten, dass irgendwann die S-Bahn dieses Problem löse, sagt er.

Andreas Wagner will kommunalpolitisch aktiv werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Damit kommt nun eine Idee wieder auf, über die schon vor knapp einem Jahr diskutiert worden ist. "Wir waren seitdem auch nicht untätig", sagt Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU). Aber ganz so einfach sei die Sache eben nicht. Für die Finanzierung von Busverbindungen sei originär nämlich der Landkreis zuständig. Und bei einem Schnellbus von Geretsried nach München, da müsse man nicht nur den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gewinnen, da müsste auch der Landkreis München mitspielen.

Müller setzt seine Hoffnungen ohnehin eher auf den vom Freistaat angekündigten Ring-Bus. Dieser soll rund um München sieben Express-Buslinien miteinander verknüpfen und so eine attraktive Tangentialverbindung zwischen den einzelnen S-Bahnästen herstellen.

Einer dieser Express-Busse soll von Starnberg über Wolfratshausen weiter nach Bad Tölz pendeln und würde dabei auch Geretsried anbinden. Man könnte dann Am Stern in Geretsried einsteigen und mit dem Bus übers Rathaus nach Waldram und weiter nach Wolfratshausen fahren. "Das ist ein guter Ansatz", sagt Müller - obgleich man über die Details natürlich noch sprechen müsse, so der Rathaus-Chef.

Dass die jetzt schon bekannte zweijährige Verspätung beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München Auswirkungen auf den Zeitplan für die Verlängerung der S 7 haben könnte, sei ihm bislang nicht zu Ohren gekommen, sagt Müller. "Ich gehe weiter davon aus, dass 2028 der erste Zug fährt", sagt er.

Bestärkt wird Müller in dieser Sichtweise durch ein aktuelles Schreiben von Enak Ferlemann (CDU), dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Auf eine Anfrage von Andreas Wagner hin schreibt Ferlemann: "Nach Auskunft des Freistaates Bayern stehen die beiden Münchner S-Bahn-Vorhaben, 2. Stammstrecke und Verlängerung der S 7, baulich in keiner direkten Abhängigkeit zueinander." Durch die spätere Inbetriebnahme der Stammstrecke seien also keine Verzögerungen beim Ausbau der S 7 zu erwarten.

Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan glaubt nicht, dass das eine Projekt das andere behindern werde. Das im Jahr 2015 angelaufene Planfeststellungsverfahren liege momentan noch bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Im Herbst sei aber ein Abschluss des Verfahrens zu erwarten. Dann stehe dem Baurecht nichts mehr im Wege.

Bis es mit dem Streckenausbau losgeht, wird es freilich trotzdem noch einige Zeit dauern. In Geretsried geht man momentan nicht von einem Baubeginn vor 2022 aus. Und der Geretsrieder Bundestagsabgeordnete Andreas Wagner hält wegen der Unwägbarkeiten bei der zweiten S-Bahn-Stammstrecke selbst das für sportlich. Er fände es deshalb "sinnvoll und notwendig, bereits heute schnell umsetzbare Lösungen auf den Weg zu bringen".

Was Wagner damit meint, ist in erster Linie natürlich sein Vorschlag mit dem Schnellbus von Geretsried nach München. Dieser könnte dabei helfen, "den Verkehr zu reduzieren und klimafreundlich zu organisieren", wie Wagner sagt. Wobei der Schnellbus dabei nur eine von mehreren Maßnahmen sein könne, so Wagner.

Die wirkungsvollste Maßnahme wird freilich der S-Bahnausbau sein. Auf der circa 200 Millionen Euro teuren und rund neun Kilometer langen Verlängerung nach Geretsried soll die S 7 jeden Werktag geschätzt gut 7000 Pendler einsammeln. Dadurch ließen sich jeden Tag etwa 61 000 Pkw-Kilometer einsparen. Das entspräche Experten zufolge einer Kohlendioxid-Einsparung von etwa zehn Tonnen am Tag.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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