Marodes Baudenkmal:Gotteshaus in Not

Marodes Baudenkmal: Die Nikolauskapelle, an der Bundesstraße 11 zwischen Wolfratshausen und Königsdorf, trotzt seit 300 Jahren jeder Witterung und allen Jahreszeiten. Nun aber wäre es Zeit für eine Sanierung.

Die Nikolauskapelle, an der Bundesstraße 11 zwischen Wolfratshausen und Königsdorf, trotzt seit 300 Jahren jeder Witterung und allen Jahreszeiten. Nun aber wäre es Zeit für eine Sanierung.

(Foto: Manfred Neubauer)

Holzwurm, Blitzeinschlag und Fäulnis: Um die Nikolauskapelle in Geretsried zu sanieren, braucht es viel Geld.

Von Marie Heßlinger, Geretsried

Ein Holzwurm hat die Nikolauskapelle befallen, Spechte haben auf ihre alten Schindeln geklopft, das Dach ist undicht, das Gold verwittert, der Blitz kann einschlagen, und in den Gottesraum dringt Fäulnis ein. Es steht schlecht um das älteste Gebäude der Stadt Geretsried. 200 000 Euro sollen nun aus der Stadtkasse in seine Sanierung fließen. Doch damit sind die Kosten nicht gedeckt.

Ihre erste Erwähnung hat die Nikolauskapelle im Jahr 1315. Damals schlicht und einfach, war sie Anfang des 18. Jahrhunderts dem Verfall preisgegeben. 1722, vor genau 300 Jahren, wurde an ihrer Stelle eine neue Kapelle eingeweiht. Sie wurde zum Wallfahrtsziel. Der Heilige Nikolaus von Myra galt als Schutzpatron der Flößer und Seeleute, der Bäcker und Metzger, der Kinder und jungen Frauen. Gläubige pilgerten nach Geretsried, beteten für Gesundheit, Kindersegen, gute Jahre. Noch heute ist die Kapelle ein beliebter Ort für Taufen, kleine Hochzeiten und Andachten - klein zwar, mit Platz für rund 35 Gäste, und direkt an der B 11, doch noch immer liegt vielen etwas daran, die Kirche zu renovieren.

Ein Blitzableiter soll her, ein neuer Dachstuhl, und neue Zedernholzschindeln, rund 8616 an der Zahl. Kirchenpfleger Josef Urso hat sich dafür sogenannte Schindelpatenschaften einfallen lassen: im unteren, breiten Bereich des Daches für 30 Euro pro Schindel, im oberen für 300 Euro. Ganze 42 000 Euro seien mit dieser Aktion bereits zusammen gekommen, sagt Urso. Doch die Kosten für die Sanierungsarbeiten schätzt er auf mehr als 500 000 Euro.

Bei ihrer vergangenen Haupt- und Finanzausschusssitzung haben Stadträtinnen und Stadträte deshalb eine Förderung beschlossen: Jeweils 100 000 Euro sollen in den Jahren 2023 und 2024 für die Renovierung der Nikolaus-Kapelle zur Seite gelegt werden. Über den Haushaltsplan wird der Stadtrat dann Ende November entscheiden.

Die Interessengemeinschaft Nikolauskapelle hat in ihrem Spendentopf aus den vergangenen Jahren ebenfalls mehr als 50 000 Euro gesammelt, auch von der Landesstiftung und einer Stiftung des Bezirks Oberebayern erhofft man sich Geld. Das Ordinariat der katholischen Kirche hat ihrerseits versprochen, die Sanierung der Geretsrieder Kapelle finanziell zu fördern. Im Verhältnis zum Einsatz der Stadt fällt der Zuschuss der Kirche jedoch klein aus: Rund 80 000 Euro soll es geben. Die Kapelle ist zwar das älteste Gebäude der Stadt, aber für große Gottesdienste ungeeignet.

Verbleiben noch rund 150 000 Euro, die nicht gedeckt sind, schätzt Urso. Für alles Übrige werde die Kirchenstiftung der Pfarrgemeinde Maria Hilf aufkommen müssen. Eine Herausforderung - schließlich ist die Nikolauskapelle nicht ihr einziges renovierungsbedürftiges Gebäude. Es warten also noch einige Schindeln auf Patenschaften.

Spenden sind möglich an die "Interessengemeinschaft Nikolauskapelle", IBAN: DE05 7005 4306 0000 073049. Für eine Spendenbescheinigung wird um die Adresse der Spendenden im Verwendungszweck gebeten. Eine Auflistung der Schindelpreise findet sich hier.

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