Mit dem Mobilitätskonzept liegt für Geretsried ein Handlungsleitfaden für das kommende Jahrzehnt vor. Nach dem Bau-und Umweltausschuss hat jetzt auch der Stadtrat dieses Werk einstimmig beschlossen. Das zentrale Ziel ist es, den Fuß-, Rad-, Kfz- und den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nachhaltig weiterzuentwickeln, so dass jeder künftig sicherer und einfacher im Stadtgebiet vorankommen kann.
„Alternative Mobilitätsangebote spielen eine Rolle“, sagte Stadtbaurat Rainer Goldstein im Stadtrat. „Es ist ein Standortfaktor, viele verschiedene Angebote zu haben.“ Das Konzept mit Handlungsempfehlungen hat das Verkehrsplanungsbüro Planersocietät ausgearbeitet, unter anderem basiert es auf einem Mobilitätsforum und einer Online-Befragung. Dabei stellte sich beispielsweise heraus, dass sich die Bürgerinnen und Bürger vor allem Verbesserungen für den Radverkehr und den ÖPNV wünschen, sich für mehr Rücksichtnahme und Miteinander im öffentlichen Raum aussprechen – und dass es kaum Alternativen zum Autoverkehr gebe.
Eine wichtige Rolle sollen auch möglichst klimaschutzgerechte Lösungen spielen, wenn der Leitfaden umgesetzt wird. Zu jedem der fünf Handlungsfelder – Fuß-, Rad-, Kfz-Verkehr, ÖPNV und Querschnittsthemen – sind Schlüsselmaßnahmen definiert, die in den kommenden fünf Jahren Priorität genießen. Bis um Jahr 2035 soll dann das ganze Maßnahmenpaket verwirklicht werden.
Zum Maßnahmenkatalog zählen auch mehr Querungshilfen für Fußgänger
Zu den Schlüsselmaßnahmen für den Fußverkehr zählt zum Beispiel, Querungshilfen zu verbessern und neue zu schaffen, Fußverkehrsachsen zu entwickeln und Lücken zu schließen. Ebenso soll ein Konzept zur Schulwegsicherheit umgesetzt werden. Für den Radverkehr könnten die ersten Schritte sein, sich als fahrradfreundliche Kommune zertifizieren zu lassen, Netzlücken zu identifizieren, Haupt- und Nebenrouten zu definieren sowie Zielnetze für den Radverkehr zu beschließen.

Bei Bus und Bahn sprach Stadtbaurat Goldstein davon, das Stadtbuskonzept anzupassen, Bushaltestellen barrierefrei auszubauen oder Mobilitätspunkte einzurichten, an denen es leicht möglich sein soll, von Bus und Bahn auf das Fahrrad umzusteigen. Für den Kfz-Verkehr könnte es beispielweise mehr Strecken geben, auf denen Tempo 30 vorgeschrieben ist. Laut Goldstein braucht es Mut, das Mobilitätskonzept umzusetzen. „Manchmal müssen es auch unbequeme Maßnahmen sein, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen“, sagte der Stadtbaurat.
In das Mobilitätskonzept sollen auch Themen wie der demografische Wandel (immer mehr Senioren), die Digitalisierung und die Elektromobilität hineinspielen. Hintergrund ist, dass die Bevölkerungszahl in Geretsried mit derzeit etwa 26 000 Einwohnern weiter stark steigen dürfte, und damit auch der Bestand an Autos. „Mit der derzeitigen Infrastruktur kann das nicht funktionieren“, betonte Goldstein.
Mit seinem Beschluss beauftragte der Stadtrat die Verwaltung, Maßnahmen zur Realisierung vorzubereiten und dem Gremium zur Beratung vorzulegen. Volker Reeh (Geretsrieder Liste) fürchtete allerdings, dass sich das Konzept zu sehr mit dem rollenden Verkehr inklusive der Radfahrer beschäftige. „Ich kann nur hoffen, dass die Fußgänger nicht auf der Strecke bleiben.“