Reden wir über:Die Jugend von heute

Reden wir über: Sozialpädagoge Patrick Schmook.

Sozialpädagoge Patrick Schmook.

(Foto: Privat/oh)

Interview von Sophia Coper, Geretsried

Sozialpädagoge Patrick Schmook arbeitet als Streetworker für den Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried. Er ist regelmäßig auf den Straßen unterwegs und spricht Jugendliche an, denen er bei kleinen und großen Problemen helfend zur Seite steht. Um mit Vorurteilen aufzuräumen und der Jugend ein Sprachrohr zu geben, hat er seit 2022 manchmal ein Mikrofon im Gepäck, die aufgenommen Fragen und Antworten sind dann in einem Podcast mit dem Titel "Die Jugend von heute" zu hören.

SZ: Herr Schmook, sehen Sie sich mit 26 Jahren noch als Teil der Jugend oder fühlen Sie sich im Kontakt mit Jugendlichen manchmal sehr alt?

Patrick Schmook: Sowohl als auch. Mit manchen Dingen bin ich selbst aufgewachsen, zum Beispiel bei Memes kann ich häufig noch mitlachen. Zugleich empfinde ich mich manchmal als wahnsinnig alt. Das Internet hat die Jugendkultur beschleunigt, da muss auch ich teilweise hinterherhetzen. Insgesamt fühle ich mich aber noch relativ nah dran — altersmäßig könnte ich mir selbst helfen, ich bin für Personen bis 27 Jahren zuständig.

Mit welchem Vorurteil über die Jugend möchten sie ein für alle Mal aufräumen?

Bei meiner Arbeit auf der Straße komme ich auch immer wieder mit Erwachsenen in Kontakt, und in diesen Gesprächen wird häufig ein schlimmes Bild von der Jugend gekennzeichnet, welches nicht mit meinen täglichen Erfahrungen übereinstimmt. Ich möchte mit den Vorurteilen aufräumen, dass jungen Menschen gefährlich und abgestürzt sind, sondern sich stattdessen Gedanken machen und mitreden möchten.

Doch nicht ich möchte erzählen, sondern die Jugendlichen befähigen, für sich selbst zu sprechen. Der Podcast soll eine Brücke schlagen und Menschen die Möglichkeit geben, zu entdecken, wer die "Jugend von heute" eigentlich ist.

Im Rahmen Ihrer Arbeit gehen Sie direkt auf Jugendliche auf der Straße zu. Wie sind die üblichen Reaktionen?

Es hat eine Zeit lang gedauert, bis die Jugendlichen mich nicht mehr schief angeschaut haben, wenn ich um die Ecke gedreht bin. Klar, da kommt irgendein Erwachsener und faselt etwas von sozialer Arbeit — viele dachten, ich sei ein Zivilpolizist. Mittlerweile kennen mich die meisten Jugendlichen, die im öffentlichen Raum Zeit verbringen. Irgendwann habe ich vorgefühlt, ob Interesse an einem Podcast besteht, und das hat es eindeutig. Viele haben Lust darauf, ihre Meinung kundzutun.

Was beschäftigt die "Jugend von heute", so ja der Titel des Podcasts, am meisten?

Uff. Das ist eine schwierige Frage. Generell merke ich einen starken Fokus auf Identitätskonstruktion. Es wird heutzutage immer komplexer seine Rolle in der Welt zu finden, durch Instagram und Tiktok schwappen einem rund um die Uhr Lebensentwürfe entgegen, Geschlechterrollen verändern sich. Identitäten sind vielschichtiger geworden und die Frage "Wer bin ich?" ist somit schwieriger zu beantworten. Abgesehen davon ist das allübergreifende Thema jedoch immer noch "jung sein" mit allem, was dazu gehört. Zum Glück, denn das ist auch ihr Job und den machen sie gut.

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