Süddeutsche Zeitung

Obdachlosigkeit:Gemeinsam die Not lindern

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Vier Freunde aus Geretsried verteilen in München Sach- und Essensspenden an Menschen ohne festen Wohnsitz. Jetzt wollen sie eine Initiative gründen.

Von Yannik Achternbosch, Geretsried

Eigentlich ist Christian Pfadisch mit seiner Frau Christine im Garten- und Landschaftsbau tätig. Mit zwei Freunden, Dariusch Müller und Ihmed Benothmen, hatten sie jetzt allerdings eine andere Idee: Sie wollten Obdachlosen in München helfen. Mit ihrer Firma haben sie im vergangenen Jahr viel Geld verdient, "das Geschäft ist gut gelaufen", erzählt Pfadisch. Davon wollen sie etwas zurückgeben.

Anfang März haben sie sich daher zum ersten Mal auf den Weg zum Action-Einkaufsmarkt in Geretsried gemacht und dort Schlafsäcke, Decken, Thermoskannen und sogar Hundefutter besorgt. Zuhause hat Christine Pfadisch dann noch einen großen Topf Chili con Carne gekocht.

Beim ersten Mal waren sie tagsüber in München unterwegs, bei ihrer nächsten Aktion im April wollen sie nachts losfahren. "Tagsüber sind die Obdachlosen oft von der Straße verschwunden", erzählt Pfadisch. Schon vor ihrer Hilfsaktion Anfang März haben die Freunde und Kollegen ab und an zusammen Essen an Obdachlose verteilt.

"Wir überlegen jetzt, eine Initiative zu gründen"

Statt nur ab und an spontan zu helfen, wollen sie ihre Hilfe jetzt besser organisieren. Müller hat Videos von der vergangenen Hilfsaktion auf der Videoplattform Tiktok geteilt, dort haben sie bis zu 40 000 Aufrufe erhalten. "Wenn nur jede dieser Personen einen Euro spenden würde, dann könnten wir noch viel mehr erreichen", sagt Christian Pfadisch. Nach Veröffentlichung des Videos haben sich viele Menschen bei Müller gemeldet, die die Aktionen gern mit Sach- und Geldspenden oder ihrer Zeit unterstützen wollen. "Wir überlegen jetzt, eine Initiative zu gründen", erzählt Christine Pfadisch. Als erster Schritt wird dafür gerade eine Facebook-Seite eingerichtet.

Pfadisch, ihr Mann, Müller und Benothmen berichten alle davon, dass die Obdachlosen sich sehr über ihre Geschenke gefreut hätten. "In München haben die Leute so viel Geld, und gleichzeitig müssen nebenan Menschen ohne Essen auf der Straße leben", sagt Müller wütend. Überrascht hat ihn auch, dass viele Passanten die Verteilaktion "angewidert" beobachtet hätten. "Egal ob Anzug oder zerrissene Klamotten", sagt Müller, alle Menschen sollten sich gegenseitig helfen und vor allem respektieren.

"Unsere Aktionen sind natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagt Pfadisch. Er habe in den vergangenen Jahren das Gefühl gehabt, dass die Zahl der Obdachlosen immer weiter ansteigt. Mit seiner Frau und den beiden Freunden will er da wenigstens ein bisschen unterstützen.

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