Kulturherbst in Geretsried:Kartenbesitzer müssen früh zu den Veranstaltungen kommen

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Assunta Tammelleo vermietet den "Hinterhalt" für 350 Euro an die Stadt Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Sonntag sind Claudia-Koreck-Fans weggeschickt worden, weil der Saal schon voll war. Sie werden nicht entschädigt. Heute kommt der Kabarettist Wolfgang Krebs.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Der insolventen Cultus Production steht von der Stadt Geretsried kein Geld zu: Dies habe die Verwaltung rechtlich prüfen lassen, heißt es aus dem Rathaus. Die vom Stadtrat beschlossene Ausfallbürgschaft für den Kulturherbst in Höhe von 80 000 Euro wird daher nicht an die Firma fließen, die den Kulturherbst veranstalten wollte, dann aber eine Woche vor Beginn Insolvenz anmeldete. Die Stadt verwendet das Geld, um die Kosten für die Ersatz-Veranstaltungen zu decken, die in der Ratsstuben und in der Geltinger Kulturbühne Hinterhalt stattfinden. Der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) muss dazu jede Ausgabe belegen. Mitte der Woche will der Füssener Florian Zwipf-Zaharia, Geschäftsführer der Cultus Production, seinen Insolvenzverwalter bekanntgeben.

An diesen müssen Gäste, die am Sonntag - obwohl sie ein Ticket besaßen - nicht mehr in den vollbesetzen Hinterhalt eingelassen worden sind, auch ihre Ersatzansprüche stellen. Die Stadt habe nicht vor, den Geschädigten die Tickets zu erstatten, sagt Pressesprecher Thomas Loibl. Wie er mit Ticketbesitzern und Gästen an der Abendkasse umgehe, liege allein im Ermessen des KIL. Der musste am Sonntag 15 Besucher wieder wegschicken, weil die Kulturbühne mit 190 Gästen bereits komplett ausgelastet war. Wie viele Ticketbesitzer unter den weggeschickten Gästen waren, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, sagt KIL-Schatzmeisterin und Hinterhalt-Wirtin Assunta Tammelleo. Damit es nicht erneut zu Enttäuschungen kommen kann, rät sie Ticketbesitzern dringend, bei kommenden Veranstaltungen bis spätestens 19.30 Uhr da zu sein - nur bis dahin könne gewährleistet werden, dass Ticketbesitzer auch in den Saal eingelassen werden, sagt Tammelleo. In den bestuhlten Ratsstubensaal passen 420 Gäste; Tammelleo rechnet damit, dass diese Besucheranzahl auch sehr schnell erreicht wird.

Der Kulturverein ist nach der Insolvenz der Cultus Production als Ersatz-Veranstalter eingesprungen. Verdienen wird er daran jedoch nichts: Der Verein sei gemeinnützig, betont Tammelleo, und als solcher dürfe er keinen Gewinn machen. Die Kosten für Personal und Technik würden haarklein abgerechnet, nicht auf Basis von Schätzungen, sondern auf Grundlage von Belegen. Außerdem erhebe sie für die Nutzung der Kulturbühne eine reduzierte Miete. Normalerweise muss ein Künstler an einem Abend 800 Euro erwirtschaften - hauptsächlich durch den Ticketverkauf -, um die Bühne kostenfrei nutzen zu können. Von der Stadt verlangt Tammelleo pro Abend 350 Euro, weil bereits so gut wie alle Tickets verkauft seien. Die Tickets, die der KIL an der Hinterhalt-Kasse verkauft, sollen von dem Betrag, den der Verein später von der Stadt zurückverlangen will, abgezogen werden - nicht jedoch die verkauften Getränke und Speisen. In dieser Hinsicht sei der Umsatz ohnehin sehr gering, sagt Tammelleo: Da der Saal etwa bei Claudia Koreck unbestuhlt war, gab es keine Tische, auf denen sich bequem etwas essen hätte lassen. Deshalb habe man lediglich ein paar belegte Brote und Getränke verkaufen können.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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