Süddeutsche Zeitung

Geretsried:Mehr als Kämmen und Kraulen

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Die Geltinger Tierschutzjugend will lernen, aufklären und sensibilisieren. Deshalb gibt es am Samstag einen Info-Stand

Von Hannah Fischer, Geretsried

Wer denkt, die Geltinger Tierschutzjugend trifft sich nur zum Schmusen mit Hund und Katze, der irrt: Die Gruppe verfolgt zwei hehre Ziele, sie will lernen und aufklären. "Manche Tiere werden von ihren Besitzern schlecht behandelt", beklagt die elfjährige Julia Heinke, die seit einigen Monaten Teil der Gruppe ist, "wir müssen den Tieren helfen, damit es ihnen wieder gut geht."

Seit fast anderthalb Jahren ist die Tierschutzjugend im Josefa-Burger-Tierheim aktiv, in ihr engagieren sich 19 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren. Ihrem Aufklärungsauftrag kommt die Tierschutzjugend am kommenden Samstag, 31. Oktober, in der Wolfratshauser Innenstadt nach: An einem Info-Stand versuchen die Tierfreunde von 9 bis 16 Uhr für den Tierschutz zu sensibilisieren, das Thema lautet "Wer den Pez trägt, trägt den Tod".

Bevor ein Kind bei der Tierschutzjugend mitmachen darf, muss es erst einmal zum Schnuppern vorbeikommen, sagt Jugendleiterin Anke Wolfrom. "Viele Kinder haben ein falsches Bild und denken, dass es nur um den Kontakt mit dem Tier geht", sagt sie. Es hänge aber viel mehr daran. Ein bisschen Schmusen ist natürlich auch dabei: Julia zum Beispiel kämmt und krault besonders gern die Katzen.

Aber damit hat es sich nicht. "Die Betreuerinnen erklären viel zu den Tieren. Das ist immer sehr interessant", sagt die Elfjährige. Auch Ausflüge werden genutzt, um den jungen Tierschützern etwas beizubringen: So hat die Gruppe dieses Jahr den Tierpark Hellabrunn besucht. Julia erzählt, dass sie dort vor allem auf die Gehege geachtet hätten. Sind sie für die Tiere geeignet? Bieten sie Rückzugsmöglichkeiten? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Kinder. Julias Lieblingstiere sind außerhalb des Tierparks anzutreffen: Hunde und Pferde.

Dass in der Tierschutzjugend auch viele ältere Kinder sind, stört Julia nicht. Im Gegenteil: "Die Größeren bringen den Kleineren viel bei und helfen uns." Eine dieser Größeren ist Sina Zitterbart aus Beuerberg. Die 16-Jährige ist seit einem Jahr Mitglied der Tierschutzjugend. Ihr sei es besonders wichtig, andere Leute über den Tierschutz aufzuklären, sagt sie. Nach dem Abitur wolle sie ein soziales Jahr in einer Tierauffangstation in Peru machen.

Sina ist mit vielen Haustieren aufgewachsen: Hunde, Katzen, Hasen. Im Tierheim sei ihr besonders der kleine, schwarz-weiße, italienische Straßenhund Gianni ans Herz gewachsen, sagt sie. "Als Mensch muss man auf die Tiere achten. Viele Leute wissen nicht, wie man mit Tieren umgehen muss. Und es macht mich traurig zu sehen, was mit manchen Tieren passiert", sagt Sina. Für sie sei der Tierschutz etwas Selbstverständliches. Deshalb sei es ihr auch besonders wichtig, andere Leute dafür zu sensibilisieren. Beim Info-Stand am Samstag will Sina deshalb tatkräftig mitwirken.

Jugendleiterin Wolfrom freut sich über das Engagement der Kinder. Die Gruppe wachse immer mehr zusammen und die Integration neuer Kinder laufe sehr gut. Sie und die anderen Betreuer bemühten sich um ein abwechslungsreiches Programm für die monatlichen Treffen. Einmal ging es darum, der Kanada-Graugans, die unter Fußproblemen leidet, mit einer Konstruktion den Ausstieg aus dem Teich zu erleichtern. Bei einem anderen Treffen unternahm die Tierschutzjugend einen Ausflug zu einem Bauernhof, um die natürlichen Verhaltensweisen von Nutztieren zu erforschen. Eines steht damit fest: Bei der Tierschutzjugend ist immer etwas los. Wer sich über die Gruppe informieren will, kann die Gelegenheit am Samstag nutzen.

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Quelle:
SZ vom 28.10.2015
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