Geretsried:Masterplan fürs schnelle Netz

Breitbandversorgung

Langer Weg zum schnellen Internet: Der Breitbandausbau kommt auch deshalb langsam voran, weil die Tiefbau-Unternehmen ausgelastet sind.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Geretsried will Rohre für Glasfaserkabel verlegen, die an Internet-Anbieter verpachtet werden sollen. Bis zur Umstellung wird es aber noch Jahre dauern

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Wenn sich in Geretsried jemand ins Internet einloggt, dann flitzen seine Daten entweder durch Telefonleitungen aus Kupfer oder durch die Leitungen des Kabelfernsehens. Als Flitzen nimmt das aber kaum noch einer wahr: Denn während sich das Verhalten der Internetnutzer verändert hat, Filme im Stream laufen und Firmen über Skype konferieren, ist das Leitungsnetz keinen Tag jünger geworden. Kabel und vor allem Kupfer übertragen die gewachsenen Datenmengen nur mit ermüdender Langsamkeit. Ganz anders Glasfaser, das so hohe Übertragungsraten ermöglicht, dass seine Leistungsfähigkeit noch jahrelang nicht ausgeschöpft sein wird. Es sei also ein echtes "Medium der Zukunft", sagte Gregor Strobl am Dienstag im Geretsrieder Stadtrat. Der Verkehr der ganzen Welt, so der IT-Fachmann, passe durch ein Glasfaserkabel. Dieses Wunder wünscht sich die Stadt auch für Geretsried.

Das Problem: Glasfaser-Technik ist aufwendig und teuer, und wenn eine Kommune kein eigenes Telekommunikationsnetz aufbauen will, muss sie darauf warten, dass Anbieter wie die Telekom oder Vodafone um die Erlaubnis bitten, die Straßen aufgraben und ihre Leitungen verlegen zu dürfen. Das kann lukrativ sein in Städten, im ländlichen Bereich hingegen "überlegen sich die Unternehmen dreimal, ob sie anfangen", sagte Strobl. Das Geschäft ist für sie nicht rentabel. Als Mitarbeiter der Regensburger Firma IK-T, die vom Verwaltungsrat der Geretsrieder Stadtwerke beauftragt worden war, hat Strobl den Stadtrat besucht, um aufzuzeigen, wie zögernde Telekommunikationsfirmen für Geretsried gewonnen werden können.

Die Lösung lautet: Rohre. Wenn sich unter Geretsrieder Boden bereits die Leerrohre befänden, in die Internetanbieter dann nur noch ihre Kabel schieben müssten, wäre das attraktiver, als wenn Anbieter selbst die Kosten aufbringen müssten, um diese Rohre zu verlegen. Sie könnten das Netz von der Stadt pachten, was für die Anbieter rentabler wäre. Doch alle Straßen aufgraben und in kürzester Zeit überall die Rohre zu verlegen - das schwebt den Stadtwerken nicht vor. Stattdessen sollen Gelegenheiten genutzt werden, zu denen der Boden ohnehin aufgegraben werden muss: Tiefbauarbeiten etwa. Um all die Fragen zu klären, die mit einem solchen Gedankenspiel unweigerlich aufs Tapet kommen, haben die Stadtwerke die IK-T mit der Erstellung eines Masterplans beauftragt - und der liegt nun vollständig vor.

4997 Häuser sollen nun nach und nach angeschlossen werden, mit 20 000 Glasfasern, sechs Clustern und 100 Glasfaserverzweigern. Denn weil Glasfaser für mindestens 40 Jahre aktuell bleiben werde, so Strobls Prognose, wäre es seiner Meinung nach nur sinnvoll, Rohre zu nehmen, durch die von Anfang an die Grundlagen für den Einbau dieser komplizierten und teuren Technik geschaffen würden. Die Stadt wird, insofern sie sich an den Leitfaden der IK-T halten möchte, im Verlauf der Jahre etliche Millionen investieren müssen. Dem Bürger entstünden dadurch keine direkten Kosten, außerdem müssten die Anbieter die Rohre ja pachten, weshalb wieder Geld in die Stadtkasse zurückfließen würde. Vorerst wird aber alles beim Alten bleiben - denn die Umstellung dauert zehn bis 20 Jahre.

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