Geretsried:Produktion bei Bene-Pharmachem ruht

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Nach dem Säureunfall müssen die Mitarbeiter der Firma ihre Arbeitsplätze erst wieder aufräumen.

Birgit Lotze

Nach dem Einsatz in den kontaminierten Räumen wurden die Feuerwehrleute in den Schutzanzügen gründlich abgeduscht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Produktion im Geretsrieder Unternehmen Bene-Pharmachem steht still. Nach dem Säure-Unfall am Donnerstag waren zunächst weit mehr als hundert Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Polizei, des Roten Kreuzes und Mitarbeiter von Behörden abwechselnd über eineinhalb Tage mit Sicherungsarbeiten und Großreinemachen beschäftigt. Jetzt müssen die Mitarbeiter des pharmazeutischen Unternehmens aufräumen. Sie waren aus Sicherheitsgründen am Freitag nach Arbeitsantritt nach Hause geschickt worden.

Von dem Unfall ist kaum noch etwas zu sehen. Im Hof stehen blaue Plastikcontainer mit gebrauchter Schutzkleidung der Feuerwehr und einige mit Plastik umhüllte Geräte. Wie sich der Unfall ereignet hat, müssen Gutachter klären. Solange sie nicht fertig sind, kann bei Bene-Pharmachem nicht produziert werden. Bis dahin dürfen auch die Behälter mit der ätzenden Chlorschwefelsäure, mit der die Firma den arzneilichen Wirkstoff Natrium-Pentosan-Polysulfat herstellt, weder geöffnet noch ausgetauscht werden. Beim Wechsel der zu- und abführenden Schläuche an einem der rund zwei Meter hohen Fässer war die aggressive Flüssigkeit ausgetreten.

Auf eigenes Verschulden führt die Firma den Säure-Unfall nicht zurück. Menschliches Versagen könne man natürlich nicht ausschließen, sagte der Arzt Klaus Maag, der die Forschung und Entwicklung bei Bene-Pharmachem leitet.Die Firma habe jedoch für jeden Arbeitsgang spezielle Vorschriften, insbesondere an Gefahrenpunkten, wie an den Verschlüssen der Fässer. Derzeit lagert der Behälter wie sonst auch in einem eigens für den Umgang mit Chlorschwefelsäure ausgelegten Raum. Eine Gefahr gehe von ihm nicht aus.

Das bestätigte der Leiter des Großeinsatzes der Feuerwehr, Martin Kagerer. Der Behälter sei fest verschlossen und könne durch ein Spezialunternehmen abgeholt werden. "Das ist jetzt alles einwandfrei." Am Montag waren laut Maag sämtliche Mitarbeiter wieder im Betrieb. Allerdings konnten nur die Verwaltung und die wissenschaftliche Abteilung arbeiten. Die meisten der rund 30 Angestellten arbeiten in der Fertigung. "Die Produktion reduziert sich derzeit aufs Reinemachen", sagt Maag. Ein Einsatz dieser Größenordnung verursache Schäden. Das Treppenhaus sei fleckig, die Säure sei über die Schuhsohlen der Rettungsmitarbeiter verbreitet worden.

Das Ausmaß der Schäden durch den Säure-Unfall ist laut Maag noch nicht absehbar. "Man sieht nicht viel, doch es wird wohl nicht unbeträchtlich sein." Erfahrungen mit Unfällen dieser Größenordnung hat die Firma nicht. Allein die Einmal-Schutzanzüge der Feuerwehr dürften einen vier- bis fünfstelligen Betrag kosten. Auch die öffentliche Wirkung soll bei Bene-Pharmachem besprochen werden, sobald Zeit ist. "Wir wollen keinesfalls in einem Licht erscheinen, als ob das Ganze uns nichts anginge." Von Behördenseite wie von den Rettungskräften wurde das Verhalten der Firma als kooperativ bezeichnet. Anja Nabe, Leiterin des Geretsrieder Ordnungsamtes, äußerte sich am Montag sehr positiv über alle Mitwirkenden des Großeinsatzes. "Alles ist genau nach Notfallplan gelaufen."

© SZ vom 09.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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