Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Neuer Direktor am "GymGer"

Christoph Strödecke ist neuer Leiter des Gymnasiums Geretsried, das gerade generalsaniert wird

Von Felicitas Amler

Mit der Mathematik sei es wie mit dem Bergsteigen: "Mathe lernt man, indem man Mathe macht." Christoph Strödecke, 46, neuer Direktor des Gymnasiums Geretsried, kann nicht verstehen, dass die meisten dächten, Mathe könne man entweder oder eben nicht. Es gehörten schon auch Wille und Ehrgeiz dazu, und man müsse Rückschläge einstecken können. "Die Aufgabe des Lehrers ist es, den Schüler dabei zu coachen, ihn zu begleiten und zu schauen, dass er nicht aufgibt - wie ein guter Bergführer."

Das Bild passt zum neuen Geretsrieder Direktor auch deswegen gut, weil er gern zum Bergwandern geht und Mountainbike fährt. Der Kulmbacher lebt mit seiner Ehefrau, die Deutschlehrerin an der FOS in Giesing ist, und zwei Töchtern, acht und zehn Jahre alt, in München. Dort hat er zuletzt am Gisela-Gymnasium nicht nur seine Fächer Mathematik und Physik unterrichtet, sondern bereits als stellvertretender Schulleiter gearbeitet.

Viele Aufgaben, die er jetzt übernehme, kenne er daher schon, sagt Strödecke. Die Verantwortung ganz zu tragen habe ihn gereizt, da er eigene Vorstellungen verwirklichen wolle. Welche konkret, könne er jetzt noch nicht sagen. Aber durchaus, wie sein Bild von der Arbeit im Allgemeinen sei. Sie habe einen starken pädagogischen Schwerpunkt, erfordere organisatorisches Geschick und in der Kommunikation mit vielen Menschen die Fähigkeit zum Ausgleich, das liege ihm.

Das Gymnasium Geretsried ist derzeit Großbaustelle. Wer sich schon früher in den vielen Gängen und Winkeln kaum zurechtfand, wird jetzt gar nicht mehr wissen, wo was ist. Das Siebzigerjahre-Gebäude wird generalsaniert. Er habe das gewusst, als er sich um die Leitung bewarb, sagt Strödecke. "Aber als ich die Stelle hatte, habe ich schon nochmal respektvoll auf die Baustelle geschaut." Die sei jetzt erst einmal für die nächsten beiden Schuljahre geplant, und die Schulleitung sei an den wöchentlichen Gesprächen mit Landratsamt und Bauleitung beteiligt. Ein kleiner Nachteil der Übergangszeit sei das Großraumbüro, in dem er, seine Stellvertreterin Christine Kolbeck und das ganze Sekretariat säßen. Der Vorteil: "Wir können es selber einrichten."

Beeindruckender als die Baustelle findet Strödecke die inhaltliche Ausrichtung des Gymnasiums. Es sei formal kein musisches, habe aber "eine Musikwelt auf hohem Niveau", das habe er bei der Verabschiedung seines Vorgängers Hermann Deger auch erlebt. Bläser, Streicher, ein ganzes Schulorchester: "Das hat mich sehr gefreut." Strödecke spielt selbst seit seinem fünften Lebensjahr Klavier: "Mein großes Hobby." Auch dass es Inklusionsklassen gebe und in diesem Bereich "sehr viele engagierte Lehrkräfte" arbeiteten, sei ihm wichtig. Er wolle dies auf jeden Fall bewahren, vielleicht auch ausbauen.

"Man gibt komplett die Kontrolle auf"

Schulentwicklung sei ihm ein Anliegen, sagt der Direktor. "Die Welt verändert sich täglich", darauf müssten auch Schulen reagieren. Der Umgang mit den Neuen Medien ist ein Beispiel dafür. Strödecke sagt, er selbst sei "sehr Computer-affin", stehe aber den sozialen Medien kritisch gegenüber. Persönlich nutze er weder Facebook noch Whatsapp: "Man hat diese Daten nicht mehr in der eigenen Hand. Das alles ist weltweit vernetzt, und man gibt komplett die Kontrolle auf."

Dennoch könne er nicht die Augen davor verschließen, dass diese Medien für die jungen Leute selbstverständlich sind. Dass sie sie manchmal auch missbrauchen, hat das Gymnasium Geretsried im vergangenen Schuljahr erfahren: Lehrer waren anonymen sexistischen Äußerungen und justiziablen Vorwürfen in einem sozialen Netzwerk ausgesetzt. Die Schule hat damals sehr sorgsam darauf reagiert und beginnt zum neuen Schuljahr mit einem eigenen Projekt zum Umgang mit sozialen Medien.

Bei all dem, so sagt der neue Direktor, dürfe man das Positive nicht vergessen: "Wie Kinder und Jugendliche sich für etwas begeistern, sei es Astronomie, Musik oder Sport, wie kreativ sie sind, wenn sie eine Party auf die Beine stellen, wie sie uns positiv überraschen." Das sei das Schöne am Beruf des Lehrers.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2018
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