Geretsried:Mit Dirndl und Cowboyhut

Geretsried: Heini Zapf (rechts) macht vor, wie getanzt werden soll: Hauptsache, mit Schwung und Spaß.

Heini Zapf (rechts) macht vor, wie getanzt werden soll: Hauptsache, mit Schwung und Spaß.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Volkstanz mit Heini Zapf mischen viele Kulturen mit

Von Anja Brandstäter, Geretsried

"Hacke, Spitze, oschaugn, oschaugn!" Heini Zapf gibt den Takt an, zu dem etwa zwölf Paare, die meisten in Tracht, durch die Geltinger Kulturbühne "Hinterhalt" wirbeln. Die Schrittfolgen sind ganz schön rasant. "Wechselschritt, Wechselschritt", ruft der Tanzmeister, und so werden komplizierte Figuren ruck-zuck gelernt. Auf eine schnelle Polka folgen Hiatamadl, Walzer, Klapptanz oder Boarischer. Die Tanzfläche ist voll und die Tanzpaare sind begeisterte Volkstänzer.

Für die Gaudi sorgt die Waldramer Tanzlmusi, fünf ehemalige Schüler von Zapf. Neben den drei Brustmann-Geschwistern Sebastian (Flügelhorn), Benedikt (Klarinette) und Tobias (Kontrabass) gehören Hannes Bolzmacher (Klarinette) und Rupert Gantner (Akkordeon) zum Ensemble. Sie haben ein riesiges Repertoire und können damit von einem Moment auf den anderen die Stimmung verändern. Als auf einen Paartanz ein Kreistanz folgt, mischen sich Cowboyhüte und griechische Trachten zwischen Dirndl und Lederhosen: die Line-Tanzgruppe und die Griechische Volkstanzgruppe aus Geretsried. Das bunte Gemisch tanzt jetzt einen einfachen Sirtaki. Linkes Bein, rechtes Bein. Die Musik wird immer schneller. Aus dem Kreis ist eine Spirale geworden.

Die Griechische Volkstanzgruppe besteht aus 13 fast ausschließlich jungen Mitgliedern. Ihr Ziel ist es, auch wenn sie in Bayern aufgewachsen sind, etwas aus ihrer Herkunftskultur zu lernen. Die Jüngste ist zehn Jahre alt, Nachwuchsprobleme scheint es nicht zu geben.

Als die Geretsrieder Line-Dancer auftreten, einheitlich gekleidet - rote T-Shirts, schwarze Hosen, Cowboyhüte und Cowboystiefel -, verwandelt sich der "Hinterhalt" in einen Saloon. Country-Musik tönt aus den Boxen. Die neun Tänzer stehen im Quadrat. Jeder tanzt für sich, und doch bilden alle gemeinsam eine Formation, die Schrittfolge ist festgelegt und wiederholt sich. "Fisher's Hornpipe" zum Beispiel. 64 Schritte hat die Gruppe bereits gelernt, es sieht schwierig aus: Mit den Füßen stampfen, in die Hände klatschen, Drehungen, das hält die Tänzer jung, die bereits im fortgeschrittenen Alter sind.

Und es geht international weiter an diesem Abend: mit einem mexikanischen "Corrido" und einem "Fröhlichen Kreis" aus Irland. "Der neue Klapptanz kommt aus Amerika und ist seit 40 Jahren auf dem bayerischen Tanzboden beheimatet, also ein bayerischer Tanz mit Migrationshintergrund", sagt Zapf. Einen Migrationshintergrund hat auch die zugezogene Ellen. Sie lebt seit vier Jahren in der Region und hat durchs Tanzen eine Menge Leute kennen gelernt. "Zum Heini gehen wir besonders gern, weil er immer seinen Schmäh dazugibt", sagt Rosi Waldinger. Sie ist mit ihrem Mann Andreas da, beide sind leidenschaftliche Tänzer der Isartaler Volkstanzgruppe von Gabi und Werner Grimmeiß. Zapf erzählt, dass er die Stücke alle für die Musiker und ihre Instrumente umgeschrieben hat. Seit etwa zehn Jahren erweitert die Waldramer Tanzlmusi stets ihr Repertoire "Jetzt spielen wir ganze Nächte durch", sagt der Tanzmeister. "Das Besondere am Volkstanz ist, dass jeder mitmachen kann", erklärt Sebastian Brustmann. Und das tun sie hier auch.

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