Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Räte sorgen sich um Geltings Schönheit

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Franz Wirtensohn wird gewiss ein Auge darauf haben, ob diese Linde stehen bleibt: Im Bauausschuss des Geretsrieder Stadtrats ist am Dienstag ein Bauvorhaben in jenem Bereich besprochen worden, der dem gern als "Bürgermeister von Gelting" apostrophierten CSU-Stadtrat besonders am Herzen liegt. Und dort sieht Wirtensohn eine, wie er sagt, 200 Jahre alte Linde gefährdet.

Im ehemaligen Dorf Gelting, das formal ein Stadtteil Geretsrieds ist, plant ein dort bereits bekannter Bauträger drei Mehrfamilienhäuser. Formalrechtlich ist nach Einschätzung des Stadtbauamts alles in Ordnung, so dass der Ausschuss lediglich das "gemeindliche Einverständnis" zu erteilen hat. Denn die eigentliche Entscheidung über den Bauantrag obliegt dem Landratsamt. Das betonte Bürgermeister Michael Müller (CSU) in dieser ersten Bauausschusssitzung nach der Kommunalwahl mehrmals. Er wolle dies explizit den Neuen im Gremium erklären. Und auf die Frage von Martina Raschke (Grüne), warum die Stadträte vorab nicht detailliertere Unterlagen zu den Bauanträgen erhielten, antwortete Müller: "Bei Bauanträgen gab es noch nie Unterlagen." Tatsächlich werden diese gewöhnlich in der Sitzung gezeigt.

Das Bauvorhaben an der Buchberger Straße 21 bis 23 in Gelting umfasst neben 20 Wohnungen 23 Tiefgaragenplätze. In Gelting sorgen sich einige Stadträte immer wieder um den dörflichen Charakter. Denn Zug und Zug werden dort ehemals landwirtschaftliche Anwesen durch Wohnbauten ersetzt. Dass dies nicht immer schön sei, räumte der Bürgermeister ein. Er betonte aber, wenn man an der Entwicklung etwas ändern wolle, müsse man an die Bebauungspläne gehen. Bauanträge, die den Rahmen gültiger Bebauungspläne einhielten, könne der Ausschuss nicht verhindern. Selbst wenn er dies täte, würde die Genehmigung durchs Landratsamt "ersetzt", wie dies fachsprachlich heißt. Die Linde, deren Erhaltung Wirtensohn anmahnte, sei von dem Bauvorhaben aber jedenfalls nicht berührt, erklärte die Verwaltung nach einem Blick in die Akten.

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SZ vom 22.05.2020 / fam
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