Ein Rechtsanwalt als Tüftler:Mit einfachen E-Bikes durch die City

Ein Rechtsanwalt als Tüftler: Weil er weiterhin als Anwalt tätig ist, arbeitet Matthias Taplan in Geretsried manchmal bis tief in die Nacht an seinen Fahrrädern.

Weil er weiterhin als Anwalt tätig ist, arbeitet Matthias Taplan in Geretsried manchmal bis tief in die Nacht an seinen Fahrrädern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Matthias Taplan fertigt in seinem Unternehmen "Mottobikes" in Geretsried Elektrofahrräder ohne oder mit Drei-Gang-Schaltung. Zu seinen Kunden zählen Hotels, Gasthäuser und Kfz-Werkstätten in ganz Deutschland

Von Benjamin Engel, Geretsried

Um seinen Ansprüchen vom einfachen Elektro-Fahrrad gerecht zu werden, ist Matthias Taplan im vergangenen Jahr rund 60 000 Kilometer unterwegs gewesen - allerdings mit dem Auto. Der Grund für die vielen Fahrten: Nach nur knapp zweieinhalb Jahren hat der 41-jährige Rechtsanwalt aus München mit seinem Geretsrieder Fahrradunternehmen "Mottobikes" schon etwa 70 Subunternehmer in ganz Deutschland und ist in den großen Städten wie München, Berlin, Hamburg und Frankfurt präsent. Seine Ausgangsidee, ein ganz einfaches City-Bike ohne oder lediglich mit Drei-Gang-Schaltung anzubieten, schätzen vor allem Gewerbekunden von Hotels über Gasthäuser bis hin zu Autowerkstätten.

In der Montage- und Lagerhalle im Geretsrieder Gewerbegebiet steht auch schon der Prototyp für das neueste Projekt des Jungunternehmers. Ein kurzer Klick am Fahrradrahmen - und schon hat Taplan die Motor- und Batterie-Komponenten für sein neue E-Bike in der Hand, das von Januar an für knapp unter 2000 Euro zu kaufen ist. Beide Komponenten lassen sich noch voneinander trennen, so kann die Batterie separat in 45 Minuten ganz aufgeladen werden. Etwa für 50 Kilometer reicht die Energie, die den Radler nur beim Treten unterstützt. Ebenso einfach sind die Komponenten später auch zu bedienen: Ein kurzer Druck auf einen Knopf an der Oberseite der Batterie reicht, damit sie funktioniert. Taplan erklärt: "Unser Anspruch ist, alles muss bequem und easy sein." Deshalb gibt es die Fahrräder von Mottobikes auch ganz puristisch nur in zwei Rahmengrößen mit 28- und 26-Zoll-Reifen für 389 Euro als Basismodell ohne Gangschaltung. Gegen 50 Euro Aufpreis bekommt der Kunde das Drei-Gang-Modell. Weitere Extras können hinzugekauft werden, etwa ein Fahrradkorb, Sattel und Griffe in verschiedenen Farben, ein Schloss oder ein Kinderanhänger.

Und sollte etwas kaputt gehen, bietet Taplan im Stadtgebiet von München und dem Umland einen Reparaturservice an. Innerhalb von 24 Stunden kommt ein Mitarbeiter in einem mit Ersatzteilen bestückten Lieferwagen zu den Unternehmenskunden. Anschließend werden die Fahrräder gereinigt. Zu zahlen sind eine Anfahrtspauschale in Höhe von 19,90 Euro und die Materialkosten.

Die meisten Kunden von "Mottobikes" sind jedoch Unternehmen. Die stattet Taplan mit Fahrradflotten aus. Zehn Fahrräder stehen beispielsweise beim Kiosk "Fräulein Grüneis" am Südende des Englischen Gartens zum Ausleihen bereit. Fahrräder gehen aber auch an Hotels, Gastronomiebetriebe bis hin zu Kfz-Werkstätten. Gerade letztere hat Taplan in den Großstädten mit großer Raumnot besonders im Blick. Denn Autohäuser müssten für ihre Kunden gleich zwei Stellplätze bereithalten, einen für das Auto zur Reparatur und den anderen für den Leihwagen. Da wäre es doch gleich besser, dem Kunden ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel anzubieten, sagt Taplan. Flottenkunden können sich die Lackierungsfarbe ihrer Fahrräder selbst aussuchen oder individuelle Logos in Auftrag geben. Auf Wunsch übernimmt "Mottobikes" die regelmäßige Wartung und Reparatur der Fahrräder.

Was den auf das Fachgebiet "regenerative Energien" spezialisierten Münchner Rechtsanwalt antreibt, sind Umweltfragen. Besonders die Großstädte sieht er von den kilometerlangen Staus zu Stoßzeiten geplagt. Deshalb entstand auch die Idee für sein City-Bike für den Weg zur Arbeit oder kleine Besorgungen. Noch bezieht er allerdings die meisten Teile für seine Fahrräder aus Taiwan. Von der asiatischen Insel werden sie bis nach Hamburg verschifft, per Bahn und Lastwagen weiter nach Geretsried transportiert. Doch sonst könnte er die Fahrräder nicht so günstig anbieten, sagt Taplan. Lackiert und montiert werden die Fahrräder dann in Geretsried.

Und dabei überlässt der Unternehmer nichts dem Zufall. Mit der Uhr hat er gestoppt, wie sich jeder Arbeitsschritt bis zum fertigen Fahrrad am schnellsten bewerkstelligen lässt. "Wir schaffen 16 Stück in zwei Stunden", sagt er. Dann ist allerdings das gesamte Team im Einsatz, eine Vollzeitkraft, zwei Mitarbeiter in Teilzeit und zwei Aushilfen.

Akribisch tüftelt Taplan aber auch an Verbesserungen. So montiert er beispielsweise Felgen, Bremsen und Reifen für seine Fahrräder auf Mountainbikes. Zum Testen geht es dann auf eine steile Schotterstrecke an der Benediktenwand. "Da geht es mit 65 Stundenkilometern abwärts", erklärt er. Unter die Schutzbleche und in den Rahmen der Räder von "Mottobikes" kommt wasserabweisender Hohlraumversiegler, um Rost zu verhindern.

Ebenso hat sich Taplan ein spezielles Reinigungskonzept ohne Wasser für die Fahrräder überlegt. Stattdessen setzt er Mikrofasertücher und biologisch abbaubares Spray auf Basis von Silikon und Rapsöl mit Emulgator. "Die Tücher werden gewaschen und wiederverwendet." Und außerdem produzierten sie damit kein verschmutztes Abwasser.

Trotz allen Einsatzes für "Mottobikes" arbeitet Taplan weiterhin als Rechtsanwalt weiter. Das braucht viel Engagement, wie nur eine kurze Anekdote verdeutlicht. Da hatte der 41-Jährige bis 3 Uhr nachts in der Montagehalle in Geretsried noch Fahrräder montiert und fuhr anschließend direkt nach Berlin, um 20 Stück auszuliefern. Am nächsten Tag ging es über Frankfurt und Stuttgart wieder nach München zurück. "Ich habe eben einfach große Freude an dem, was ich mache. Sonst würde das Ganze nicht funktionieren", erklärt Taplan.

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