Asyl in Geretsried:Was Flucht wirklich bedeutet

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Anlässlich des Jahrestages der Bewegung "Mayors for Peace - Bürgermeister für den Frieden" führten Schülerinnen und Schüler mit Hannah Schreyer von Integration Aktiv das Planspiel "Flucht und Asyl" durch. V.li.: Bürgermeister Michael Müller, Anja Neyses, Hannah Schreyer, Sabine Apprecht und Bernd Hammann. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Planspiel gibt Geretsrieder Schülern einen Einblick in die Situation und Umstände, mit denen Migranten auf der ganzen Welt konfrontiert sind.

Von Anna Ludwig, Geretsried

"Ich überlebe das niemals." Dieser Satz illustriert die Ängste, die Vertriebene während ihrer Flucht aushalten müssen und ist wohl eher ein unerwarteter Satz, der kürzlich aus dem Klassenzimmer der 10a des Gymnasiums Geretsried zu hören war. Anlässlich des Jahrestages der Bewegung "Mayors for Peace (MfP) - Bürgermeister für den Frieden" durften 15 Schüler und Schülerinnen und ihr Lehrer das Simulationsspiel "Flucht und Asyl" durchführen. Gemeinsam mit Hannah Schreyer von dem Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried haben die Teilnehmenden innerhalb von 75 Minuten und über mehrere Etappen an einer Flucht aus ihrem fiktiven Heimatland gearbeitet.

Unter der Leitfrage "Was bedeutet eigentlich Flucht" nutzte Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) die Gelegenheit, der Veranstaltung zu Beginn ein paar Worte zu widmen. Den Anwesenden vermittelte er die tagtäglichen Herausforderungen, mit denen die mehreren hundert Asylbewerber in Geretsried konfrontiert sind. Bei dem Spiel gehe es darum, zu verstehen, was in den Menschen vorgeht, und sich in eine bestimmte Situation hineinzuversetzen. Denn dabei handelt es sich um ein wichtiges Thema. Weltweit seien über hundert Millionen Menschen auf der Flucht, so Hannah Schreyer. In Geretsried leben ihr zufolge aktuell 149 der 193 von den Vereinten Nationen anerkannten Staaten miteinander. Dreiviertel der Weltbevölkerung seien also in der Stadt vertreten. Das Planspiel ermöglichte somit einen kleinen Einblick in die Situation und Umstände, mit denen Flüchtlinge auf der ganzen Welt konfrontiert sind.

Bei der Simulation wurden jedem Einzelnen eine bestimmte Rolle, inklusive Name, Alter, Hintergrundinformationen wie der Familienstatus, der Beruf und eventuelle medizinische Leiden zugewiesen. In mehreren Etappen wurden den Schülern nun Aufgaben gestellt, die es zu bewältigen gab. Dabei erlebten sie durch ihre zugeloste Identität die Simulation einer politisch begründeten Flucht. Der Weg begann bei der Verhaftung durch die Polizei und einem erzwungenen Verzicht auf ihre Menschenrechte, bis hin zur Landesgrenze und der Ankunft im Zielland nach einer gefährlichen, von Schleusern organisierten Schlauchbootfahrt. Doch dort war die Reise noch nicht zu Ende, denn die Schülerinnen und Schüler mussten sich nun in ihrer neuen Heimat integrieren. Bei jeder Station wurden Entscheidungen getroffen, die für den späteren Verlauf zentral waren. Begleitet wurden sie von Bemerkungen Hanna Schreyers und ihrer Kollegin Anja Neyses, wie: "Dieser Fragebogen entscheidet über Euer Schicksal." oder "Entweder man hat Glück, oder man hat kein Glück." Jeder Teilnehmende wollte natürlich erfolgreich fliehen und es ließ sich eine enthusiastische Zusammenarbeit der Spielenden beobachten. Aber schon bald wurde klar: Eine gelungene Flucht scheint beinahe unmöglich, und wenn doch, dann nur mit sehr großen Verlusten.

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