Geretsried:Neuer Anlauf für bessere Integration

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Der Bund steckt 150 000 Euro in die Integrationsarbeit im Geretsrieder Stadtteil Stein. Dort leben überproportional viele Hartz-IV-Empfänger und Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Eltern-Café könnte als Anlaufstelle entstehen

Thekla Krausseneck

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) fördert mit 150 000 Euro ein Integrationsprojekt des Trägervereins Jugendarbeit in Geretsried. Unter dem Titel "Integration aktiv in Geretsried - gemeinsam geht's besser" will der Verein die Vernetzung von jungen Familien verschiedener Herkunft fördern.

Geschäftsführer Rudi Mühlhans und Vorsitzender Michael Müller sagten bei einer Projektpräsentation im Rathaus, der Fokus werde auf dem Stadtteil Stein liegen, wo im Jugendtreff "Ein-Stein" an vergangene Integrationserfolge angeknüpft werden solle. Welches Gesicht das Projekt im Detail annehmen wird, hängt von dem Fachbereichsleiter ab, dessen Stelle derzeit noch vakant ist. Ein Mosaikstein könnte etwa ein "Eltern-Café" sein, ähnlich dem Mütterzentrum, sagte Mühlhans.

Ausgewählt wurde Geretsried vom Bundesamt als eine von fünf Städten in Bayern. Beworben hatte sich der Verein vor einem Jahr auf Anregung Klaus Setteles, dem ehemaligen Leiter des Ein-Steins. In Zusammenarbeit mit der Stadt Geretsried, der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und einem Beratungsdienst der Arbeiterwohlfahrt (AWO) München, entwickelte Mühlhans ein Konzept, dessen Umsetzung ab September in den kommenden drei Jahren erfolgen soll.

Die Projektkosten belaufen sich auf 158 000 Euro. Vollfinanziert wird durch die BAMF-Förderung die Teilzeitstelle des Sozialarbeiters, der Menschen mit Migrationshintergrund Tür und Tor zu Gesellschaft und Institutionen öffnen soll. Dazu zähle auch die Verständigung mit Kindergärten und Schulen.

Der Stadtteil Stein nimmt in Geretsried einen Sonderstatus ein: Seine 2422 Einwohner bilden nur ein Zehntel der Geretsrieder Bevölkerung, darunter leben jedoch 38,6 Prozent der Hartz-IV-Empfänger Geretsrieds. Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund liegt überdurchschnittlich hoch, davon stammen 16,5 Prozent aus Russland, 12,1 Prozent aus der Türkei, elf Prozent aus Serbien und Montenegro und 10,6 Prozent aus Griechenland.

50 Prozent der Schüler der Karl-Lederer-Hauptschule verfügen laut Trägerverein über einen Migrationshintergrund. In die Sprachförderung dieser Kinder investiert die Stadt jährlich 2500 Euro. Auch ist im Stadtteil Stein seit 2010 der Jugendmigrationsdienst der AWO München tätig.

Das Jugendtreff Ein-Stein sei "die zentrale Säule der Integrationsarbeit im Stadtteil", heißt es vom Trägerverein. Deshalb soll die 2003 gegründete Einrichtung zum Anknüpfungspunkt des Projekts werden. Viele junge Eltern, die heute den Ortsteil bewohnen, seien ehemalige Besucher des Ein-Steins. Davon erhoffe sich der Verein, dass seine Bemühungen nicht als "Sonderprojekt, sondern als neuer Ansatz der Integrationsarbeit" verstanden werden. Sprach- und Kulturbarrieren, Arbeitslosigkeit und familiäre Probleme würden die Integration oft behindern, für pädagogische Einrichtungen seien die Familien nur schwer zu erreichen.

Durch aktive Unterstützung sollen Hemmschwellen auf Seiten der Zugezogenen gesenkt und der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen soll erleichtert werden. Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) zeigte sich über die Nachricht sehr erfreut: Erstmals nach Jahrzehnten erhalte Geretsried wieder eine Projektförderung vom Bund. "Viele müssen an einem Strang ziehen, damit das was wird", sagte sie, "wir werden das Beste daraus machen."

© SZ vom 04.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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